Frankfurt, 07. Mrz – Die Genossenschaftsbanken haben ihren Jahresgewinn trotz Wertverluste durch die Zinswende kräftig gesteigert. Der Nettogewinn der 737 Kreditinstitute kletterte 2022 um rund 35 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro, wie der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) am Dienstag mitteilte. Die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank zur Bekämpfung der Inflation trieben den Zinsüberschuss der Mitgliedsinstitute um 8,2 Prozent auf 17,7 Milliarden Euro.
Allerdings hatte die Zinswende auch eine negative Seite: Sie führte bei den Instituten der Gruppe zu Marktverlusten bei Wertpapieranlagen und zu Abschreibungen in Höhe von 5,8 Milliarden Euro. „Für uns ist ein abrupter Zinsanstieg herausfordernd“, erklärte BVR-Präsidentin Marija Kolak. Die im vergangenen Jahrzehnt erwirtschafteten Erträge und die Kapitalrücklagen verschafften das notwendige Polster, um diese Belastungen abzufedern. In den nächsten drei bis vier Jahren soll der Großteil der Abschreibungen durch Wertaufholungen zurücklaufen, erwartet der BVR-Vorstand.
Die Folgen der Zinserhöhung machten sich auch im Kreditgeschäft bemerkbar: Die Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen sei deutlich zurückgegangen, erklärte Kolak. „Die Inflation ist nun auch in der mittleren Schichten der Gesellschaft angekommen“, sagte sie. Die Vorsorge für Kreditausfälle lag 2022 bei 581 Millionen Euro, während die Rücklagen 930 Millionen Euro betrugen und damit deutlich weniger als die 4,1 Milliarden Euro im Jahr davor. Welche Rücklagen nach den massiven Wertverlusten noch geblieben sind, wollte der BVR-Vorstand nicht preisgeben. Der Provisionsüberschuss der Genossenschaftsbanken kletterte im vergangenen Jahr auf 6,3 Milliarden Euro.
BVR FORDERT BÜROKRATIEABBAU UND WENIGER REGULIERUNG
Die Kreditbestände stiegen um 6,5 Prozent auf 757 Milliarden Euro. Damit verteidigten die deutschen Genossenschaftsbanken, die rund 30 Millionen Privat- und Firmenkunden zählen, ihren Marktanteil von 17,8 Prozent. Die Zahl der Mitglieder ging allerdings laut BVR im vergangenen Jahr um 230.000 auf 17,95 Millionen zurück. Weil die Mitglieder der Genossenschaftsbanken immer älter werden, wollen die Institute verstärkt jüngere Zielgruppen für sich gewinnen.
Präsidentin Kolak sieht die Politik in der Verantwortung, die deutsche Wirtschaft auf einen „nachhaltigen Wachstumspfad“ zurückzuführen. „Deutschland braucht insgesamt mehr Tempo“, sagte sie bei der Vorlage der Jahreszahlen. Den Abbau der Bürokratie nannte Kolak „ein Wachstumsprogramm zum Nulltarif.“ Politik und Bankenaufsicht müssten darauf achten, die Wirtschaft und die Kreditvergabefähigkeit der Banken nicht mit steigenden Regulierungskosten oder bürokratischen Hürden zu überfordern. Es sei ein Alarmzeichen wenn namhafte Dax-Konzerne lieber in den USA und in China investieren wollten als in Deutschland.
Zinseinnahmen und Rücklagen fangen Wertverluste der Genossenschaftsbanken auf
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Olaf auf Pixabay
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