02. Sep – Es folgen Entwicklungen aus Politik und Wirtschaft rund um das Thema Energie und Energiesparen, das infolge des russischen Krieges gegen die Ukraine immer wichtiger wird:
21.31 Uhr – Siemens Energy teilt zu den von Gazprom gemeldeten Defekten mit: „Als Hersteller der Turbinen können wir lediglich feststellen, dass ein derartiger Befund keinen technischen Grund für eine Einstellung des Betriebs darstellt.“ Leckagen beinträchtigten im Normalfall den Betrieb einer Turbine nicht. Siemens Energy sei aktuell nicht mit Wartungsarbeiten beauftragt. „Unabhängig davon, haben wir bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass in der Verdichterstation Portowaja genügend weitere Turbinen für einen Betrieb von Nord Stream 1 zur Verfügung stehen“, teilt das Unternehmen mit.
20.45 Uhr – Der Vorstandsvorsitzende von Uniper, Klaus-Dieter Maubach, hat sich hinter die umstrittene Gasumlage gestellt. „Zunächst einmal darf man sagen, die Gasumlage dient der Versorgungssicherheit“, sagt Maubach im ZDF heute journal. Sie sei ein Instrument, damit es in den Wohnungen und Häusern nicht kalt werde. Dass die Gasumlage erhöht werden muss, möchte Maubach nicht ausschließen. „Das wird sich zeigen, ob sie wirklich erhöht werden muss. Es hängt ja ab von den Preisen auf den Märkten.“ Maubach geht zudem nicht davon aus, dass der Mutter-Konzern Fortum sich von Uniper trennen will. „Den Eindruck habe ich nicht! Ich glaube, wir arbeiten nach wie vor gut zusammen.“
19.53 Uhr – Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums lehnt eine Stellungnahme zur Aussetzung der Gaslieferungen über Nord Stream 1 ab. „Die Unzuverlässigkeit Russlands haben wir in den vergangenen Wochen bereits gesehen und entsprechend haben wir unsere Maßnahmen zur Stärkung der Unabhängigkeit von russischen Energieimporten unbeirrt und konsequent fortgesetzt“, erklärt sie. Die Gas-Speicher seien zu 84,3 Prozent gefüllt. Das Oktober-Speicherziel von 85 Prozent dürfte daher schon in den ersten Septembertagen erreicht werden. Wir beobachten die Lage im engen Austausch mit den Netzbetreibern und der Bundesnetzagentur sehr genau. Die Lage auf dem Gasmarkt ist angespannt, aber die Versorgungssicherheit ist gewährleistet.“
19.25 Uhr – Angesichts der russischen Entscheidung, vorerst kein Gas über Nord Stream 1 fließen zu lassen, gewinnen nach Einschätzung des Chefs der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, die LNG-Terminals, die relevanten Speicherstände sowie signifikante Einsparnotwendigkeiten an Bedeutung. Gut sei, dass Deutschland inzwischen besser vorbereitet sei, jetzt komme es aber auf jeden an, schreibt Müller in einem Tweet.
14.50 Uhr – Der ukrainische Energiekonzern Naftogaz will die Gasproduktion ausbauen, um rechtzeitig für die Heizperiode im nächsten Jahr europäische Länder beliefern zu können. Die Ukraine könne helfen, die Lücke füllen, die durch den Wegfall russischer Lieferungen entstehe, sagte der Chef des staatlichen Unternehmen, Jurij Witrenko, der Nachrichtenagentur Reuters. Dazu sei allerdings westliche Hilfe in Form von Investitionen und Experten-Know-how nötig. Dies könne durch eine Art Marshallplan geschehen, wie ihn die USA nach dem Zweiten Weltkrieg zum Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft ins Leben gerufen hatten. Experten geben allerdings zu Bedenken, dass die Gasreserven der Ukraine weitgehend erschöpft seien und das Land seit Jahren erfolglos versuche, die Produktion zu steigern. Zudem lägen etwa 75 Prozent der Gasförderanlagen an der Front oder in ihrer unmittelbaren Nähe.
13.55 Uhr – Russland wird nach den Worten von Ex-Präsident Dmitri Medwedew Gaslieferungen nach Europa einstellen, wenn die EU eine Preisobergrenze für russisches Gas durchsetzt. „Es wird einfach kein russisches Gas in Europa geben“, schreibt der Vizechef des russischen Sicherheitsrates in der Messaging-App Telegram. Er reagiert damit auf Äußerungen von EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen. Sie hat zuvor bei einem Besuch der Klausurtagung von CDU/CSU im bayerischen Murnau gesagt: „Ich bin der festen Überzeugung, dass es jetzt Zeit ist für einen Preisdeckel auf russischem Pipeline-Gas nach Europa.“
13.04 Uhr – Die Bundesfinanzministerium rechnet einem Medienbericht zufolge dieses Jahr mit einer Inflationsrate von über acht Prozent. Das geht laut „Spiegel“ aus einem Schreiben des Ministeriums an den CDU-Haushaltspolitiker Christian Haase hervor. „Im Regierungsentwurf zum Haushaltsgesetz 2023 wurde eine Inflationsrate von rund 8,1 Prozent zugrunde gelegt“, heißt es darin. Bislang war das Ministerium von rund sechs Prozent ausgegangen. Sprunghaft steigende Energiepreise sind der Haupttreiber der Inflation, die auf dem höchsten Stand seit Jahrzehnten liegt.
12.20 Uhr – Russland sieht die Funktionsfähigkeit der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 1 gefährdet. Grund sei, dass nur eine Turbine in einer wichtigen Kompressorstation in Betrieb sei, sagt Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. Russland hatte die Lieferungen über die Pipeline bereits auf 20 Prozent der Kapazität gedrosselt und derzeit wegen erneuter Wartungsarbeiten bereits das zweite Mal binnen weniger Wochen ganz unterbrochen. Die Führung in Moskau und der staatliche Energieriese Gazprom begründen dies damit, dass die westlichen Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs Wartungsarbeiten und Installationen beeinträchtigten. Die Bundesregierung hält dies für vorgeschoben. Sie wirft dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor, einen Wirtschaftskrieg gegen Europa zu führen.
11.52 Uhr – Russland will nach eigenen Angaben kein Öl mehr an Länder verkaufen, die Preisdeckel für russische Energie einführen. „Unternehmen, die Preisobergrenzen verhängen, werden nicht zu den Empfängern von russischem Öl gehören“, sagt Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow und bestätigt damit Äußerungen des stellvertretenden Ministerpräsidenten Alexander Nowak vom Vortag. Die russische Führung begründet ihre Haltung damit, dass Preisobergrenzen zu einer erheblichen Destabilisierung des globalen Ölmarktes führen würden.
11.15 Uhr – Der russische Parlamentspräsident Wjatscheslaw Wolodin schlägt Europa zur Lösung der Energiekrise die Nutzung der gestoppten Gas-Pipeline Nord Stream 2 vor. Energiesicherheit sei ohne Russland unmöglich, erklärt der enge Verbündete von Präsident Wladimir Putin. „Für die europäischen Politiker ist die Stunde der Wahrheit gekommen. Sie haben zwei Möglichkeiten, aus der Situation, die sie sich selbst geschaffen haben, herauszukommen“, schrieb er auf Telegram. Entweder würden die „illegalen Sanktionen“ gegen Russland aufgehoben und Nord Stream 2 in Betrieb genommen. Oder sie ließen alles so, wie es sei, was zu Problemen in der Wirtschaft führen und das Leben für die Bürger noch schwieriger machen werde. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte allerdings bereits einen Vorschlag von Putin zur Nutzung von Nord Stream 2 zurückgewiesen und erst vorigen Monat einen Kurswechsel bei dem milliardenschweren Projekt ausgeschlossen.
07.30 Uhr – Vor dem angekündigten Ende der Wartungsarbeiten an der Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 werden wieder Buchungen für russische Gaslieferungen nach Deutschland registriert. Das geht aus den Daten des Betreibers der Gaspipeline am Freitag hervor. Demnach beliefen sich die Nominierungen für Gas auf 14.437.507 Kilowattstunden pro Stunde (kwh/h) von 02.00 bis 03.00 Uhr am Samstag. Nominierungen sind im Wesentlichen Kapazitätsanfragen für den Gastransport und können vom Lieferanten bei Bedarf geändert werden. Vor der vom russische Staatskonzern Gazprom angekündigten Unterbrechung der Gaslieferungen vom 31. August bis zum 2. September wegen der Wartungsarbeiten waren die Buchungen auf null gefallen. Russland macht technische Probleme wegen der westlichen Sanktionen verantwortlich, während etwa Deutschland und Frankreich der Führung in Moskau vorwerfen, die Gasversorgung als Kriegswaffe einzusetzen.
05.01 Uhr – Der Vorstandsvorsitzende des drittgrößten deutschen Gasimporteurs VNG, Ulf Heitmüller, hat vor schwerwiegenden Konsequenzen für sein Unternehmen und die Gasversorgung in Deutschland gewarnt. „Ohne die Gasumlage werden wir unser Geschäft nicht wie bisher weiterführen und damit auch unserem Versorgungsauftrag nicht mehr nachkommen können“, sagte er den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland und der Leipziger Volkszeitung laut Vorabbericht. Weiter heißt es in dem Bericht, die Ersatzbeschaffung für die ausbleibenden russischen Gaslieferungen kosteten VNG jeden Tag einen niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Zweifel an der Hilfsbedürftigkeit der VNG, die mehrheitlich dem Energiekonzern EnBW gehört, wies Heitmüller in dem Vorabbericht zurück.
04.01 Uhr – Im Streit um die hohen Energiepreise droht die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi der Bundesregierung mit landesweiten Protesten. Der „Augsburger Allgemeinen“ vom Freitag, sagte Verdi-Chef Frank Werneke, „es ist höchste Zeit, dass die Bundesregierung ein gemeinsames und wirksames Konzept zu Bekämpfung des Energiepreis-Schocks für die Bevölkerung vorlegt“. Demonstrationen würden notwendig, wenn die Bundesregierung die Bürgerinnen und Bürger nicht ausreichend entlaste, hieß es weiter. Dem Bericht zufolge warnte der Verdi-Chef vor einer Belastung für die Demokratie. Außerdem forderte er neben dem Energiegeld eine Direktzahlung von 500 Euro und einen Energiepreisdeckel für Gas und Strom.
01.29 Uhr – Die deutschen Grünen im Europaparlament fordern einen europaweiten Gaspreisdeckel. „Ausschließlich die Europäische Union hat die politische und ökonomische Macht, so eine Preisbremse durchzusetzen“,sagte der Sprecher der Grünen im EU-Parlament, Rasmus Andresen, laut einem Vorabbericht der Funke Mediengruppe. Die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten sollten kurzfristig einen europäischen Gaspreisdeckel von höchstens 100 Euro pro Megawattstunde beschließen, besser noch deutlich darunter. Dies würde angesichts von Preisen von aktuell um die 300 Euro für die Megawattstunde Gas einen Unterschied machen. Ohne regulatorische Eingriffe werde man die steigenden Gaspreise nicht in Griff bekommen. Durch ein gemeinsames Vorgehen könne Europa seine Marktmacht nutzen, um die Gaspreise für alle zu begrenzen.
2. September 2022 Energie-Ticker
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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