07. Jul (Reuters) – Premierminister Boris Johnson hat sich dem wachsenden Druck aus den eigenen Reihen gebeugt und seinen Rücktritt verkündet. Im Folgenden ein Überblick über Politikerinnen und Politiker, die für eine Nachfolge an der Spitze der Torys und damit auch der britischen Regierung im Gespräch sind. Es gibt keinen klaren Favoriten, und die Reihenfolge entspricht nicht den jeweiligen Aussichten der Personen:
AUSSENMINISTERIN LIZ TRUSS
Die 46-Jährige gilt als Liebling der konservativen Basis. In Johnsons Regierung war sie zunächst zwei Jahre lang Außenhandelsministerin, bevor die überzeugte Brexit-Befürworterin zur Außenministerin berufen wurde. Seit vergangenem Jahr vertritt sie zudem als Chef-Unterhändlerin in Brüssel bei der EU britische Positionen. Ihr öffentliches Image pflegt Truss sorgfältig: Vergangenes Jahr ließ sie sich in einem Panzer ablichten, was an ein bekanntes Bild von Großbritanniens erster Premierministerin, Margaret Thatcher, erinnert.
EX-AUSSENMINISTER JEREMY HUNT
Der 55-Jährige hält nicht damit hinter dem Berg, dass er seine Ambitionen auf den Einzug in die „Downing Street 10“ nicht ganz aufgegeben hat. In einer parteiinternen Stichwahl um den Vorsitz der Konservativen war Hunt Mitte 2019 Zweiter geworden, Johnson setzte sich durch und wurde somit auch Premierminister. Von Hunt würden Beobachter einen ernsteren Regierungsstil erwarten. Hunt war in den vergangenen zwei Jahren Vorsitzender des Gesundheitsausschusses – weit ab von der aktuellen Regierung.
VERTEIDIGUNGSMINISTER BEN WALLACE
Die Popularität des 52-Jährigen ist im Zuge des Ukraine-Kriegs unter den Torys gestiegen. Sein Ministerium steht wegen der Waffenlieferungen in die Ukraine hoch im Kurs, nachdem es schon 2021 für die Evakuierung britischer Staatsbürger aus Afghanistan Beifall bekommen hatte. Wallace war selbst in der Armee und unter anderem in Deutschland stationiert. Er war ab 2016 als Staatssekretär im Innenministerium für Sicherheit zuständig bevor er 2019 das Verteidigungsministerium übernahm.
EX-FINANZMINISTER RISHI SUNAK
Sunak trat am Dienstag zurück und erklärte, die Briten würden zu Recht eine „ordentliche, kompetente und ernsthafte“ Regierungsarbeit erwarten. Lange galt Sunak als Favorit für eine Nachfolge Johnsons. Er verdiente sich in der Corona-Pandemie Meriten mit einem Rettungsprogramm für die Wirtschaft. Viele Briten halten die Unterstützung seines Ministeriums angesichts der explodierenden Lebenshaltungskosten aber für zu gering und die Steuern für zu hoch. Der 42-Jährige wurde zudem wie Johnson für Verstöße gegen Lockdown-Auflagen bestraft.
EX-GESUNDHEITSMINISTER SAJID JAVID
Auch Javid trat am Dienstag aus Protest gegen Johnsons Umgang mit dem Fall eines Tory-Mitglieds zurück, dem sexuelles Fehlverhalten vorgeworfen wurde. Der ehemalige Banker Javid hatte vor der Leitung des Gesundheitsministeriums bereits mehrere Regierungsposten, 2020 war er als Finanzminister zurückgetreten. Der Sohn pakistanischer Einwanderer gilt als Bewunderer von Ex-Premierministerin Thatcher.
FINANZMINISTER NADHIM ZAHAWI
Der 55-Jährige war bis vor kurzem noch Bildungsminister. Sympathien hat er sich aber vor allem erworben, als er in der Regierung noch für die Covid-Impfungen zuständig war. Die Kampagne war eine der schnellsten weltweit. Die steile Karriere des ehemaligen irakischen Flüchtlings, der als Kind nach Großbritannien kam, hebt ihn von Konkurrenten ab. Erst vergangene Woche erklärte Zahawi, es wäre für ihn ein Privileg, Premierminister zu werden. Kurz vor Johnsons Rücktrittserklärung am Donnerstag hatte Zahawi Johnson dazu aufgefordert. Er selbst war weniger als 48 Stunden zuvor von Johnson zum Finanzminister ernannt worden.
EX-VERTEIDIGUNGSMINISTERIN PENNY MORDAUNT
Kaum dass Johnson Premierminister geworden war, entzog er Mordaunt die Leitung des Verteidigungsressorts. Mordaunt hatte Johnsons Rivalen Hunt unterstützt. Die entschiedene Brexit-Befürworterin ist zurzeit Staatsekretärin im Handelsministerium. Die Lockdown-Partys, die Hintergrund des jüngsten Misstrauensvotums gegen Johnson waren, nennt sie beschämend und erklärt, die Wähler wünschten sich von der Regierung Professionalität und Kompetenz.
TOM TUGENDHAT
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschuss im Unterhaus hat bereits angedeutet, dass er seinen Hut in den Ring werfen will. Der 49-Jährige könnte den Konservativen einen klaren Abschluss mit der Ära Johnson bieten. Er hat sich seit Jahren mit Kritik an Johnson zu Wort gemeldet, hat bisher allerdings auch noch keinen Kabinettsposten bekleidet. Der ehemalige Soldat war im Irak und in Afghanistan im Einsatz.
SUELLA BRAVERMAN
Die Generalstaatsanwältin hat Pläne, für die Führungsrolle bei den Konservativen zu kandidieren, bereits öffentlich gemacht. Die 42-Jährige war unter Johnsons Vorgängerin Theresa May Staatsekretärin im Brexit-Ministerium und trat aus Protest zurück, weil ihr Mays Pläne für den EU-Ausstieg nicht weit genug gingen.
Wer könnte auf den britischen Premier Boris Johnson folgen?
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.