Salzgitter/Ottawa, 13. Mrz – Volkswagen baut seine erste Batteriezellfabrik außerhalb Europas in Kanada. In St. Thomas in der Provinz Ontario solle 2027 mit der Produktion von Einheitszellen begonnen werden, teilte der Konzern am Montag nach wochenlangen Verhandlungen in Salzgitter mit. Das Batteriezellwerk soll neben der kürzlich beschlossenen Fabrik für die neue Marke Scout im US-Bundesstaat South Carolina dem Konzern helfen, mit E-Autos den wichtigen Markt in Nordamerika zu erobern. Die Entscheidung für Kanada begründete Volkswagen damit, dass das Land ideale Voraussetzungen bei der Versorgung mit Rohstoffen und dem Zugang zu grünem Strom habe. „Mit der Expansion nach Nordamerika erschließen wir einen Schlüsselmarkt für Elektromobilität“, erklärte VW-Technikvorstand Thomas Schmall mit Blick auf die VW-Batterietochter PowerCo.
Nach früheren Angaben soll die erste nordamerikanische Zellfabrik eine Jahreskapazität von 20 Gigawattstunden haben. Europas größter Autobauer könnte bei der Investition von Subventionen sowohl von Kanada als auch von den Vereinigten Staaten profitieren. Denn Kanada mit seinem großen Bergbausektor, der für Batterien wichtige Rohstoffe wie Lithium, Nickel und Kobalt fördert, hat einen milliardenschweren Fonds für grüne Technologie aufgelegt. Damit soll der Industrie in Ontario die Umstellung auf klimafreundliche Technologie erleichtert werden. Zudem qualifizieren sich Elektroautos von Volkswagen für das US-Förderprogramm „Inflation Reduction Act“ (IRA), da Kanada ein Freihandelsabkommen mit den USA hat und die Förderung von einem bestimmten Materialanteil aus Nordamerika abhängt.
„HOME RUN“ FÜR KANADA
Die Investition sei ein wichtiger Schritt nach vorne, in Kanada einen sauberen Transportsektor aufzubauen und die Nachfrage nach emissionsfreien Fahrzeugen zu bedienen, so die kanadische Zentral- und Regionalregierung. Das VW-Investment sei ein Vertrauensbeweis in diesen Plan. Innovationsminister Francois-Phillippe Champagne sprach von einem „Home Run“, den das Land geschafft habe. „Ja, wir haben gewonnen“, sagte er. Das sei ein Grund zum Feiern.
Der VW-Aufsichtsrat hatte Anfang März grünes Licht für ein Produktionswerk in South Carolina gegeben, mit dem Volkswagen an frühere Erfolge der US-Traditionsmarke Scout anknüpfen will. In der Nähe von Columbia sollen ab 2026 elektrische Pickups und SUV der nächsten Generation vom Band laufen. Mehr als 4000 Arbeitsplätze will VW dort schaffen, die bei Vollauslastung der Fabrik mehr als 200.000 Fahrzeuge im Jahr produzieren können. Die Serienproduktion soll 2026 anlaufen.
In Chattanooga im US-Bundesstaat Tennessee betreibt Volkswagen bereits ein Pkw-Werk, in dem vor kurzem die Fertigung des elektrischen ID.4 angelaufen ist. Außerdem will der VW-Konzern die Werke in Puebla und Silao in Mexiko ausbauen, um dort in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts Elektroautos und möglicherweise auch Komponenten wie Elektromotoren zu montieren.
Auf ihrem Heimatmarkt in Europa wollen die Wolfsburger zusammen mit Partnern bis 2030 sechs Zellfabriken mit einer Gesamtleistung von bis zu 240 Gigawattstunden hochziehen. In Salzgitter wurde bereits der Grundstein für eine große Fabrik gelegt. Dort ist Gotion Hightech002074.SZ aus China Partner. Eine weitere Batteriezellfabrik unterhält Volkswagen zusammen mit dem schwedischen Partner Northvolt in Skelleftea. Eine dritte Giga-Fabrik bauen die Niedersachsen zusammen mit Partnern im spanischen Valencia.
Als Standort für eine weitere Zellfabrik kommt Osteuropa in Frage. Die Entscheidung darüber könnte bis 2025 fallen. Bis 2028 sieht sich Volkswagen nach derzeitigem Stand allerdings mit drei Fabriken ausreichend mit Akku-Produktionskapazitäten versorgt.
VW baut großes Batteriezellwerk in Kanada
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Luke Lawreszuk auf Pixabay
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