Paris, 19. Mai (Reuters) – Der französische Energiekonzern EDF hat erneut vor milliardenschweren Mehrkosten infolge der Atomstromausfälle im Zuge der Wartung und Reparatur seiner Kraftwerke gewarnt. Die bisherigen Schätzungen dürften um 4,5 Milliarden Euro überschritten werden, teilte der staatliche Versorger am Donnerstag mit. Das operative Ergebnis (Ebitda) werde damit um 18,5 Milliarden Euro belastet statt um 14 Milliarden wie zuletzt prognostiziert. Der Vorstand hatte bereits zwei Mal zuvor seine Kostenschätzungen angehoben. Die Produktionsprognose für 2022 liegt nun bei 280-300 Terawattstunden (TWh) statt bei 295-315 TWh.
„Ein weiterer sehr wesentlicher Anstieg der Kosten für außerordentliche nukleare Ausfälle, die mit historisch hohen Strompreisen einhergehen“, kommentierten die Analysten von JP Morgan. „Wir sehen noch keine Untergrenze für das Ausfallrisiko, da der Schweißkorrosionsfehler der SIS-Rohre systembedingt ist und die gesamte Nuklearflotte von EDF überprüft wird“, fügten sie hinzu.
EDF verfügt in Frankreich über 56 Reaktoren und ist für etwa 70 Prozent der Stromversorgung des Landes verantwortlich. Der Versorger hat ein Programm zur Überprüfung seines Atom-Kraftwerksparks gestartet.
Zwölf Reaktoren seien jetzt vom Netz und würden auf Spannungskorrosion untersucht, erklärte der stellvertretende Leiter der Nuklearproduktion von EDF, Regis Clement. Bisher seien Korrosionen an vier Reaktoren festgestellt worden.
Der Leiter der französischen Nuklearaufsichtsbehörde ASN hatte zuletzt erklärt, dass die Behebung von Korrosionsproblemen in den Reaktoren von EDF einen „groß angelegten“ Plan erfordern und „mehrere Jahre“ dauern würde. Er warnte davor, dass möglicherweise weitere Reaktoren abgeschaltet werden müssten.
Versorger EDF erwartet noch höhere Kosten wegen Atomstrom-Ausfällen
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