Frankfurt, 21. Sep (Reuters) – Der Energiekonzern UniperUN01.DE ist durch die Gaskrise in Schieflage geraten und soll nun verstaatlicht werden. Die Bundesregierung hat sich mit Uniper und dem finnischen Großaktionär FortumFORTUM.HE auf ein Paket geeinigt, das auf eine Beteiligung des Bundes in Höhe von 99 Prozent hinausläuft. Es folgt eine Übersicht zu dem Versorger:
GRÜNDUNG
Uniper ist aus der ehemaligen Kraftwerkssparte und dem Handelsgeschäft des Energiekonzerns E.ONEONGn.DE hervorgegangen, das dieser 2016 abspaltete. Der Name ist ein Kunstbegriff aus „unique“ (einzigartig) und „performance“ (Leistung). Die Idee dafür stammte von einem Mitarbeiter.
BESCHÄFTIGTE
Der Konzern mit Hauptsitz in Düsseldorf beschäftigt in mehr als 40 Ländern 11.500 Mitarbeiter, davon rund 5000 in Deutschland. Hauptmärkte sind Deutschland, Großbritannien, Schweden und – bis zum Krieg in der Ukraine – Russland.
KENNZIFFERN
Im Geschäftsjahr 2021 erzielte der Konzern einen Umsatz von 164 Milliarden Euro. Der operative Gewinn (adjusted Ebit) betrug 1,2 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr dieses Jahres fiel allerdings ein Nettoverlust von 12,3 Milliarden Euro an. Der Versorger FortumFORTUM.HE hält rund 78 Prozent der Anteile, die nun die Bundesregierung kaufen soll. Die Finnen hatten vor wenigen Jahren gegen heftigen Widerstand die Mehrheit an der früheren E.ONEONGn.DE-Kraftwerkstochter übernommen.
STROMERZEUGUNG
Uniper betreibt insgesamt in Deutschland und im Ausland Kraftwerke, die 33 Gigawatt Strom erzeugen können. Das entspricht in etwa 33 Atomkraftwerken. Bekannteste Anlage ist das umstrittene Steinkohlekraftwerk Datteln 4. Die russische Tochter Unipro hat mehrere Kohle- und Gaskraftwerke in Russland.
HANDEL
Der Konzern handelt weltweit mit Energierohstoffen und verwandten Produkten wie Kohle, Öl, Gas, Fracht, CO2-Zertifikaten und Flüssiggas (LNG). In jüngerer Zeit hat Uniper neue Geschäftsfelder mit Erneuerbarer Energie und Wasserstoff aufgebaut.
GASSPEICHER
Uniper betreibt Gasspeicher in Deutschland, Österreich und Großbritannien mit einer Kapazität von 7,8 Milliarden Kubikmeter, davon 5,9 Milliarden in Deutschland. Zum Vergleich: Der Erdgas-Jahresverbrauch in Deutschland lag über Jahre im Schnitt bei rund 100 Milliarden Kubikmeter pro Jahr.
GASGESCHÄFT
Der Konzern ist Nachfolger von E.ON Ruhrgas, die über Jahrzehnte Lieferbeziehungen zu Russland pflegte, und größter Gasimporteur Deutschlands. Uniper beliefert selbst Weiterverteiler wie Stadtwerke und Versorger und die Industrie. Das Geschäft umfasste zu guten Zeiten rund 400 Terawattstunden – nach eigenen Angaben rein rechnerisch genug, um 22 Millionen Haushalte zu heizen.
ABHÄNGIGKEIT VON RUSSLAND
Uniper war bis zum Streit mit Russland im Zuge der Invasion in der Ukraine der größte ausländische Kunde des russischen Gaskonzerns GazpromGAZP.MM. Experten zufolge hatte Uniper mehr als die Hälfte seiner Erdgasmenge aus Russland bezogen. Wegen der Lieferkürzungen Russlands und des nun seit Wochen gestoppten Gastransports durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 ist Uniper extrem unter Druck geraten. Der Versorger muss die fehlenden Mengen am teuren Spotmarkt nachkaufen, um die Verträge mit seinen Kunden zu erfüllen. Die täglichen Verluste bezifferte der Konzern auf zeitweise über 100 Millionen Euro. Uniper war auch Finanzpartner der gescheiterten Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2. Das Aus der Röhre führte bei dem Konzern zu einer Abschreibung in Höhe von knapp einer Milliarde Euro.
STICHWORT-Uniper – Taumelnder Energieriese wird verstaatlicht
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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