Donnerstag, November 14, 2024
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Zinserhöhungen der Fed schaden gesamter Weltwirtschaft – Stärkerer Dollar sorgt für steigende Inflation weltweit

Zwei Kommentare zur bevorstehenden Fed-Sitzung am 26. Und 27. Juli von zwei Investmentexperten von Aegon AM und PGIM Fixed Income:

Von Hendrik Tuch, Head of Fixed Income (NL) bei Aegon Asset Management

Fed EZB
Foto von Hendrik Tuch (Quelle: Aegon AM)

Die US-Notenbank hält weitere Zinserhöhungen für notwendig, um die Inflation wieder auf ein erträgliches Niveau zu bringen. Die raschen Zinserhöhungen der Fed werden jedoch nicht nur der US-Wirtschaft schaden, sondern – wie frühere Zinserhöhungszyklen auch – der gesamten Weltwirtschaft.

Der steigende Dollar sorgt dafür, dass andere Länder mit noch mehr Inflationsdruck konfrontiert werden, da sie mehr für auf Dollar denominierte Waren, insbesondere Rohstoffe, bezahlen. Effektiv exportieren die USA nun sowohl die steigende Inflation als auch die Zinserhöhungen in die ganze Welt, was für Länder mit einer schwachen Finanzlage und/oder einer schwachen Handelsbilanz zu Problemen führt.

Frühere Straffungszyklen der Fed haben in den Schwellenländern für Chaos gesorgt, das wird in diesem Zyklus wahrscheinlich nicht anders sein. Die Zentralbanken der Schwellenländer in Lateinamerika und Mittelosteuropa haben letztes Jahr mit einem der aggressivsten geldpolitischen Straffungszyklen der Geschichte begonnen, und ein Ende ist nicht in Sicht. Sie müssen die Geldpolitik nicht nur weiter anheben, um dem Inflationsdruck zuvorzukommen, sondern auch, um sicherzustellen, dass ausländische Investoren ihre Investitionen in den Schwellenländern nicht abziehen.

Die westlichen Zentralbanken stehen vor ähnlichen Problemen, jetzt, da die Fed die geldpolitischen Zügel anzieht. Jede Zentralbank, die nicht mit dem von der Fed vorgegebenen Tempo der Straffung Schritt hält, wird erleben, dass ihre Währung schwächer wird und sich ihre Inflationsaussichten weiter verschlechtern.“

Der Euro ist seit Jahresbeginn um mehr als 10 % gefallen. Eine weitere Schwäche ist zu erwarten, wenn die EZB an einem langsamen Zinserhöhungszyklus festhält. Die europäische Wirtschaft ist bereits durch die Auswirkungen des russischen Krieges gegen die Ukraine geschwächt worden und wird weiter leiden, wenn Russland beschließt, seine Gaslieferungen einzustellen. Die Finanzmärkte sind einfach nicht davon überzeugt, dass die EZB willens und in der Lage ist, den offiziellen Refinanzierungssatz in den nächsten Quartalen deutlich anzuheben.

Der letzte Zyklus hat das globale Bankensystem fast zum Erliegen gebracht. In diesem Zyklus werden die gleichzeitige Verringerung der Zentralbankbilanzen und eine Reihe starker Zinserhöhungen Druck auf alle Finanzanlagen ausüben, wie wir in der ersten Jahreshälfte gesehen haben. Solange die Fed die Zinsen weiter anhebt und der Dollar weiter aufwertet, wird es schwierig sein, eine dauerhafte Trendwende bei der derzeitigen Baisse-Stimmung an den Märkten zu erreichen.

Drei Dinge, auf die es bei der Sitzung der Fed am 27. Juli zu achten gilt
von Ellen Gaske, Lead Economist—G10 Economies, Global Macroeconomic Research bei PGIM Fixed Income

Wenn die Fed auf ihrer Sitzung am 27. Juli tatsächlich eine weitere Anhebung um 75 Basispunkte vornimmt, wird sie den Leitzins von fast 0 % vor nur viereinhalb Monaten auf eine Spanne von 2,25 % bis 2,5 % gebracht haben. Dies entspricht den Schätzungen der meisten Fed-Vertretern für den langfristigen neutralen Zinssatz. Nach unserer Einschätzung könnte der neutrale Zinssatz bei knapp unter 2 % liegen, wenn man die wirtschaftliche Verlangsamung bedenkt, die eintrat, als die Fed den Leitzins Ende 2018 das letzte Mal über 2 % anhob.

In jedem Fall wird eine weitere Straffung nach der Juli-Sitzung den Leitzins weiter in den restriktiven Bereich drücken. Die Fed hat mitgeteilt, dass sie wahrscheinlich erst dann auf die Bremse treten wird, wenn sie eine überzeugende Verschiebung der monatlichen Inflationswerte sieht, die Fortschritte in Richtung des 2 %-Ziels der Fed signalisieren würde. Diese Botschaft wird Powell voraussichtlich auf seiner Pressekonferenz nach der Sitzung bekräftigen. Darüber hinaus sollten jedoch folgende Punkte ebenfalls im Auge behalten werden:

Erstens, die Art und Weise, wie die Fed die aktuelle Wirtschaftslage einstuft. Gegenwärtig gibt es gemischte Signale über die aktuelle Wirtschaftskraft und die voraussichtliche kurzfristige Entwicklung der monatlichen Inflationsmesswerte.

  • Die Wohnbautätigkeit und die Hypothekenanträge sind stark zurückgegangen, der Anstieg der Immobilienpreise hat sich jedoch noch nicht abgeschwächt.
  • Die realen Verbraucherausgaben sind rückläufig, während die nominalen Ausgaben hingegen nicht nachlassen.
  • Die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung haben zugenommen, sind aber insgesamt immer noch recht niedrig.
  • Die Anzahl der Neueinstellungen liegt weiterhin deutlich über dem Trend, doch die durchschnittlichen Stundenlöhne sind seit letztem Herbst rückläufig. 
  • Außerhalb des Automobilsektors haben sich die Lagerbestände der Unternehmen im Allgemeinen deutlich verbessert, doch der Preisdruck im Gütersektor hält an.

Zweitens, wie viel Gewicht (wenn überhaupt) die Fed-Vertreter auf ihre Prognosen über die Entwicklung der Wirtschaftstätigkeit und des Inflationsdrucks in der zweiten Jahreshälfte legen. Unserer Einschätzung nach ist es für die Fed wahrscheinlich noch zu früh, um eine wesentlich zukunftsorientiertere Sichtweise zu vermitteln, da die jüngsten Inflationsmesswerte immer noch einen hohen und weit verbreiteten Preisdruck erkennen ließen. Doch mit jeder weiteren Zinserhöhung werden die verzögerten Auswirkungen der Straffungsmaßnahmen der Fed immer wichtiger.

Drittens, wie stark die Fed die von den globalen Rahmenbedingungen ausgehenden Risiken gewichtet.  Das Hauptaugenmerk der Fed liegt zwar auf der US-Wirtschaft, doch sie berücksichtigt auch die globalen Bedingungen, wenn sie sich auf die US-Wirtschaft und die Finanzbedingungen auswirken könnten. Zurzeit straffen die Zentralbanken der meisten G10-Länder ihre Geldpolitik rasch und unisono, der Krieg in der Ukraine birgt erhebliche Risiken für die weltweiten Energiepreise und -lieferungen, und es kommt immer wieder zu Engpässen in den Lieferketten. Wir dürfen gespannt sein, wie viel Bedeutung die Fed derzeit den Risiken für die US-Wirtschaft aus dem Ausland beimisst.

Zinserhöhungen der Fed schaden gesamter Weltwirtschaft – Stärkerer Dollar sorgt für steigende Inflation weltweit

Fotos von Hendrik Tuch (Quelle: Aegon AM) und Ellen Gaske (Quelle: PGIM Fixed Income)

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