Montag, November 18, 2024
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Wann ist eine eG wirklich die beste Wahl?

Genossenschaften zur Unterstützung für den Mittelstand

Steigende Material- und Arbeitskosten, finanzielle Risiken und schlechter Zugang zu wichtigen Märkten machen insbesondere mittelständischen Firmen das Leben schwer. Die Gründung von Genossenschaften könnte Abhilfe schaffen – wann eine Genossenschaft sinnvoll ist, ist den meisten Unternehmern jedoch nicht bewusst.

Mit der richtigen Vorbereitung kann eine Genossenschaft äußerst wirksam für Entlastung sorgen. Nicht nur lassen sich Risiken teilen – auch die Beschaffung wird oftmals günstiger. Dieser Beitrag beleuchtet, welche Vorteile eine eG mit sich bringt, unter welchen Umständen die Gründung sinnvoll ist und was zur erfolgreichen Genossenschaftsgründung notwendig ist.

Die eG als Form der Kooperation zum gegenseitigen Vorteil

Genossenschaften existieren bereits seit mehr als 150 Jahren und dienen in erster Linie der Förderung ihrer einzelnen Mitglieder. Anders als bei Kapitalgesellschaften steht nicht der wirtschaftliche Gewinn der Gesellschafter oder Investoren im Mittelpunkt. Primär geht es in der Regel primär darum, soziale oder kulturelle Anliegen der Teilhaber zu unterstützen. Dennoch ist der Gewinn nicht unbedeutend – schließlich bedeutet ein höherer Gewinn, dass jedes einzelne Mitglied mehr von der Genossenschaft profitiert.

Strebt ein Unternehmen die Gründung einer Genossenschaft an, benötigt es zuerst zwei oder mehr Gleichgesinnte, die sich als Mitgesellschafter an der Gründung beteiligen. Danach stellen die Gründungsmitglieder eine Satzung auf – ein Dokument, das den Zweck der Genossenschaft und die Befugnisse und die Stimmberechtigung der Mitglieder regelt. Die Gründung an sich ist damit abgeschlossen. Um als eingetragene Genossenschaft (eG) und damit als rechtliche Person auftreten zu können, muss die Genossenschaft jedoch zusätzlich im Genossenschaftsregister eingetragen und vom zuständigen Prüfungsverband bewilligt werden.

Gemeinsamer Nutzen statt maximaler Erträge

Die Gründung einer Genossenschaft hat für mittelständische Firmen mehrere Vorteile. So ist die Genossenschaft im Gegensatz zur GmbH oder anderen Kapitalgesellschaften nicht an die Interessen von Investoren gebunden – sie kann also so geführt werden, dass sie den Teilhabern bestmöglich zugutekommt. Ebenso erfolgt die Berechnung des Werts von Genossenschaftsanteilen immer anhand des Nennwerts. Dadurch können ihre Eigentümer sie äußerst günstig vererben oder anderweitig übertragen, während sich die Haftung des Einzelnen im Falle einer Pfändung oder Insolvenz ebenfalls auf den Nennwert beschränkt. Somit ist das finanzielle Risiko für alle Teilhaber geringer als bei einer Kapitalgesellschaft.

Auch aus steuerlicher Sicht ist eine Genossenschaft vorteilhaft, um von Vergünstigungen zu profitieren. Zwar muss auch eine eG Gewerbe- und Körperschaftssteuern zahlen – jedoch lässt sich die Steuerlast oftmals durch Stellschrauben wie erweiterte Gewerbesteuerkürzungen reduzieren. Ein weiterer Hebel, der zur Steuerersparnis genutzt werden kann, sind Fördermittel, die an Mitglieder der Genossenschaft ausgeschüttet werden. Diese fallen nämlich unter die Betriebsausgaben und sind somit absetzbar.

Marktmacht steigern und Risiken streuen

Die Genossenschaftsgründung stellt besonders dann eine gute Wahl dar, wenn bestimmte Ressourcen mit anderen Firmen geteilt werden sollen. So können Lager- und Werkshallen und Maschinen als Eigentum der Genossenschaft angeschafft und von all ihren Mitgliedern gleichberechtigt genutzt werden, um die finanzielle Last auf alle involvierten Unternehmen zu verteilen. Ferner lassen sich Einkäufe gesammelt über eine Genossenschaft abwickeln, um von Mengenrabatten zu profitieren.

Nicht zuletzt bietet eine Genossenschaft auch die Möglichkeit, bessere Konditionen bei Kunden und Zulieferern auszuhandeln. Da es sich um eine größere Körperschaft handelt, kann die Genossenschaft eine größere Marktmacht ausüben und so Preisnachlässe bei der Lieferung von Material und Ressourcen erwirken. Darüber hinaus bietet sie die Möglichkeit, gemeinschaftlich an Projekten wie der Expansion auf neue Märkte oder der Förderung der Nachhaltigkeit oder der regionalen Wirtschaft sowie an innovativen Ideen zu arbeiten, die alle Beteiligten voranbringen.

Autor

Björn Erhard, Vorsitzender des Deutschen Interessenverbands der Kleingenossenschaften e.V., ist Experte für Genossenschaften. Als erfolgreicher Unternehmer suchte er nach einer Möglichkeit, die Übergabe seines Unternehmens an seine Kinder sicher und steuerfrei zu gestalten. Dabei stieß er auf die Genossenschaft als Lösung. Heute unterstützt er als Unternehmensberater mit seinem Team Gründer bei der Gründung von Genossenschaften und begleitet sie bis zum Erfolg. Er setzt sich dafür ein, die Vorteile dieser Unternehmensform in der Unternehmerwelt bekannter zu machen. Mehr Informationen dazu unter: https://xn--bjrnerhard-fcb.de/

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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