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Zinssorgen setzen Europas Börsen erneut zu

Frankfurt, 15. Dez – Die Aussicht auf weitere Zinserhöhungen der großen Notenbanken verdirbt europäischen Aktienanlegern die vorweihnachtliche Stimmung. Dax und EuroStoxx50 fielen am Donnerstag um jeweils etwa 3,5 Prozent auf 13.986,23 beziehungsweise 3835,70 Punkte. Der US-Standardwerteindex Dow Jones gab 2,4 Prozent nach. 

Die Federal Reserve drosselte zwar ihr Zinserhöhungstempo und hob den Schlüsselsatz wie erwartet nur um einen halben Prozentpunkt auf 4,25 bis 4,5 Prozent an. Allerdings deuteten die Prognosen der Fed darauf hin, dass erst bei mehr als fünf Prozent das Ende der Fahnenstange erreicht sei. „Die wichtigste Botschaft des Fed-Chefs Jerome Powell war, dass die Fed trotz der Anzeichen für eine Abschwächung der Inflation und der drohenden Rezessionsrisiken nicht die Absicht hat, einen Kurswechsel vorzunehmen“, sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades. 

Vor diesem Hintergrund stieg der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, um 0,8 Prozent. Online- und Technologiewerte gerieten dagegen unter Druck. Höhere Zinsen entwerten Experten zufolge zukünftige Gewinne dieser wachstumsstarken Firmen. Der europäische Branchen-Index fiel um 4,7 Prozent. Die großen US-Technologiekonzerne verloren im Schnitt 4,4 Prozent. 

EZB-ENTSCHEID TREIBT EURO UND BOND-RENDITEN

Die EZB folgte dem Beispiel der Fed und erhöhte ihren Leitzins ebenfalls um einen halben Prozentpunkt. Zugleich signalisierten ihre Inflationsprognosen eine Fortsetzung dieses Kurses. „Es geht darum, dass der EZB-Rat jetzt durch eine kontinuierliche weitere Straffung verloren gegangene Glaubwürdigkeit zurückgewinnt“, sagte Volkswirt Friedrich Heinemann vom ZEW-Institut. Die Notenbank dürfe bei der Straffung der Geldpolitik nicht zögern. 

Als Reaktion auf den EZB-Entscheid grenzte der EuroEUR= seine Verluste ein und kostete am Abend 1,0636 Prozent. Europäische Staatsanleihen flogen dagegen aus den Depots. Dies trieb die Rendite der zehnjährigenDE10YT=RR Bundestitel auf 2,078 Prozent. 

PFUND GIBT TROTZ BOE-ZINSERHÖHUNG NACH

Als dritte im Bunde drehte die Bank von England (BoE) an der Zinsschraube und hob den Schlüsselsatz ebenfalls um einen halben Prozentpunkt an. Das Pfund Sterling gab dennoch nach und kostete zuletzt 1,2202 Dollar. Die Uneinigkeit unter den Notenbankern sorge für Verwirrung unter Anlegern, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Von den neun BoE-Führungsmitgliedern votierte eines für eine höhere Zinserhöhung, während zwei vor dem Hintergrund der schwächelnden Konjunktur eine Zinserhöhungspause favorisierten. 

Unter Druck geriet auch das Industriemetall Kupfer, das sich um 2,2 Prozent auf 8327 Dollar je Tonne verbilligte. Ein Rückgang der chinesischen Industrieproduktion schürte Spekulationen auf eine geringere Nachfrage des weltgrößten Abnehmers. „Langfristig bleibt die Angebotslage aber angespannt“, sagte Analyst Nitesh Shah vom Fondsanbieter WisdomTree. Weitere Kursrücksetzer eröffneten daher Kaufgelegenheiten. 

MEDIAMARKT/SATURN-MUTTER CECONOMY WARNT VOR UNWÄGBARKEITEN

Bei den deutschen Aktienwerten gehörte Ceconomy mit einem Minus von 13 Prozent zu den größten Verlierern. Die MediaMarkt/Saturn-Mutter stellte für das laufende Geschäftsjahr 2022/2023 zwar ein Gewinnplus in Aussicht, aber nur, wenn sich das wirtschaftliche Umfeld nicht verschlechtere. Wegen der unklaren Konjunkturaussichten und des harten Wettbewerbs bezweifelten Anleger, dass der Elektronikhändler seine Ziele erreichen könne, sagte Analyst Clement Genelot von der Investmentbank Bryan, Garnier & Co. 

An der Wall Street rutschten die Papiere von Netflix um 7,6 Prozent ab. Dem Online-Magazin Digiday zufolge liegt die Zahl der Nutzer des neuen, werbefinanzierten Abonnements nur bei 80 Prozent des Wertes, den der Streaming-Dienst Werbetreibenden versprochen hat. Diese könnten daher Nachlässe einfordern. 

Zinssorgen setzen Europas Börsen erneut zu

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Aksel Lian auf Pixabay

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