Frankfurt, 07. Feb – Der umstrittene Verkauf des insolventen Flughafens Frankfurt-Hahn an einen Milliardär aus Russland bleibt in der Schwebe. Nach Beratungen der Gläubiger des Airports erklärte Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner am Dienstag, der eine von zwei schon geschlossenen Kaufverträgen sei „nicht genehmigt“ worden, über ihn könne aber später entschieden werden. „Der Investor und der Verkäufer haben gemeinsam entschieden, diesen Vertrag den entsprechenden Behörden vorzulegen und um Entscheidung zu bitten darüber – nämlich beim Bundeswirtschaftsministerium.“ Aus Gründen der Vertraulichkeit nannte der Insolvenzverwalter keinen Namen. Insidern zufolge handelt es sich dabei um das höchste, von der NR Holding abgegebene Gebot. Sie gehört dem russischen Investor Viktor Charitonin und betreibt die Eifelrennstrecke Nürburgring.
Die Übernahme des Flughafens durch den Russen wird von Politikern kritisiert. Charitonin steht zwar nicht auf der EU-Sanktionsliste wegen des Krieges von Russland gegen die Ukraine. Anfang 2018 führte ihn die US-Regierung aber auf einer so genannten „Putin-Liste“ mit knapp 100 russischen Oligarchen auf, die wegen ihrer Kreml-Nähe Kandidaten für US-Sanktionen waren.
Die NR Holding war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Mit dem Vorgang Vertraute sagten, die Reaktion des Bundeswirtschaftsministeriums werde abgewartet. Es kann nach der Außenwirtschaftsverordnung gegen den Verkauf kritischer Infrastruktur an Käufer aus Nicht-EU-Staaten Einspruch einlegen. Der Vertrag liege dem Ministerium schon vor. Prüft es nicht, gilt eine Zustimmung nach zwei Monaten als erteilt. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte erklärt, das Ministerium „screene“ den Fall auf Prüfungsbedarf. Das könne Wochen dauern.
WEITERE INTERESSENTEN
Plathner hatte am Wochenende erklärt, es seien zwei Verträge zum Verkauf des Flughafens abgeschlossen worden. Bei dem zweiten handelt sich nach Medienberichten um einen Immobilienunternehmer aus Mainz. „Es gibt zwei Verträge von zwei guten Investoren, die politischen Diskussionen, das ist ein anderes Thema“, sagte Plathner nun. Im übrigen hätte es noch zwei weitere Interessenbekundungen gegeben. „Ziel ist es, das im ersten Quartal einer Lösung zuzuführen.“
Der mit dem Billigflieger RyanairRYA.I einst gewachsene Flughafen steckt schon viele Jahre in der Krise und musste vom Land Rheinland-Pfalz mit Staatsgeldern am Leben gehalten werden. 2016 wurde er an ein chinesisches Unternehmen verkauft, das später pleite ging. Seit Oktober 2021 läuft das Insolvenzverfahren. Der Airport liegt unter den 21 internationalen Verkehrsflughäfen in Deutschland nach der Passagierzahl auf Platz 14. Von Januar bis November 2022 zählte er 1,23 Millionen Fluggäste. Vor zehn Jahren waren es noch mehr als doppelt so viele gewesen.
Verkauf des Flughafens Frankfurt-Hahn an Russen in der Schwebe
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von wal_172619 auf Pixabay
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