Frankfurt, 05. Jan – Europas Anleger haben nach mehrtägigen Kursgewinnen eine Verschnaufpause eingelegt. Der Dax lag am Donnerstagvormittag 0,2 Prozent tiefer bei 14.465 Punkten. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx50 verlor 0,3 Prozent auf 3962 Zählern. „Nach drei positiven Handelstagen zum Jahresauftakt atmen Anlegerinnen und Anleger erst einmal durch“, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. „Nach dieser Gewinnserie ist eine Verschnaufpause absolut normal und gesund für den Markt.“
Hoffnungen auf ein Abflauen der Inflation hatten Europas Anleger in den vergangenen Tagen in Kauflaune versetzt. Auch die Zahlen zu den Erzeugerpreisen in der Eurozone für November bekräftigten diesen Trend. „Es scheint im Moment, als wäre die Angst und Zurückhaltung der Investoren wie weggewischt … Das warme Wetter und der Rückgang der Gaspreise hellen die Stimmung der Anleger im neuen Jahr auf“, sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst von CMC Markets. Die Schwächephase zum Ende des vergangenen Jahres sehe im Rückblick wie eine bloße Pause eines weiterhin intakten Aufwärtstrends aus, der Anfang Oktober begonnen habe.
Die durchaus positive Stimmung wurde allerdings durch die am späten Mittwoch veröffentlichten Sitzungsprotokolle der US-Notenbank (Fed) getrübt. Die Währungshüter signalisierten nach einer Serie aggressiver Zinsschritte im Kampf gegen die Inflation für 2023 zwar ein langsameres Tempo bei der Straffung ihrer Geldpolitik. Allerdings sei auch eine Warnung an die Märkte vor zu großem Optimismus herauszulesen, sagte Investmentexperte Vishnu Varathan von der Mizuho Bank in Singapur. Im weiteren Verlauf des Handelstages stehen die wöchentlichen US-Arbeitsmarktdaten im Fokus. Ein sich abkühlender Arbeitsmarkt könnte die Fed und andere wichtige Zentralbanken zu kleineren Zinsschritten veranlassen.
ÖL NACH RÜCKGANG WIEDER NACHGEFRAGT
Nach Verlusten zu Jahresbeginn ging es mit den Ölpreisen wieder nach oben. Spekulationen auf ein knapperes Angebot nach einer wartungsbedingten Schließung einer wichtigen US-Pipeline trieben die Kurse an. Die Nordseesorte Brent und US-Leichtöl WTI legten jeweils rund 2,8 Prozent auf 79,97 und 74,84 Dollar je Fass zu. Der vorherrschende Trend gehe allerdings nach unten, sagte Tamas Varga vom Ölmakler PVM. Sorgen um eine schwächelnde Nachfrage Chinas durch die anhaltenden Corona-Infektionen und steigende US-Lagerbestände lasteten auf den Preisen.
UNTERSUCHUNG BELASTET SYNLAB – RYANAIR ERHÖHT PROGNOSE
Eine Kartell-Untersuchung setzte Europas größtem Laborbetreiber Synlab zu. Die Titel fielen im SDax in der Spitze um sieben Prozent auf ein Rekordtief von 10,87 Euro. Wie das Verfahren ausgehe und welches Bußgeld Synlab drohe, sei unklar, hieß es in einer am Mittwochabend veröffentlichten Mitteilung.
Beflügelt von optimistischeren Gewinnaussichten ging es im Gegenzug für die Aktien von Ryanair um bis zu sechs Prozent nach oben. Europas größter Billigflieger hatte nach einem starken Weihnachtsgeschäft seine Gewinnprognose für das bis Ende März laufende Geschäftsjahr erhöht. Auch bei Next gab es nach angehobenen Gewinnaussichten für 2022/23 einen Run auf die Aktien des britischen Modehändlers. Die Titel gewannen in London bis zu 7,4 Prozent und steuerten damit auf ihren besten Börsentag seit Frühjahr 2010 zu. Das zog auch die Titel von Online-Konkurrent Asos nach oben, die knapp drei Prozent zulegten. Ebenfalls aufwärts ging es für die Einzelhandelsunternehmen Marks & Spencer und Greggs, die um 4,7 und rund ein Prozent anzogen.
Verschnaufpause an Europas Börsen nach Kursgewinnen
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Christophe Schindler auf Pixabay
Hier findet ihr die aktuellen Livestream-Folgen. Mehr aus Web3, NFT und Metaverse.