Frankfurt, 07. Nov – Die EZB muss aus Sicht von Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau ihren Zinserhöhungskurs beibehalten, solange ein wichtiges Kernmaß für den Preisschub im Euro-Raum weiter steigt. „Solange die zugrundeliegende Inflation ihren Höhepunkt nicht eindeutig erreicht hat, sollten wir bei den Zinsen nicht aufhören“, sagte der oberste französische Währungshüter in einem am Montag veröffentlichten Interview der „Irish Times“.
Angetrieben durch hochschießende Energiepreise war die Teuerungsrate im Oktober auf 10,7 Prozent geklettert. Aber auch ohne die schwankungsreichen Preise für Energie und unverarbeitete Lebensmittel lag die zugrundeliegende Inflation, die sogenannte Kerninflation, im Oktober bei 6,4 Prozent. Das ist mehr als dreimal so viel wie das Inflationsziel der Notenbank von zwei Prozent.
Nach Einschätzung von Villeroy könnte es zwei bis drei Jahre dauern, die Inflationsrate wieder zurück zur Zielmarke zu bewegen, wie er der Zeitung sagte. Aus seiner Sicht wird die Teuerung im ersten Halbjahr 2023 ihren Gipfel erreicht haben. „Wenn Sie sich die Energiekomponente ansehen, die erheblich ist, wird sie wahrscheinlich ab dem nächsten Frühjahr abnehmen“, führte er aus. „Wenn Sie sich die Entwicklung der Preise in den letzten Monaten ansehen, bei Öl und neuerdings bei Gas, sie stabilisieren sich zumindest und gehen teilweise zurück.“
Die EZB hat im Kampf gegen die ausufernde Teuerung die Zinsen in rascher Abfolge um zusammen 2,0 Prozentpunkte angehoben. Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz liegt inzwischen bei 1,5 Prozent. Durch die schnellen Zinserhöhungen dringt die EZB langsam in das sogenannte neutrale Zinsniveau vor, bei dem eine Volkswirtschaft weder angeschoben noch gebremst wird. Am Finanzmarkt wird geschätzt, dass dieses Niveau beim Einlagensatz zwischen 1,5 bis 2,0 Prozent liegen könnte.
„Wir sind nicht weit entfernt von der neutralen Rate“, sagte Villeroy, „Über diese hinaus könnte das Tempo unserer Erhöhungen flexibler und möglicherweise langsamer sein.“ An den Börsen wird aktuell damit gerechnet, dass die Euro-Notenbank auf ihrer nächsten Zinssitzung Mitte Dezember die Zinsen um weitere 0,50 Prozentpunkte erhöhen wird. Im September und Oktober hatte sie die Schlüsselsätze noch um jeweils 0,75 Prozentpunkte nach oben gesetzt.
Villeroy (EZB) – Notenbank muss Straffungskurs vorerst weiterführen
Quelle: Reuters
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