Region Donezk/Astana, 28. Feb – Die Lage rings um Bachmut im Osten der Ukraine ist nach Einschätzung des ukrainischen Militärs „extrem angespannt“. Russische Wagner-Söldner versuchten, die Stadt einzukesseln, teilte der Kommandeur der Bodentruppen, Olexandr Syrskji, am Dienstag mit. „Trotz erheblicher Verluste hat der Feind die am besten vorbereiteten Angriffseinheiten von Wagner eingesetzt“, zitierte das ukrainische Militär den Generaloberst auf seinem Telegram-Kanal. Die Wagner-Einheiten versuchten, die Verteidigung zu durchbrechen und die Stadt einzukesseln, sagte Syrskji. Die Söldner bemühen sich seit Monaten in einem erbitterten Kampf, die strategisch wichtige Stadt einzunehmen. Auch das reguläre russische Militär ist vorgerückt.
Die russischen Truppen versuchen, die ukrainischen Soldaten in Bachmut von der Versorgung abzuschneiden. So sollen sie zum Abzug oder zur Aufgabe gezwungen werden. In Bachmut, das vor dem Krieg rund 70.000 Menschen zählte, harren noch immer rund 5000 Zivilistinnen und Zivilisten aus. Die Einnahme der Stadt wäre der erste größere Erfolg der Invasionstruppen seit mehr als einem halben Jahr und würde den Weg öffnen, die übrigen städtischen Zentren im Donbass unter russische Kontrolle zu bringen. Der industriell geprägte Donbass im Osten der Ukraine besteht aus den Regionen Donezk und Luhansk.
Das ukrainische Militär teilte mit, Russland habe seine Streitkräfte im Gebiet um Bachmut verstärkt und beschieße rund um die Stadt gelegene Siedlungen. „Am vergangenen Tag haben unsere Soldaten mehr als 60 feindliche Angriffe abgewehrt“, teilte es am Dienstagmorgen in Bezug auf Bachmut und Umgebung mit. Russische Angriffe auf die Dörfer Jahidne und Berchiwka an den nördlichen Zugängen zu Bachmut seien zurückgestoßen worden.
Der ukrainische Militärexperte Oleh Schdanow sagte, die russischen Truppen hätten einen Keil zwischen diese Dörfer getrieben. Zugleich bemühten sie sich, die Straße nach Westen Richtung Tschasiw Jar abzuschneiden. „Der südliche Teil von Bachmut ist das einzige Gebiet, das als unter ukrainischer Kontrolle stehend bezeichnet werden kann. In allen anderen Gebieten ist die Situation unvorhersehbar“, sagte Schdanow. „Es ist unmöglich zu sagen, wo die Frontlinie verläuft.“
Zudem herrscht Tauwetter – Rasputiza, wie die Ukrainer sagen. Die Straßen werden zu Schlammpisten. Flüsse und Felder verwandeln sich in Sümpfe. „Beide Seiten bleiben in ihren Stellungen“, sagte Mykola, der Kommandant einer ukrainischen Raketenwerferbatterie an der Front, einem Reuters-Reporter. „Frühling bedeutet Schlamm. Daher ist es unmöglich, sich vorwärts zu bewegen.“ Und so sind etliche Militärfahrzeuge zu sehen, die stecken geblieben sind.
BLINKEN IN ZENTRALASIEN
Während sich russische und ukrainische Truppen einen Abnutzungskampf liefern, laufen diplomatische Bemühungen um ein Ende des Krieges und eine weitere Isolierung Russlands, das seine Invasion vor einem Jahr begonnen hat. Am Dienstag traf US-Außenminister Antony Blinken in der kasachischen Hauptstadt Astana ein, um mit seinen Amtskollegen aus Kasachstan, Usbekistan, Kirgisistan, Tadschikistan und Turkmenistan zu beraten. Die fünf früheren Sowjetrepubliken sollen ermutigt werden, sich von Russland zu emanzipieren. Die Regierung in Moskau bemüht sich zugleich um die dortigen Märkte und Handelsrouten, auch um westliche Sanktionen zu umgehen.
Blinken traf zudem mit dem kasachischen Präsidenten Kassym-Schomart Tokajew zusammen, dessen Land im Norden eine über 7600 Kilometer lange Grenze mit Russland teilt und auch wegen seines Ölreichtums als Handelspartner begehrt ist. „Wir haben sehr gute und zuverlässige langfristige Partnerschaften in so vielen strategisch wichtigen Bereichen wie Sicherheit, Energie, Handel und Investitionen aufgebaut“, sagte Tokajew. Blinken hatte zuvor dem kasachischen Außenminister Muchtar Tileuberdi gesagt, die US-Regierung unterstütze die Souveränität, Unabhängigkeit und territoriale Integrität Kasachstans. „Manchmal sagen wir diese Worte einfach, aber sie haben tatsächlich eine echte Bedeutung, und natürlich wissen wir, dass sie in dieser besonderen Zeit noch mehr Resonanz haben als sonst“, sagte Blinken mit Blick auf Russlands Invasion der Ukraine, die wie Kasachstan 1991 ihre Unabhängigkeit erklärt hat.
Ukrainisches Militär – Lage um Bachmut extrem angespannt
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Людмила Помазанова auf Pixabay
Hier finden Sie die aktuellen Livestream-Folgen. Mehr aus Web3, NFT und Metaverse
Kennen Sie schon unser neues Wirtschaftsmagazin „Paul F„? Jetzt bei Readly lesen.