Sonntag, Dezember 22, 2024
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Volkswirte zum überraschend starken Anstieg des ZEW-Index

Berlin, 13. Dez – Börsenprofis blicken im Dezember den dritten Monat in Folge weniger pessimistisch auf die deutsche Wirtschaft. Das Barometer für deren Einschätzung zur Konjunktur in den nächsten sechs Monaten stieg unerwartet stark um 13,4 Punkte auf einen Wert von minus 23,3 Punkten, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner monatlichen Umfrage unter 180 Analysten und Anlegern mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Anstieg auf minus 26,4 Zähler gerechnet. Sie sagten in ersten Reaktionen:

CHRISTOPH SWONKE, DZ BANK:

„Der erneut leichte Aufwärtstrend mit Blick auf Deutschlands Wirtschaft hängt vor allem mit der weiterhin stabilen Energieversorgungslage zusammen – trotz vielerorts klirrender Kälte. Zudem sorgt der leichte Inflationsrückgang für etwas mehr Zuversicht bei den Börsenprofis. Die Gas- und Strompreisbremse dürfte diesen Trend im kommenden Jahr weiter stabilisieren. Das nach wie vor niedrige Niveau des Indikators macht aber deutlich, dass Deutschlands Wirtschaft weiterhin unter großem Druck steht.“

JÖRG ANGELÉ, BANTLEON AG:

„Der ZEW-Index war im Zuge der Energiekrise ins Bodenlose gestürzt. Der Rückgang übertraf sogar den Einbruch, der während der globalen Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009 stattfand. Tatsächlich ist die nun folgende Erholung des Konjunkturbarometers nicht mehr als eine Korrektur des vorherigen, rückblickend betrachtet überzogenen Absturzes. Selbst wenn es in den nächsten Monaten weiter nach oben geht, wäre das unseres Erachtens kein Hinweis auf einen beginnenden Aufschwung.

Wobei wir es für wahrscheinlicher halten, dass es bis zum Frühjahr den ein oder anderen Rückschlag bei den Konjunkturerwartungen geben wird, da bereits neue Belastungsfaktoren lauern. Hier sind an erster Stelle die sich rapide eintrübenden Konjunkturaussichten in den USA zu nennen, die auf eine Rezession zusteuern. Zugleich zeichnet sich in China eine chaotische Trendwende in Sachen Coronapolitik ab, die in den kommenden Monaten zu neuerlichen Turbulenzen führen könnte.“ 

ULRICH WORTBERG, HELABA:

„Hoffnungen machen sich breit, dass dank der noch vollen Gasspeicher und des möglichen Erreichens des Inflationstops auch der Konjunkturabschwung nicht so schlimm ausfallen wird. Zwar besteht die Gefahr eines Schrumpfens im laufenden Quartal und zu Beginn des nächsten Jahres. Die kalte Witterung führt uns vor Augen, dass es noch Risiken gibt, die Indikation für das kommende Ifo-Geschäftsklima Deutschland ist aber positiv. Und für die EZB gibt es keinen Grund, vorschnell vom Zinserhöhungspfad abzurücken. Das Tempo der Schritte dürfte indes kleiner werden.“

THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:

„Je näher das Jahr 2023 rückt, desto besser werden die wirtschaftlichen Aussichten. Die Konjunktursorgen dürften deshalb über die Weihnachtsfeiertage hinweg durchaus in Vergessenheit geraten. Die deutsche, aber auch die europäische Wirtschaft schlägt sich überraschend robust. Von den während der Corona-Pandemie aufgehäuften Ersparnissen kann nun so mancher Haushalt zehren. Gleichzeitig kommen die internationalen Lieferketten immer besser in Fahrt. Damit kann die Industrie ihren Auftragsbestand abarbeiten. Die Industrieproduktion kann sich also möglicherweise in den kommenden Monaten wieder etwas besser schlagen.“ 

Volkswirte zum überraschend starken Anstieg des ZEW-Index

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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