Montag, Oktober 7, 2024
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Darum passen Zeiterfassung und Homeoffice nicht zusammen

Im September letzten Jahres entschied das Bundesarbeitsgericht, die Zeiterfassung für alle Unternehmen in Deutschland einzuführen.

Vor einigen Wochen wurde hierfür die Begründung veröffentlicht. Die Zeiterfassung kann jedoch auch zu Schwierigkeiten führen, insbesondere für Mitarbeiter im Homeoffice. Welche Probleme können entstehen und welche Lösungen gibt es für die Zeiterfassung im Homeoffice?

Das sagt das neue Gesetz

Das Bundesarbeitsgericht (BAG) in Deutschland hat im September 2022 beschlossen, dass alle Unternehmen in Deutschland, einschließlich Start-ups, ab sofort verpflichtet sind, ein System zur Erfassung der Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter zu implementieren. Diese Pflicht wurde in einer Pressemitteilung des BAG am 13. September verkündet. Ursprünglich entschied das Europäische Gerichtshof (EG) im Jahre 2019, die Zeiterfassung in Luxemburg einzuführen. Nun soll das Gesetz bundesweit gelten. Bisher war es die Pflicht aller Arbeitgeber, lediglich die Überstunden der Beschäftigten festzuhalten. 

Jetzt müssen die Arbeitszeiten aller Mitarbeiter von Beginn bis Ende dokumentiert werden, um zu gewährleisten, dass Arbeitnehmer nicht mehr als 48 Stunden in der Woche arbeiten. Das neue Gesetz erteilt den Betriebsräten kein Mitbestimmungsrecht bei der Einführung eines Zeiterfassungssystems. Sie können aber eingreifen, sobald die Zeiterfassung den Gesetzeszweck überschreitet. Erstmalig wurde die Thematik im Rahmen eines Falles zwischen einem Betriebsrat und Arbeitgebern aus Nordrhein-Westfalen aufgegriffen. Hier wollte der Betriebsrat die Einführung eines Zeiterfassungssystems durchsetzen, die Arbeitgeber beklagten sich jedoch. 

Letztlich wurde das Mitbestimmungsrecht seitens des BAGs verweigert, dennoch wird nun mit dem neuen Gesetz die Pflicht zur Zeiterfassung eingeführt. Folglich hat der Betriebsrat indirekt gewonnen und das Unternehmen muss – trotz des negativen Urteils – die Arbeitszeiten aller Beschäftigten erfassen.

Ab sofortigem Zeitpunkt sind die Unternehmen dazu verpflichtet, die Arbeitszeiten zu dokumentieren, auch wenn das neue Gesetz noch nicht offiziell eingeführt wurde. Im Falle von Kontrollen durch Behörden müssen Arbeitgeber in der Lage sein, entsprechende Beweise zu liefern. Ein Gesetzesentwurf soll in den kommenden Wochen – noch im ersten Quartal des neuen Jahres – vorgelegt werden. Daher sollten Arbeitgeber bereits jetzt ein geeignetes System zur Arbeitszeiterfassung aller Beschäftigten einrichten. Auch wenn noch keine Rechtsverordnung existiert, die Verstöße und Bußgeldvorschriften bei Missachtung des Gesetzes festlegt, sollte davon ausgegangen werden, dass der Gesetzesgeber zukünftig entsprechende Maßnahmen ergreifen wird.

Was sind die Vorteile der Zeiterfassung?

Die Arbeitszeiterfassung soll unter anderem für Transparenz und Nachvollziehbarkeit der dokumentierten Arbeitszeiten, einschließlich der Abwesenheiten, sorgen. Auch ersetzt ein digitales System Papierbögen und Excel-Listen. Die Berechnung der Überstunden und die Erfassung von Krankheits- und Urlaubstagen wird somit vereinfacht und übliche Flüchtigkeitsfehler können vermieden werden. Zudem gibt es die Möglichkeit, die Daten automatisch in das Lohnabrechnungssystem zu übertragen. Alles in allem soll die Zeiterfassung dazu dienen, Beschäftigte von unbezahlten Überstunden zu befreien und mit klaren Regelungen und strikter Einhaltung der Arbeitszeiten möglichen Burn-outs vorzubeugen. 

Die Risiken hinter dem Gesetz

Auch bringt das neue Gesetz potenzielle Gefahren mit sich. So kann beispielsweise die Vertrauensarbeitszeit beeinträchtigt werden, die es Mitarbeitern – insbesondere im Homeoffice – erlaubt, ihre Arbeitszeiten eigenständig zu planen. Grundlage hierfür ist das Vertrauen an den Beschäftigten seitens des Arbeitgebers. Die Einführung eines Zeiterfassungssystems widerspricht dem Prinzip der Vertrauensarbeit und Arbeitgeber könnten ihre Angestellten wieder ins Büro zurückrufen, um ihre Arbeitszeiten besser zu kontrollieren. 

Die Möglichkeiten, die Arbeitsstunden im Homeoffice zu überprüfen sind vielfältig: Zeiterfassungsterminals, Mitarbeiterportale oder mobile Apps können die Eingaben in Echtzeit festhalten. Nichtsdestotrotz kann dies zu Misstrauen beim Arbeitgeber führen und könnte sogar bedeuten, dass Homeoffice-Jobs in vielen Unternehmen abgeschafft werden. Dies könnte Menschen, die auf Homeoffice-Arbeit angewiesen sind, schwer benachteiligen. Zudem ist die Einführung eines digitalen Systems für Unternehmen mit Zeit und Kosten verbunden, eine manuelle Erfassung in Papierform wiederum ist zu aufwendig. Auch ist es noch unklar, wie die Zeiterfassung in Bezug auf Pausen umgesetzt wird.

Fazit

Wie sich die Umsetzung der Arbeitszeiterfassung in den kommenden Wochen gestalten wird, ist unklar. Fakt ist, dass das neue Gesetz negative Auswirkungen auf Unternehmen haben kann, besonders in Bezug auf Flexibilität und Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitgeber und Angestellten. 

Die Verpflichtung könnte ebenfalls zu einer Abschaffung von Homeoffice-Jobs führen. Zudem wird die Einführung digitaler Zeiterfassungssysteme für viele Unternehmen zu mehr Kosten und Aufwand führen. Das Gesetz soll Arbeitnehmer in erster Linie schützen, aber es bleibt abzuwarten, wie es konkret umgesetzt und welche Auswirkungen die Zeiterfassung auf die Vertrauensarbeitszeit und Homeoffice-Jobs haben wird.

Autor: 

Dominik Sedlmeier ist CEO der PR-Agentur El Clasico Media GmbH und Experte in den Bereichen Kommunikation, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Er gehört zu den medial gefragtesten PR-Managern und betreut u.a. die größten Marktführer verschiedener Branchen.

https://www.elclasico-media.de/

Bildcredit: privat

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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