„Anleger kommen um China nicht herum,“ sagt Jean-Marie Mercadal, CEO von SYNCICAP Asset Management – Teil von Ofi Invest. Allein die Größe des chinesischen Aktienmarktes spricht dafür: Er hat eine Gesamtkapitalisierung von fast 16 Billionen US-Dollar und ist mit mehr als 7.000 börsennotierten Aktien der zweitgrößte Aktienmarkt der Welt. Das Gewicht chinesischer Aktien in den regionalen Marktindizes ist inzwischen überwältigend. Aber China ist im Westen nicht unumstritten. „Deshalb sind wir der Meinung, bei Investitionen in Asien sollten Investoren in zwei Dimensionen denken: China und ex China.
Auf Asien entfallen fast zwei Drittel der Weltbevölkerung, und es trägt massiv zum weltweiten Wachstum bei. China ist aufgrund seiner Größe bei weitem der stärkste wirtschaftliche und politische Motor Asiens. Der MSCI Asia Pacific ex Japan, ein regionaler Index, wird mit einer Gewichtung von fast 44 Prozent von chinesischen Aktien dominiert. Das Gleiche gilt für den MSCI Emerging Market mit 27,5 Prozent für chinesische Festlandstitel und 2,0 Prozent für in Hongkong notierte Titel, insgesamt also fast 30,0 Prozent.
Abkoppelung von chinesischem Aktienmarkt
Die Entwicklung Chinas wurde in den letzten Jahrzehnten hauptsächlich durch die zunehmende Globalisierung des Waren- und Kapitalverkehrs vorangetrieben. Mittlerweile hat in Europa jedoch ein Umdenken vor allem aus Gründen der Versorgungssicherheit (Stichwort Coronakrise) und politischen Sicherheit (Stichwort Taiwan) stattgefunden. Die Vereinigten Staaten haben inzwischen Handelssanktionen verhängt, darunter Embargos für wichtige Produkte, wie zum Beispiel Halbleiter, aus chinesischen Unternehmen. China scheint unterdessen einen Weg eingeschlagen zu haben, der wohl dazu führen wird, dass es sich auf seine Binnenwirtschaft und seinen riesigen Binnenmarkt konzentrieren wird. So könnte sich der chinesische Aktienmarkt wahrscheinlich mehr und mehr von internationalen Finanzmärkten abkoppeln.
Bei chinesischen Aktien sollten sich Investoren auf zwei Themen konzentrieren, die der Staat fördern will: die „grüne Wirtschaft“ und den „gesellschaftlichen Wohlstand“. Die Bereiche grüne Technologie, Binnenkonsum in einem Markt von mehr als einer Milliarde Verbrauchern und aufkommenden lokalen Marken sowie das Gesundheitswesen könnten davon profitieren.
Wachstumspotenzial in Asia ex China
Der asiatische Markt außerhalb von China ist sehr vielschichtig. Die Länder befinden sich in sehr unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Obwohl einige von ihnen klein sind, bieten sie die Möglichkeit, diversifizierte Portfolios aufzubauen. So können Anleger in Wachstumsunternehmen investieren, von denen einige in absoluten Zahlen und vor allem im Vergleich zu Unternehmen in anderen Ländern recht niedrig bewertet sind. Die wichtigsten asiatischen Märkte neben China sind Indien, Korea, Taiwan sowie Indonesien, Malaysia und Länder, deren Märkte weniger entwickelt sind, die aber zu den Hauptempfängern chinesischen Kapitals gehören, wie Vietnam, das noch im Index der Frontier-Länder geführt wird.
In der Tat beobachten wir, dass China zunehmend in seine Nachbarländer investiert. Dafür gibt es drei wesentliche Gründe:
- Unternehmer möchten China verlassen; die Anträge auf Ausreise von Familien, die zu den reichsten gehören haben in den letzten Monaten erheblich zugenommen.
- Die Produktion außerhalb Chinas schafft neue Lieferketten, die von den westlichen Ländern verhängten Embargos umgehen.
- Die Produktionskosten, insbesondere die Löhne, sind niedriger als in China.
Unser Fazit: China und Asien ex China sind beides attraktive Regionen. Obwohl sie wirtschaftlich miteinander verbunden sind, unterscheiden sie sich insbesondere in politischer Hinsicht und bieten Anlegerinnen und Anlegern damit die Möglichkeit, ihre Portfolien stärker zu diversifizieren und die Risiken überschaubarer zu halten.“
Zunehmende Abkopplung des chinesischen Aktienmarktes
Symbolfoto: Bild von Marianne Aldridge auf Pixabay
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