Frankfurt, 03. Feb – Am US-Arbeitsmarkt sind zu Jahresbeginn weitaus mehr Stellen geschaffen worden als erwartet. Im Januar kamen 517.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu, nach revidiert 260.000 im Dezember, wie die Regierung in Washington am Freitag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich 185.000 neue Arbeitsplätzen im Januar erwartet. Die getrennt erhobene Arbeitslosenquote fiel überraschend auf 3,4 von 3,5 Prozent im Dezember. Volkswirte sagte dazu in ersten Reaktionen:
CHRISTOPH BALZ, BERND WEIDENSTEINER, COMMERZBANK:
„Der US-Arbeitsmarkt läuft noch viel besser als ohnehin gedacht. Im Januar legte die Beschäftigung um 517.000 zu, außerdem wurden die Anstiege in der Vergangenheit nach oben revidiert. Auch wenn der Lohndruck nachgelassen hat, so dürfte der Arbeitsmarkt aus Sicht der Fed weiter nicht im Gleichgewicht sein. Die Zinserhöhungen dürften damit weitergehen.“
DIRK CHLENCH, LBBW:
„Was für eine Überraschung. Der Anstieg der US-Beschäftigung im Januar übertraf selbst die Erwartung des optimistischsten Prognostikers bei weiten. Dabei erfolgte der Beschäftigungsanstieg auf breiter Basis. Zudem wurde noch der Beschäftigungsanstieg für die beiden Vormonate nach oben korrigiert. Bei alledem ist aber keine Beschleunigung des Lohnauftriebs festzustellen. Im Gegenteil: Die Veränderungsrate der Stundenlöhne zeigt im Vorjahresvergleich eindeutig nach unten. ‚Wachstum ohne Inflation‘ – ein besseres Szenario können sich die Aktienmärkte an und für sich nicht wünschen. Die Terminnotierungen für den US-Aktienmarkt gaben gleichwohl nach Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichtes nach, weil Hoffnungen auf ein schnelles Ende der Zinsanhebungen seitens der US-Notenbank einen Dämpfer erhalten haben.“
BASTIAN HEPPERLE, HAUCK AUFHÄUSER LAMPE PRIVATBANK:
„Ein echter Knaller. Der US-Arbeitsmarkt zeigt im Januar keinen Hauch von Abkühlung. Der Beschäftigungszuwachs zieht sich durch nahezu alle Branchen. Dennoch werden die geldpolitischen Bremsmanöver in den kommenden Monaten zu einem langsameren Beschäftigungszuwachs beitragen. Das bestärkt die Aussicht, dass der vom noch engen Arbeitsmarkt ausgehende Lohn- und Inflationsdruck allmählich abflaut. Für die US-Notenbank ist der Job noch nicht erledigt. Weitere Leitzinserhöhungen werden kommen.“
ULRICH WORTBERG, HELABA:
„Der Arbeitsmarkt in den USA ist erstaunlich widerstandsfähig. Hinweise darauf, dass die Dynamik des Beschäftigungsaufbaus nachlässt, gibt es bislang nicht. Im Gegenteil: Der Anstieg um mehr als 500 Tsd. überrascht. Zudem ist die Arbeitslosenquote weiter gesunken, während die Stundenlöhne mit einer Jahresrate von 4,4 Prozent etwas weniger deutlich steigen. Hier wurde die Konsensschätzung ebenfalls leicht übertroffen. Die Zahlen zum Arbeitsmarkt werden die US-Notenbank darin bestärken, weiter an der Zinsschraube zu drehen. Die Zinserwartungen sollten zunehmen, zumal diese bislang sehr gedämpft sind und es einen Widerspruch gib zwischen dem geldpolitischen Ausblick der Fed und den Markterwartungen.“
THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:
„Von der Arbeitsmarktentwicklung sollte auch nicht unmittelbar auf die Geldpolitik geschlossen werden. Die Fed möchte mit ihrer straffen Geldpolitik primär die hohen Inflationsraten bekämpfen, wenn sich dabei der Arbeitsmarkt weiterhin stabil entwickelt, ist dies um so besser. Die Washingtoner Währungshüter können auch im Falle einer anhaltenden Vollbeschäftigung von weiteren Zinsanhebungen absehen. Dies auch, weil die durchschnittlichen Stundenlöhne im Januar um 4,4 Prozent zulegen und damit weniger stark zulegen als noch in den Monaten davor. Unter Heranziehen der aktuellen Inflationsrate von 6,5 Prozent müssen Arbeitnehmer Reallohneinbußen hinnehmen. Gefahren einer Lohn-Preis-Spirale sind derzeit jedenfalls auch nicht erkennbar.“
Volkswirte zum robusten US-Arbeitsmarkt
Quelle: Reuters
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