Montag, November 4, 2024
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US-Zwischenwahlen – Kein Marktaufruhr im Sicht

Frankfurt, 20. Okt – Traditionell werden die US-Kongresswahlen in der Mitte der Amtszeit des Präsidenten (midterm elections) an den Finanzmärkten mit großer Spannung verfolgt. Dabei werden gut ein Drittel der Senatsabgeordneten und das gesamte Repräsentantenhaus neu gewählt, dabei könnte die Demokratische Partei von US-Präsident Joe Biden ihre Mehrheit in einer oder beiden Parlamentskammern verlieren.

Damit werden die Wahlen am 8. November nicht nur zu einem Stimmungstest, sondern sie können die Handlungsfähigkeit der US-Regierung für zwei Jahre beeinträchtigen. Allerdings ist 2022 kein typisches Jahr. „Früher war vor solchen Wahlen die Nervosität viel, viel größer“, sagte NordLB-Aktienstratege Tobias Basse. Andere Analysten teilen diese Ansicht – mit unterschiedlichen Begründungen.

DER MARKT PREIST GRUNDSZENARIO EIN

Das laut Marktbeobachter bei weitem wahrscheinlichste Szenario ist, dass die Republikaner im Repräsentantenhaus die Mehrheit gewinnen, nicht aber im Senat. Darauf weisen die Umfragen hin. Im Senat betrifft das neu zu wählende Drittel an Senatoren überwiegend Sitze, die schon bisher von den Republikanern gehalten werden. Damit könnten die Demokraten bessere Chancen haben, ihre Mehrheit zu behaupten. „So wie es aussieht, haben wir einen zweigeteilten Kongress nach den Wahlen“, kommentierte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. „Darauf bereitet man sich vor. Daher dürften die Auswirkungen auf die Märkte nicht so groß sein, wenn es so ausgeht“, sagte Robert Greil, Chef-Anlagestratege des Bankhauses Merck Finck.

Allerdings soll den Analystern zufolge auch ein anderes Ergebnis keine große Marktreaktion hervorrufen – solange die USA in keine tiefere Rezession rutschen. Dann könnte die Geldpolitik der Fed nicht ausreichen, um die Situation in den Griff zu bekommen, und Washington würde mit finanzpolitischen Maßnahmen eingreifen müssen, was einem Präsidenten ohne Kongressmehrheit schwerer fallen könnte. „Aber das ist nicht unser Szenario. Wir gehen von einem Bild aus, bei dem, falls Amerika überhaupt in eine Rezession rutscht, diese nur leicht sein wird. In diesem Fall sollte man mit einem gesplitterten Parlament gut leben können.“

ES WIRD SICH KAUM ETWAS ÄNDERN – UNABHÄNGIG VOM SZENARIO

Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner geht noch einen Schritt weiter. Nach seiner Auffassung hat das Ergebnis der Zwischenwahlen nur begrenzt Einfluss auf das Tempo, in dem man dann Gesetze durchbringen kann. Sowohl die Demokraten als auch die Republikaner hätten „ein großes internes Meinungsspektrum, und auch bei einer Mehrheit im Kongress muss man die eigenen Leute überzeugen.“ Ein Beispiel: Die Sozialprogramme, die bei den Demokraten eigentlich beliebt seien, habe man in den letzten zwei Jahren nicht ohne Weiteres durch den Kongress bringen können. Außerdem seien die Republikaner und die Demokraten bei vielen Fragen mit direkter Marktwirkung – etwa Zölle oder der Konflikt mit China – weitgehend der gleichen Meinung.

„Die Politik hat nur in seltenen Fällen einen großen Einfluss auf die Kurse. In den letzten 50 bis 60 Jahren gab es vielleicht eine bessere Aktienmarktentwicklung bei einem gespaltenen Kongress. Aber das ist natürlich keine Garantie, dass es auch die nächsten zwei Jahre so läuft“, fügte Weidensteiner hinzu.

ZU VIELE ANDERE EINFLUSSFAKTOREN

Außerdem habe der globale Aktienmarkt im Moment so viele Einflussfaktoren, „dass die politischen Fragestellungen, die sonst eine hohe Relevanz haben, ungewöhnlich stark in den Hintergrund getreten seien“, sagte Basse. Jetzt schauten alle vor allem auf die Geldpolitik der US-Notenbank und hätten Angst davor, dass es am US-Immobilienmarkt zu Problemen kommen könnte. Dazu kämen noch die Energiemärkte und der Konflikt in der Ukraine.

US-Zwischenwahlen – Kein Marktaufruhr im Sicht

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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