Wellington, 12. Jul (Reuters) – In Neuseeland wächst durch eine steigende Zahl von Ausreisen der Druck auf den Arbeitsmarkt. In den zwölf Monaten bis Mai haben unter dem Strich mehr als 10.000 Menschen das Land verlassen, wie aus am Dienstag veröffentlichen Zahlen der Regierung hervorging. Damit setzt sich ein Trend fort, der mit dem Ende strenger Corona-Auflagen begonnen hatte. Die Regierung hatte während den ersten zwei Pandemiejahre mit strikten Einreisebeschränkungen versucht, das Virus fernzuhalten. Ausreisen waren zwar weiter möglich, aber die Aussicht auf lange Wartezeiten für eine Rückkehr ließ viele Ausreisewillige zunächst abwarten. Nun kehren viele von ihnen ihrer Heimat den Rücken – nicht zuletzt, um sich im Ausland beruflich zu verändern.
Den mehr als 10.000 Menschen, die Neuseeland in den zwölf Monaten bis Mai ans Ausland verloren hat, stehen fast 73.000 gegenüber, die noch 2019 und damit im letzten Jahr vor der Pandemie hinzugekommen sind. In der Statistik werden Zu- und Abwanderung miteinander verrechnet. Rund eine Million Neuseeländer leben bereits im Ausland. Das sind über 15 Prozent der Staatsbürger. Einer Umfrage zufolge wird dieser Trend sich fortsetzen: Etwa vier Prozent der Bevölkerung planen einer vor einem Monat veröffentlichten MYOB-Verbraucherumfrage zufolge ins Ausland zu ziehen, um dort zu arbeiten.
Die jüngste Ausreisewelle setzt einem Arbeitsmarkt zu, der ohnehin schon von Fachkräftemangel und einem sehr hohen Beschäftigungsgrad geprägt ist. „Die Unternehmen haben wirklich Schwierigkeiten, Arbeitskräfte zu finden. Wir verlieren übrigens Arbeitskräfte in ihrer besten Zeit“, sagte der Volkswirt bei der Kiwibank, Jarrod Kerr, mit Hinweis auf das niedrige Alter der meisten Auswanderer. Er erwarte jedoch, dass die Lage sich im nächsten Jahr verbessern könnte, wenn die Zahl der Einwanderer aus Ländern wie Indien, China und Südafrika wieder zulege.
Viele Neuseeländer reisen aus – Druck auf Arbeitsmarkt wächst
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