Berlin, 24. Jul (Reuters) – Das 9-Euro-Ticket kostet einer Umfrage des Bus-Verbandes BDO zufolge sowohl Fern- als auch Reisebussen viele Passagiere. Alle Teilnehmer der Umfrage hätten im Juni ein Minus bei Fahrgästen festgestellt, teilte der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (BDO) am Wochenende mit. Mehr als zwei Drittel hätten Verluste von über 60 Prozent ausgemacht. Bei den Senioren, der Hauptzielgruppe der Bustouristik, sprangen sogar 67 Prozent ab.
Flixbus, das den deutschen Fernbusmarkt mit einem Anteil von 95 Prozent beherrscht, hatte von Einbußen im zweistelligen Prozentbereich gesprochen. Das 9-Euro-Ticket gilt für den öffentlichen Personennahverkehr und Regionalbahnen und kann bundesweit eingesetzt werden. Es ist somit gerade für Studenten oder Rentner eine Alternative im Fernverkehr. Er gilt als Erfolg, da schon über 30 Millionen Tickets verkauft wurden. Die Debatte über eine Fortsetzung über September hinaus ist daher entbrannt.
Der BDO lobt zwar, dass die Nutzer-Zahlen im Nahverkehr durch das Ticket gestiegen seien. Das Ticket verzerre aber den Wettbewerb mit der Bahn. Der Verband schlug vor, den reduzierten Umsatzsteuersatz von sieben Prozent künftig bei Bahn und auch Bussen einheitlich anzuwenden.
Das 9-Euro-Monats-Ticket war als Entlastung wegen der hohen Energiepreise eingeführt worden und soll bis September laufen. Die Einnahmeverluste von 2,5 Milliarden Euro gleicht der Bund aus. Der Verband der Verkehrsunternehmen hatte vorgeschlagen, das Ticket danach für 69 Euro ebenfalls bundesweit fortzusetzen. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) will zunächst gemeinsam mit den Bundesländern die Erfahrungen mit dem Ticket auswerten. Vorläufige Analysen haben gezeigt, dass das Ticket Autofahrer nur begrenzt in Busse und Bahnen lockt. Nur um die drei Prozent seien wohl umgestiegen.
Grünen-Parteichefin Ricarda Lang machte sich auf Twitter für eine Anschlussregelung stark. Zur Finanzierung sei man selbstverständlich bereit über den Abbau umweltschädlicher Subventionen zu sprechen. Sie reagierte damit auf Äußerungen von Finanzminister Christian Lindner (FDP), der mit Blick auf die Schulden Deutschlands eine Fortsetzung des 9-Euro-Tickets abgelehnt hatte. Der Bund könne die Kosten jedenfalls nicht weiter tragen.
9-Euro-Ticket schadet Fern- und Reisebussen
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