Warum wir Frauen und Männer gleichermaßen für Veränderung brauchen
Von Prof. Dr. Anabel Ternès
Zum Weltfrauentag wird viel über Gleichberechtigung gesprochen. Über Frauen in Führung, über Quoten, über Sichtbarkeit. Doch was passiert nach dem 8. März? Wie nachhaltig sind die Diskussionen, die wir heute führen? Fakt ist: Wir brauchen mehr weibliche Vorbilder. Aber wir brauchen ebenso dringend ein neues Miteinander von Frauen und Männern – in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Frauen-Netzwerke sind wichtig – aber sie sind nicht genug
Vor ein paar Tagen bei einer inspirierenden Veranstaltung in der Stadtsparkasse Düsseldorf: The Female Network Düsseldorf hat gezeigt, wie kraftvoll Frauen sich gegenseitig unterstützen, wie stark sie gemeinsam Impulse setzen können. Wir waren uns einig: Es geht um Fairness, um neue Wege jenseits alter Trampelpfade. Und doch bleibt eine entscheidende Frage: Reicht es, wenn Frauen unter sich bleiben?
Ein Foto, das kürzlich für Diskussionen sorgte, zeigt sechs männliche Politiker an einem Tisch. Viele Frauen empörten sich über die fehlende weibliche Beteiligung. Doch während wir uns über solche Bilder aufregen, sitzen wir oft genug in eigenen Runden – nur unter Frauen. Das kann nicht die Lösung sein.
Wir brauchen gemischte Netzwerke – und eine neue Kultur der Zusammenarbeit
Wirklicher Wandel entsteht nicht durch getrennte Welten, sondern durch Dialog. Frauen und Männer müssen zusammenarbeiten, sich gegenseitig fördern und einander als gleichberechtigte Partner verstehen. Die Zeiten, in denen „Female Empowerment“ bedeutete, dass Frauen ausschließlich Frauen unterstützen, sollten vorbei sein.
Wir brauchen nicht nur Frauen, die für Gleichberechtigung kämpfen. Wir brauchen auch Männer, die Gleichberechtigung aktiv leben. Männer, die sich für diverse Teams einsetzen, die Frauen bewusst einladen, ihre Perspektiven zu teilen. Und umgekehrt: Frauen, die starke, progressive Männer in ihre Netzwerke einbinden – nicht, weil sie müssen, sondern weil es das einzig Sinnvolle ist.
Mehr weibliche Role Models – nicht nur für Frauen
Ein weiteres großes Thema bleibt die Sichtbarkeit von Frauen in Führungspositionen. Wir brauchen mehr weibliche Vorbilder – in Unternehmen, in der Wissenschaft, in der Politik. Mädchen und junge Frauen müssen sehen, dass Karriere für sie genauso selbstverständlich sein kann wie für ihre männlichen Altersgenossen.
Doch weibliche Role Models sind nicht nur für Frauen wichtig. Auch Männer profitieren davon, wenn sie erleben, dass erfolgreiche Führung nicht an ein Geschlecht gebunden ist. Es gibt nicht den einen Führungsstil, nicht die eine Art, erfolgreich zu sein. Vielfalt in der Führung bedeutet, unterschiedliche Perspektiven zuzulassen – und davon profitieren alle.
Fakten: Wo stehen wir wirklich?
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: In Deutschland sind nur 36,7 % der Führungspositionen mit Frauen besetzt (Statistisches Bundesamt, 2023). In den Vorständen der 100 größten deutschen Unternehmen liegt der Frauenanteil sogar nur bei 14,2 %(AllBright Stiftung, 2023). Fortschritte sind da, aber sie sind langsam. Studien zeigen: Unternehmen mit divers aufgestellten Führungsteams sind wirtschaftlich erfolgreicher und innovativer. Trotzdem bleiben Frauen in Top-Positionen unterrepräsentiert.
Für eine Zukunft, die wir gemeinsam gestalten
„How we can push the river“ – diesen Satz hat Dr. Ulrike C. Strasser bei der Veranstaltung in Düsseldorf geprägt. Es geht darum, Veränderung nicht einfach abzuwarten, sondern aktiv zu gestalten. Und das gelingt nur gemeinsam.
Deshalb ist es an der Zeit, dass Frauen-Netzwerke sich weiterentwickeln: hin zu echten Netzwerken der Vielfalt. Wir sollten kluge, weitsichtige Männer zu unseren Veranstaltungen einladen – und sie sollten uns zu ihren einladen. Nicht als Quotenmaßnahme, sondern weil es die einzig logische Konsequenz ist.
Frauen vernetzen sich – für mehr Impact
Die Organisatorinnen des Female Leaders Network Düsseldorf zeigen, was möglich ist: Annette Grabbe (Finanzvorständin, Rheinbahn AG), Maria Kofidou(Geschäftsführerin, Düsseldorf Congress GmbH), Henrietta Six (Mitglied des Vorstands, Stadtsparkasse Düsseldorf) und Dr. Charlotte Beissel (Mitglied des Vorstands, Stadtwerke Düsseldorf) haben mit ihrem Event einen Raum für Austausch und neue Kooperationen geschaffen. Moderiert wurde der Abend von Annette Walz (Leiterin Innovation und Community Engagement, Düsseldorf Congress).
Lasst uns nicht nur über Veränderung reden. Lasst sie uns gemeinsam umsetzen.
„Gleichberechtigung ist kein Kampf der Geschlechter, sondern ein gemeinsamer Weg zur besten Version unserer Gesellschaft.“
Am Samstag, den 8. März 2025 ist Weltfrauentag.