Montreal, 22. Aug (Reuters) – Kanada bietet nach Ansicht von Wirtschaftsstaatssekretärin Franziska Brantner Chancen für die Autoindustrie und die Entwicklung der Elektro-Mobilität. Brantner verwies am Montag in einem Reuters-Interview unter anderem auf die kanadischen Vorkommen an Lithium. „Aber es geht nicht nur um Import von Rohstoffen“, sagte die Grünen-Politikerin, die Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck bei deren Kanada-Besuch begleitet. Die deutsche Autoindustrie könnte in Kanada investieren, um Lithium dort gleich zu verarbeiten, fügte sie hinzu. Lithium gilt als ein wichtiger Rohstoff für Batterien in E-Autos, die Verarbeitung als energieintensiv. Kanada hat unfangreiche Pläne für den Ausbau erneuerbarer Energien.
„Es hilft sicherlich, dass die USA in ihrer neuen Regulierung für Investitionen in Hightech und Klimaschutz den Markt nicht als US-amerikanisch, sondern als nordamerikanisch definieren“, fügte die Parlamentarische Staatssekretärin im Wirtschafts- und Klimaministerium hinzu, die auch für Rohstoffe zuständig ist. „Deshalb bieten Investitionen in Kanada den Zugang zum sehr viel größeren US-Markt.“
Wie Kanzler Scholz preist Brantner Kanada als Alternative zu Russland an. „Kanada verfügt über fast alle Rohstoffe, die Russland hat – aber es ist demokratisch, bietet verlässliche rechtliche Rahmenbedingungen“, sagte sie. Brantner verwies etwa auf Kobalt für Hightech-Produkte oder Kali für die Landwirtschaft. Kanada gehört aber etwa auch bei Uran, Graphit, Nickel, Gold, Kupfer, Kalium und Niob zu den jeweils zehn Ländern mit den weltweit größten Vorkommen. Genauso wichtig sei, dass beide Länder die gleichen klimapolitischen Ambitionen teilten, erklärte die Staatssekretärin.
Brantner sagte, sie hoffe, dass deutsche Firmen langfristige Partnerschaften anstrebten. Türöffner könne sein, dass Kanada selbst ein sehr großes Interesse daran habe, mit anderen demokratischen Staaten zusammenzuarbeiten. „Im G7-Rahmen treibt die Regierung in Ottawa selbst die Zusammenarbeit für einen Rohstoffsicherheitspakt voran“, betonte Brantner mit Blick auf Bemühungen vieler westlicher Staaten, Abhängigkeiten von autoritären Regierungen abzubauen.
Die Politik sollte für Rahmenbedingungen sorgen, die auf beiden Seiten die ehrgeizigen Klimaschutzziele unterstützen. Dazu gehörten etwa die Arbeit an größerer Energieeffizienz und der Wasserreduktion beim Abbau von Rohstoffen. Es brauche dann aber Regeln für Importe aus anderen Regionen, um einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen, sagte sie in Anspielung auf Überlegungen für Einfuhrzölle auf Produkte mit weniger strengen Klimaschutzvorgaben. Daran arbeite die EU-Kommission zur Zeit.
Brantner forderte die Firmen auf, sich der nötigen Abstimmung bei Rohstoff-Projekten auch mit Nichtregierungsorganisationen (NGOs) zu stellen. Es gebe in Kanada wie in Deutschland eine sehr lebendige Zivilgesellschaft, was gut für eine Demokratie sei, sagte sie mit Blick auf Umweltgruppen und Vertretungen indigener Völker. „Wir sollten die nötige Abstimmung auch mit NGOs nicht als Belastung, sondern als Chance sehen.“ Vielleicht dauerten Entscheidungen etwa für Bergwerke etwas länger. „Aber wenn ein Konsens erzielt ist, sind die Einigungen viel dauerhafter.“
Wirtschaftsstaatssekretärin – Chancen für Autoindustrie in Kanada
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