Freitag, November 8, 2024
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World-Fund-Analyse zeigt: Finanzierungslücke gefährdet Europas Vorreiterrolle bei Climate-Tech-Startups

Europa könnte eine global führende Rolle bei Climate-Tech-Startups einnehmen – muss dafür aber bei den Rahmenbedingungen nachbessern und Finanzierungslücken schließen. Das ist das Ergebnis einer umfassenden Analyse öffentlicher und nicht-öffentlicher Daten und Studien des ersten Whitepapers des Berliner Climate-Tech-Wagniskapitalgeber World Fund, das gemeinsam mit der Cleantech Group erarbeitet und von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC inhaltlich geprüft wurde.

Die Analysen des Whitepapers zeigen, dass das Wagniskapital-Krisenjahr 2022 ein Rekordjahr für Climate-Tech-Investitionen war: Insgesamt haben europäische Startups 2022 13,2 Milliarden US-Dollar eingesammelt, das sind 13 Prozent der gesamten Venture Capital-Finanzierungen. In Europa und Israel flossen im vergangenen Jahr 16,4 Milliarden Dollar in insgesamt 879 Clean-Tech-Startups. Im ersten Quartal 2023 finanzierten Investoren 270 europäische und israelische Startups mit insgesamt 2,8 Milliarden Dollar. „Startups müssen die Treiber der Transformation werden, sonst geht es nicht schnell genug“, sagte Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (dena) in einem Interview dem World Fund.

Finanzierungslücke in Europa bei Clean-Tech-Startups
Die Analyse zeigt aber auch, woran es in Europa im Bereich der Climate Tech-Unternehmen mangelt: Während in der Seed-, Series-A- und späteren Wachstumsphase viel Geld in hiesige Unternehmen fließt, fehlt es an Kapital für Unternehmen, die die Gründungsphase überstanden haben und sich nun am Markt behaupten müssen. Für diese Zwischenphase stellt die Analyse eine deutliche Finanzierungslücke in Europa fest. Eine Studie stellt fest, dass nur 16 Prozent des Bedarfs an Klimafinanzierung gedeckt sind. Das bedeutet, dass die Klimafinanzierung bis 2030 um 590 Prozent – auf 4,35 Milliarden US-Dollar jährlich – steigen müsste, um die EU- und globalen Klimaziele zu erreichen.

Kohärente Regulierung könnte Europa Spitzenplatz bei Climate Tech sichern
Die Analyse zeigt, dass Europa in Bezug auf Talente, Technologien, Unternehmensgründungen und politische Ambitionen gut aufgestellt ist, um bei der ökologischen Umgestaltung der Weltwirtschaft eine globale Führungsrolle zu übernehmen. Allerdings weisen die Autor*innen des Whitepapers darauf hin, dass eine einfachere und kohärentere Regulierung benötigt wird, damit Europa seine ambitionierten Klimaschutzziele erreichen kann. Während die USA spätestens mit dem Inflation Reduction Act klare finanzielle Anreize für Climate-Tech-Investitionen bieten, hat China einen Vorsprung durch koordinierte Anstrengungen und Planungssicherheit für den Markt.

Erstmals gibt der Berliner World Fund in dem Whitepaper auch einen tieferen Einblick in die Methodik seines Climate Performance Potentials (CPP), mit dem der Wagniskapitalgeber das Klimaschutzpotenzial von Startups berechnet. Erst kürzlich hatte der Fonds mit anderen internationalen Risikokapitalgebern wie dem Microsoft-Investor Tiger Global und dem Twitter-Finanzierer Union Square Ventures die Klimaschutzallianz VCA gegründet, um Klimaschutzstandards für Startups zu entwickeln. Der World Fund ist auch Mitglied von Cleantech for Europe – einer Initiative, die zwischen der Cleantech-Branche und den politischen Entscheidungsträgern in Europa vermittelt.

Unter Expert*innen herrscht Einigkeit darüber, dass Investitionen in Startups mit innovativen Klimaschutzlösungen benötigt werden, um die globalen Ziele zu erreichen. So geht die Internationale Energieagentur (IEA) davon aus, dass für das Ziel, bis 2050 weltweit 100 Prozent grüne Energie zu erzeugen, noch rund die Hälfte der dafür notwendigen Technologien erst noch entwickelt werden muss. „Um die vom Menschen verursachte Erderwärmung zu begrenzen, muss die Welt ihre Emissionen bis 2030 halbieren und dann bis zur Mitte des Jahrhunderts auf Netto-Null gehen. Jedes Zehntelgrad macht einen großen Unterschied, und es sind die kumulierten CO2-Emissionen, die zählen“, sagte Stefan Rahmsdorf, Forscher am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), in einem Interview dem World Fund.

Danijel Visevic, Founding Partner beim World Fund, sagt: „Europa hat das Potenzial, sich an die Spitze der weltweiten Klima-Revolution zu setzen. Obwohl wir viel Zeit verloren haben, ist es noch nicht zu spät, die schlimmsten Folgen der Klimakrise abzuwenden. Unser Ziel sollte es sein, das gesamte wirtschaftliche und ökologische Potenzial zu nutzen, das die derzeitige technologische Revolution bietet. Diese erste Analyse der nicht an der Börse gehandelten Unternehmen für Klimatechnologien zeigt, dass die Finanzierung einer regenerativen Welt noch lange nicht gesichert ist. Die Venture-Capital-Gemeinschaft hat hier eine besondere Verantwortung: Wir sollten uns auf Investitionen in klimarelevante Deep-Tech-Klima-Innovationen konzentrieren, die emissionsintensive Industrien ersetzen werden.“

Richard Youngman, CEO der Cleantech Group, sagt: „Innovation, in all ihren Facetten, ist unerlässlich, wenn wir die jahrzehntelange Klimakrise, die uns bereits bevorsteht, abmildern wollen – technologisch, politisch und finanziell. Die so genannten bewährten Instrumente sind für das Ausmaß des erforderlichen Wandels und die Geschwindigkeit, mit der die Handlungslücke geschlossen werden muss, einfach nicht ausreichend.“

Andreas Feiner, Partner bei PwC Deutschland, sagt: „Die Welt steht vor drei großen Herausforderungen: Klimawandel, Verlust der biologischen Vielfalt und wachsende soziale Ungerechtigkeit. Die europäische Climate-Tech-Community hat das Potenzial, wirksame Lösungen zu entwickeln, um diesen zu begegnen. Investitionen in neue Technologien und Geschäftsmodelle, die darauf abzielen, CO2-Emissionen zu reduzieren und die Dekarbonisierung zu beschleunigen, sind daher unerlässlich. Wir müssen die Welt wieder auf Kurs bringen, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen – jetzt oder nie.“

Bild World Fund Team

Quelle fph Gesellschaft für Strategie- und Kommunikationsberatung mbH

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