Mittwoch, April 24, 2024
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Volkswirte zur Rede von Fed-Chef Powell in Jackson Hole

26. Aug – US-Notenbankchef Jerome Powell hat die Finanzmärkte auf einen langen Kampf gegen die ausufernde Inflation eingestimmt. Die Wiederherstellung der Preisstabilität werde für „einige Zeit“ eine restriktive Geldpolitik nötig machen, sagte er am Freitag auf dem Zentralbank-Symposium von Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming. Dazu müssten die Werkzeuge „kraftvoll“ genutzt werden. Die Äußerungen gelten als deutliches Signal, dass die Federal Reserve (Fed) ihren Zinserhöhungskurs eisern fortsetzen wird und Lockerungen vorerst nicht in Frage kommen. Ökonomen sagten dazu in ersten Kommentaren:

CHRISTOPH BALZ, COMMERZBANK:

„Wir erwarten weiterhin, dass die Fed die Leitzinsen in diesem Jahr von jetzt 2,50 Prozent noch bis auf 4 Prozent anhebt. Die Ausführungen von Powell legen ebenfalls ein „Frontloading“ der Zinserhöhungen nahe. Die starke Straffung der Geldpolitik dürfte nächstes Jahr aber eine Rezession auslösen. Bereits jetzt wird gemäß der „Senior Loan Officer Opinion Survey“-Umfrage der Fed deutlich, dass die Banken die Kreditbedingungen erheblich verschlechtert haben. In der Vergangenheit, die Daten gibt es seit 1990, war dies ein klares Rezessionssignal. Eine Rezession blieb nur aus, wenn die Fed die Geldpolitik rechtzeitig wieder lockerte durch Zinssenkungen bzw. ein neues QE-Programm oder zumindest wie 2016 die Zinserhöhungen nach nur einem Schritt erstmal wieder stoppte.

Solche Optionen stehen der Fed diesmal aber wegen der hohen Inflation nicht zur Verfügung. Wir halten es allerdings für wahrscheinlich, dass Mitte des nächsten Jahres, wenn die Wirtschaft in die Rezession abgerutscht ist und die Inflation wieder langsam sinkt, sich das Klima ändert und Forderungen nach Zinssenkungen aufkommen werden. Dann dürfte die Fed ihren Fokus verschieben und einen Teil der Zinserhöhungen wieder zurücknehmen.“

BASTIAN HEPPERLE, HAUCK AUFHÄUSER LAMPE PRIVATBANK:

„Die Fed sorgt sich weiterhin mehr über eine Verfestigung der außergewöhnlich hohen Inflation als vor einer Rezession. Zusätzliche Leitzinserhöhungen zum Wiedererreichen des Preisstabilitätsziel werden als notwendig erachtet. Für einige Zeit kann deshalb eine restriktive Geldpolitik nötig sein. Über das Tempo und Ausmaß künftiger Zinsschritte legt sich die Fed nicht fest, diese sind von den Konjunkturdaten abhängig. Alles in allem also nichts Neues. Die Fed erhält sich den größtmöglichen Spielraum. Das Entscheidende für heute ist damit, dass Powell den an den Finanzmärkten bestehenden Leitzinssenkungserwartungen für 2023 keine klare Absage erteilt hat.“ 

ELMAR VÖLKER, LBBW:

„Wie weit müssen die Leitzinsen in den USA noch steigen, um die exorbitant hohe Inflation unter Kontrolle zu bringen? Auf diese Frage gab Fed-Chef Powell heute in Jackson Hole zwar keine klare Antwort. Ein unmittelbares Ende der geldpolitischen Straffung ist jedoch nicht in Sicht. Erst müssen sich die Notenbanker hinreichend sicher sein, dass die Inflation auf dem richtigen Weg ist, d.h. zurück nach unten. Und hierzu genügt ein erstes Indiz der Besserung, wie zuletzt im Juli, beileibe noch nicht. Eine weitere Abschwächung der US-Konjunktur nimmt die Fed dabei bewusst in Kauf – als kleineres Übel in Relation zur Alternative dauerhaft hoher Inflation. Wo hier die Schmerzgrenze mit Blick auf eine mögliche Rezession liegt, dürfte eine der entscheidenden Fragen der kommenden Monate sein.“

Volkswirte zur Rede von Fed-Chef Powell in Jackson Hole

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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