Berlin, 21. Feb – Manager, Anleger und Analysten sehen die deutsche Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft – Industrie und Dienstleister zusammen – stieg im Februar bereits den vierten Monat in Folge, und zwar um 1,2 auf 51,1 Punkte. Er knackte damit die Wachstumsschwelle von 50 Zählern, wie der Finanzdienstleister S&P Global am Dienstag zu seiner Unternehmensumfrage mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem leichten Anstieg auf 50,4 Zähler gerechnet. „Die deutsche Wirtschaft verzeichnete im Februar zum ersten Mal seit acht Monaten wieder Wachstum“, sagte S&P-Ökonom Phil Smith.
Auch Börsenprofis blicken überraschend optimistisch auf die deutsche Konjunktur. Das Barometer zur Einschätzung der Konjunktur in den nächsten sechs Monaten sprang im Februar um 11,2 auf 28,1 Punkte nach oben, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu seiner Umfrage unter 171 Analysten und Anlegern mitteilte. Das ist der fünfte Anstieg in Folge. Ökonomen hatten lediglich mit 22,0 Zählern gerechnet. Die Einschätzung der konjunkturellen Lage verbesserte sich ebenfalls unerwartet stark. Allerdings liegt dieser Wert trotz des vierten Abstiegs hintereinander mit minus 45,1 Punkten weiterhin deutlich im negativen Bereich.
„AUF DEM VORMARSCH“
„Der Optimismus ist weiter auf dem Vormarsch“, sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. „Die Basis bilden Gewöhnungseffekte an den Ukraine-Krieg und das Ausbleiben neuer Hiobsbotschaften.“ Eine schwere Winterrezession wird damit immer unwahrscheinlicher. Die Bundesbank geht davon aus, dass Europas größte Volkswirtschaft im laufenden ersten Quartal zum zweiten Mal in Folge schrumpfen wird, womit sie in eine sogenannte technische Rezession abrutschen würde. Im weiteren Jahresverlauf könnte es dann „langsam wieder aufwärtsgehen“, so die deutsche Notenbank.
Besonders gut schlugen sich im Februar die Dienstleister. Hier kletterte das Barometer um 0,6 Punkte und erreichte mit 51,3 Zählern ebenfalls den höchsten Stand seit acht Monaten. Obwohl die Produktion wieder wuchs, blieb das Barometer für die Industrie mit einem Minus von 0,8 auf 46,5 Punkten deutlich unter der Wachstumsschwelle. Denn der Produktionsanstieg ging fast ausschließlich auf die stark nachlassenden Lieferkettenengpässe zurück, wodurch die Auftragsbestände schneller abgearbeitet werden konnte. Das Neugeschäft wies dagegen ein Minus aus.
„Der Abschwung in der Industrie wird auch im Dienstleistungssektor Bremsspuren hinterlassen“, sagte Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. „Normalerweise ist es nur eine Frage der Zeit, wann der Abschwung in der Industrie auch andere Bereiche der Wirtschaft erfasst.“ So dürften insbesondere die unternehmensnahen Dienstleistungen werden schon bald die Schwäche in der Industrie zu spüren bekommen.
Umfragen: Wirtschaft schlägt sich im Februar unerwartet gut
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von aymane jdidi auf Pixabay
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