Sonntag, Dezember 22, 2024
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Vorschau: EZB-Entscheid und Banken im Blick der Anleger

Frankfurt, 10. Mrz – Die Europäische Zentralbank (EZB) wird sich Experten zufolge kommende Woche erneut mit einem kräftigen Zinsschritt gegen die hartnäckig hohe Inflation im Euro-Raum stemmen. Unter Volkswirten gilt es als ausgemachte Sache, dass die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde die Schlüsselsätze auf ihrer Sitzung am Donnerstag um einen halben Prozentpunkt anheben werden. Es wäre bereits die sechste Erhöhung in Folge seit der Zinswende im Juli 2022. Den Experten zufolge ist damit aber noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. „Die Inflation hält die europäischen Währungshüter weiter auf Trab“, meint DZ-Bank-Analyst Christian Reicherter. Ökonomen erwarten, dass Lagarde & Co in den kommenden Monaten die Zinszügel noch weiter straffen werden.

Mit einem deutlichen Zinsschritt am Donnerstag würde der Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten und der aktuell als der richtungsweisende Zins gilt, auf 3,00 Prozent steigen. Noch im Juni 2022 hatte er bei minus 0,50 Prozent gelegen – was Strafzinsen für die Banken bedeutete. „Die Arbeit der Europäischen Zentralbank ist noch lange nicht getan, um ihr mittelfristiges Inflationsziel zu erreichen“, sagt etwa Europa-Volkswirtin Ulrike Kastens von der Fondsgesellschaft DWS. Die EZB peilt zwei Prozent Teuerung für den Euro-Raum an. Davon ist sie aktuell meilenweit entfernt: Im Februar schwächte sich die Teuerung in der 20-Länder-Gemeinschaft nur minimal ab auf 8,5 Prozent von 8,6 Prozent im Januar. Die Kernrate, in der die schwankungsreichen Preise für Energie- und Lebensmittel ausgeklammert sind, stieg sogar von 5,3 Prozent im Januar auf 5,6 Prozent im Februar an. 

„Es steckt genügend Druck in der Pipeline, der auch in Zukunft für eine höhere Kernteuerung spricht“, meint etwa Commerzbank-Volkswirt Marco Wagner. Er verweist auf steigende Löhne im Euro-Raum und Hinweise darauf, dass Unternehmen zuletzt ihre Gewinnmargen auch durch kräftige Preiserhöhungen ausgeweitet haben. Mehrere Währungshüter hatten sich unlängst wegen der anhaltend hohen Kerninflation besorgt gezeigt. Denn dies könnte darauf hindeuten, dass sich der Preisschub viel langsamer abschwächt als bislang gedacht.

NEUE PROJEKTIONEN IM FOKUS

Mit Spannung wird daher erwartet, wie sich Lagarde auf der Pressekonferenz nach dem Zinsbeschluss zum weiteren Zinserhöhungspfad äußert. Einige Ratsmitglieder hatten bereits dafür argumentiert, dass nach der März-Sitzung womöglich weitere deutliche Zinsschritte nach oben notwendig sein könnten, um die Inflation zurückzudrängen. Andere Euro-Wächter wiederum hatten zur Vorsicht geraten. Wichtige Entscheidungshilfen dürften neue Konjunktur- und Inflationsprognosen der EZB-Volkswirte liefern, die den Währungshütern zur Sitzung nächste Woche vorliegen werden. 

Ruben Segura-Cayuela, Volkswirt bei der Bank von Amerika, geht davon aus, dass die die EZB-Ökonomen ihre Projektionen zur Kerninflation anheben aber ihre Prognosen für die Gesamtinflation etwas abschwächen werden. „Wir glauben, dass diese Änderungen die Meinungsverschiedenheiten im EZB-Rat verstärken werden“, schätzt er und erwartet daher nur ein schwaches Signal in Richtung einer weiteren Zinsanhebung um 0,50 Prozentpunkte im Mai. Um sich auf einen Kurs über den Mai hinaus zu einigen, seien die Euro-Wächter zu uneins. „Das Risiko ist, dass wir nicht einmal einen Hinweis darauf bekommen, was nach der nächsten Woche kommen wird“, meint der Experte.

ENDZINS BEI 3,75 ODER 4,00 PROZENT 

Die Experten der Deutschen Bank rechnen damit, dass die Orientierung etwas klarer ausfallen werde. „Wir erwarten, dass Präsidentin Lagarde zumindest andeuten wird, dass die aktuellen Daten nicht im Einklang stehen mit einer Abschwächung des Tempos bereits im Mai“, schreiben sie in ihrer Vorschau. Sie gehen von einer weiteren Anhebung um 0,50 Prozentpunkte im Mai aus gefolgt von einem kleineren Schritt um einen Viertel-Prozentpunkt im Juni. „Angesichts des Tons des EZB-Rats halten wir einen Zinssatz von über vier Prozent zunehmend als denkbar“, führten sie aus.

Dies ist die Prognose von Commerzbank-Volkswirt Wagner. „Im Juli sollte mit einem Einlagensatz von vier Prozent das Zinshoch erreicht sein“, schätzt der Experte. Dann werde voraussiochtlich auch die Kerninflation zumindest eine Trendwende nach unten erkennen lassen. Allerdings wird diese aus seiner Sicht voraussichtlich nur sehr langsam vonstattengehen. An den Terminmärkten wird der Zinshöhepunkt derzeit ebenfalls bei 4,00 Prozent verortet.

Frankfurt, 10. Mrz – Die neue Handelswoche steht im Zeichen der nächsten Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) und neuer Entwicklungen im globalen Bankensektor. Aussagen des US-Notenbankchefs Jerome Powell vor dem Kongress haben zuletzt die Hoffnung der Anleger auf ein geringeres Zinstempo der großen Notenbanken zunichtegemacht. Dass die europäischen Währungshüter kommenden Donnerstag wie zuletzt im Dezember die Schlüsselsätze um 0,50 Prozentpunkte anheben, gilt als ausgemacht. Noch unklar ist aber, ob die EZB danach ihr Erhöhungstempo beibehält oder den Fuß etwas von Gas nimmt.

„Und dass die geldpolitische Straffung auch ungewollte Nebenwirkungen – wenn auch eher indirekt – haben kann, zeigen die Schwierigkeiten der amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB)“, schreiben Experten der Helaba. Die Ankündigung einer Not-Kapitalerhöhung zur Stärkung der Bilanz hat die Aktie der SVB, die Tech-Unternehmen und Start-ups fördert, zum Ausklang der alten Woche massiv einbrechen lassen. Durch die kräftigen Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed und die hohe Inflation sind viele junge Unternehmen in schweres Fahrwasser gekommen. Dadurch geriet der Bankensektor unter Druck und zog die globalen Aktienmärkte nach unten. Der deutsche Leitindex Dax notierte am Freitag mit 15.445 Punkten knapp ein Prozent unter dem Vorwochenschluss.

Jetzt warten die Investoren auf Klarstellungen anderer großer Geldhäuser, ob und in welchem Ausmaß die Probleme von SVB Financial auch auf sie zutreffen, sagt Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Das kalifornische Finanzinstitut hat Verluste von 1,8 Milliarden Dollar nach dem Verkauf eines Anleihenportfolios verzeichnet. „Auch deutsche Banken stehen jetzt im Visier der Verkäufer, weil der Startup-Finanzierer SVB Financial etwas offenbart hat, was auch sie angehen könnte: unrealisierte Verluste im Anleiheportfolio.“ Hintergrund sei, dass viele Banken Anleihen hielten, die in ihrem Kurs teilweise in nie da gewesener Geschwindigkeit eingebrochen seien. Was der Markt jetzt fürchte, sei eine Implosion in den Bilanzen der Banken, sagte Stanzl.

US-INFLATION IM BLICK

Die neue Konjunkturwoche fängt am Dienstag mit Zahlen zur US-Inflation im Februar an. Zum Vormonat erwarten von Reuters befragte Ökonomen einen Preisanstieg um 0,4 Prozent, nach einem Plus von 0,5 Prozent im Januar. Aus Sicht der Fed würde ein solcher Bericht für wieder stärkere Zinserhöhungen sprechen, sagt Commerzbank-Stratege Christoph Balz. „Seit dem letzten Sommer sinkt die US-Inflationsrate. Dies liegt vor allem daran, dass sich die Energiepreise schon länger stabilisiert haben und deshalb kaum noch höher sind als vor einem Jahr.“ Der Preisauftrieb bei den meisten anderen Güter nehme hingegen kaum ab.

Neben den Daten zu den Verbraucherpreisen stehen am Mittwoch die US-Einzelhandelsumsätze im Februar an. Laut einer Reuters-Umfrage erwarten Analysten im Schnitt einem Rückgang um 0,1 Prozent vom Vormonat nach einem Anstieg um drei Prozent im Januar. Der Einzelhandel habe zum Jahresauftakt vom höheren verfügbaren Einkommen der Konsumenten wegen des Jobbooms, einer Rentenerhöhung und geringerer Steuerzahlungen profitiert, sagt Balz. „Für Februar rechnen wir mit einer teilweisen Korrektur.“

Auch das Ifo-Institut veröffentlicht seine Konjunkturprognose zur Wochenmitte. Die Münchner Forscher hatten im Dezember für 2023 ein kleines Minus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 0,1 Prozent vorhergesagt. Der Bericht des Bundeswirtschaftsministeriums zur wirtschaftlichen Lage ist für Donnerstag geplant. Zum Wochenschluss stehen die endgültigen Verbraucherpreisdaten des europäischen Statistikamtes Eurostat für Februar. Laut vorläufigen Daten ergab sich in der Euro-Zone im vergangenen Monat eine Teuerungsrate von 8,5 Prozent nach 8,6 Prozent im Januar.

BILANZSAISON GEHT WEITER – DEUTSCHE BANK IM RAMPENLICHT

Bei den Konzernbilanzen stehen in der neuen Woche sechs weitere Dax-Konzerne im Blick. Angesichts der Sorgen um den globalen Bankensektor warten die Anleger vor allem auf die am Freitag anstehenden Zahlen der Deutschen Bank. Auch der durch Korruptionsermittlungen in die Schlagzeilen geratene Immobilien-Riese Vonovia legt Ergebnisse für das vierte Quartal zum Wochenschluss vor. Zudem stehen die Jahresergebnisse des Luxusautoherstellers Porsche AG im Terminkalender am Montag. Am Dienstag öffnet Volkswagen seine Bücher, für Mittwoch sind die Berichte von BMW und E.ON geplant.

Vorschau: EZB-Entscheid und Banken im Blick der Anleger

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Fabian Holtappels auf Pixabay

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