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Vorschau: Höhenrausch beim Mercedes-Gewinn bald vorbei?

Frankfurt, 10. Feb – Der Autobauer Mercedes-Benz hat dank des knappen Pkw-Angebots 2022 so gut verdient wie nie zuvor – doch nach Analystenprognosen dürfte der Ertragsgipfel damit überschritten sein. Nach Daten von Refinitiv rechnen die Branchenexperten im Schnitt mit einem Umsatzplus gegenüber dem Vorjahr von knapp zehn Prozent auf 147 Milliarden Euro. Der Vorsteuergewinn (Ebit) soll doppelt so stark gestiegen sein auf 19,3 Milliarden Euro, so dass sich die Rendite um gut einen Prozentpunkt auf ein neues Rekordhoch von 13 Prozent verbessert hat. Für das laufende Jahr liegt die Renditeprognose mit 11,5 Prozent deutlich niedriger. „Es wird schwieriger, die aktuell rekordhohe Marge zu halten“, sagt Frank Biller, Autoanalyst von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Mercedes-Benz legt am 17. Februar Bilanz und Ausblick vor. 

Der Höhenflug beim Gewinn liegt an starker Nachfrage, die wegen Produktionsausfällen durch gestörte Lieferketten in der Corona-Pandemie auf ein knappes Angebot traf. Mercedes konzentrierte sich angesichts des Mangels an Halbleitern und anderen Teilen auf profitablere Oberklasse- und Luxusmodelle. Ziel des Dax-Konzerns ist es, unter günstigen Bedingungen dauerhaft zweistellige Margen zu erreichen.

Die Marke mit dem Stern konnte so wie andere Hersteller auch in den vergangenen Jahren höhere Preise durchsetzen. Dieses Preisniveau werde aber schwer zu halten sein, sagt Biller. Die Preissenkungen des global führenden Elektroautobauers Tesla brächten die Konkurrenz auf dem noch kleinen, aber stark wachsenden E-Automarkt unter Druck. Gleichzeitig nage die Inflation an der Kaufkraft der Konsumenten. „Der Wettbewerb wird härter, da wird es schwierig, die steigenden Kosten für Energie, Rohstoffe oder Batterien auf die Kunden abzuwälzen, auch für einen Premiumhersteller“, ergänzt der Analyst. Zugleich verlangten Zulieferer höhere Preise, die Löhne steigen. Mit dem Mangel an Neuwagen stiegen die Gebrauchtwagenpreise, das bescherte den Finanzsparten der Autobauer Zusatzerträge beim Verkauf von Leasing-Rückläufern. Hier sei ein Einbruch zu erwarten. Die Autobanken müssen wegen der steigenden Zinsen außerdem höhere Vorsorge gegen Kreditausfälle treffen. 

Mercedes-Benz hat nach dem Produktionsstau im vergangenen Jahr noch einen hohen Auftragsbestand abzuarbeiten. Im zweiten Halbjahr werde die schwächere Nachfrage spürbar werden, sagte Daniel Röska von Bernstein Research. Der Autobauer werde daher die Produktion auch bei besserer Chip-Versorgung nur behutsam ausweiten. Für den Absatz erwartet er einen Anstieg um zwei Prozent nach einem Rückgang im Hauptgeschäftsfeld Pkw um ein Prozent auf 2,04 Millionen Fahrzeuge 2022. „Wir glauben, die besten Renditejahre der Pandemie liegen hinter uns.“ 

SKEPSIS ÜBER LUXUS-STRATEGIE

Das Bestreben von Konzernchef Ola Källenius, die Marke mehr auf Luxus zu trimmen und die Rendite auf hohem Niveau zu halten, überzeugt nach Einschätzung der Analysten an der Börse bisher nicht. Der Aktienkurs hat sich nach einer Talfahrt im vergangenen Jahr zuletzt bei rund 72 Euro auf dem Niveau des Vorjahres stabilisiert. Die Anleger nehmen Röska zufolge dem Management noch nicht ab, dass es die propagierte Preisdisziplin länger durchhält. Källenius müsse mit Details zu Kostenkontrolle und Effizienzen aus einheitlichen Fahrzeugplattformen für Elektroautos Überzeugungsarbeit leisten, schrieb Röska. Auch Klarheit über den Abschied von kaum profitablen Kompaktmodellen der Verbrennerzeit, also A-Klasse und B-Klasse, sei notwendig. 

Auf einer Investorenkonferenz im vergangenen Jahr hatte der Konzernchef erklärt, ein Mercedes müsse so begehrt sein wie die astronomisch teure Handtasche „Birkin Bag“. Kunden müssen sich beim Luxushersteller Hermes darum bewerben, die einst auf Anregung der Schauspielerin und Sängerin Jane Birkin entworfene Ledertasche zu erstehen. „Für mich ist Mercedes-Benz keine Birkin-Bag – in einer solch elitären Luxussparte, wo man sich die Kunden aussuchen kann, sind sie noch lange nicht“, sagt LBBW-Analyst Biller. Margen jenseits der 20 Prozent seien unrealistisch, mehr als zwölf Prozent wären schon sehr gut.

Vorschau: Höhenrausch beim Mercedes-Gewinn bald vorbei?

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von THAM YUAN YUAN auf Pixabay

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