Berlin, 23. Dez – Trotz deutlich erhöhter Energiepreise in Europa rechnen die führenden deutschen Wirtschaftsverbände nicht mit größeren Abwanderungen in die USA. „Einen Massenexodus von Investitionen erwarten wir nicht“, sagt der Präsident des Industrieverbandes BDI, Siegfried Russwurm, der Nachrichtenagentur Reuters. Vor allem für energieintensive Betriebe seien Standorte mit günstigeren Energiekosten aber attraktiv – wie derzeit die USA. „Die Ambition, unser Land zu verändern, von der im Ampel-Koalitionsvertrag vor einem Jahr die Rede war, darf kein Lippenbekenntnis bleiben. Wir brauchen mehr Agilität am Standort.“
Auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) betonte in einer Reuters-Umfrage vor Weihnachten, die USA seien derzeit ein besonders attraktives Land. „Relevant bei der Standortentscheidung sind nicht nur der Zugang zu Lieferanten oder Fachkräften, sondern auch die Arbeitskosten oder Energiekosten“, erklärt DIHK-Präsident Peter Adrian. In den USA seien die Preise deutlich niedriger als in Deutschland, aber auch niedriger als in Südostasien. „Zudem spricht auch die Größe des Marktes für ein Engagement in den USA. Die angekündigten Steueranreize im Rahmen des Inflation Reduction Acts schaffen hier nochmals zusätzliche Anreize.“
Adrian bezieht sich dabei auf das riesige Subventionspaket der US-Regierung, um Investitionen in Klimaschutz zu forcieren, aber auch Unternehmen mit steuerlichen Vorteilen in die USA zu locken. Die EU sucht hier gerade nach einer geeigneten Antwort.
Die Gesetzgebung sei für Europa ein Realitätscheck, dass die USA zuvorderst ihre eigenen Interessen verfolgten, sagt Dirk Jandura, der Präsident des Großhandelsverbandes BGA. Deutschland und die EU sollten aber nicht mit Abschottung antworten, sondern an der eigenen Wettbewerbsfähigkeit arbeiten.
USA extrem attraktiv für deutsche Industrie – aber kein Massenexodus erwartet
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Hermann Traub auf Pixabay
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