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Ukraine bangt um Stromversorgung – Hinweise auf Abschalten von AKW

Kiew/Ankara, 19. Aug (Reuters) – Die ukrainische Armee greift offenbar zunehmend russische Stützpunkte und Nachschublinien weit hinter der Front an. In der Nacht zum Freitag wurden an mehreren Stellen auf der Krim Explosionen gemeldet. In Russland wurden zwei Ortschaften nahe Belgorod rund 100 Kilometer entfernt von der Grenze zur Ukraine nach Explosionen in einem Munitionslager geräumt. Gleichzeitig spitzten sich die Auseinandersetzungen um das Atomkraftwerk Saporischschja zu. Russlands Präsident Wladimir Putin warnte in einem Telefonat mit seinem französischen Kollegen Emmanuel Macron, der Beschuss der Nuklearanlage könne in einer Katastrophe münden. Die Ukraine und Russland bezichtigten sich erneut gegenseitig, das AKW unter Feuer zu nehmen. Die Ukraine erklärte zudem, Russland wolle das Kraftwerk vom ukrainischen Stromnetz trennen.

Auf der 2014 von Russland annektierten Krim wurden Explosionen bei einem Luftwaffenstützpunkt in Belbek gemeldet. Am gegenüberliegenden Ende der Halbinsel erhellte sich der Himmel über einer wichtigen Brücke. Nach russischen Angaben war dies auf Abwehrfeuer zurückzuführen. Regierungsvertreter erklärten, bei den Explosionen auf der Krim und in Belgorod sei niemand verletzt wurde. Demnach seien Drohnen über Belbek und Kertsch abgeschossen worden.

Die Regierung in Kiew erklärte, in der Nacht seien Ziele hinter den russischen Linien in der Provinz Cherson angegriffen worden. Dazu gehöre auch die Brücke am Kachowka-Stausee, die von zentraler Bedeutung für die Versorgung russischer Truppen am Westufer des Dnipro sei. Zu den Explosionen in Russland und auf der Krim äußerte sich die Regierung in Kiew zunächst nicht. Westliche Beobachter führen die Explosionen auf Angriffe der Ukrainer zurück und sehen in der wachsenden Fähigkeit, russisches Militär hinter den Kampflinien anzugreifen, eine möglicherweise entscheidende Wende im Kriegsverlauf.

Ein Vertreter des Westens deutete an, dass es sich zumindest bei einigen der Vorfälle in der Nacht zum Freitag um ukrainische Angriffe gehandelt habe. Dies habe einen erheblichen psychologischen Effekt auf die russische Führung. Nach seinem Angaben waren die vermuteten Angriffe auf einen Luftwaffenstützpunkt Saky auf der Krim vor zehn Tagen bereits sehr erfolgreich. Dabei sei mehr als die Hälfte der Kampfjets der russischen Schwarzmeerflotte zerstört worden. Russland begründet die Explosionen auf dem Fliegerhorst mit Unfällen und bestreitet, dass Flugzeuge dabei beschädigt wurden.

UKRAINE FÜRCHTET ENERGIE-MANGEL IM WINTER

In den Auseinandersetzungen um das Atomkraftwerk Saporischschja fürchtet die Ukraine, dass Russland das AKW vom nationalen Stromnetz trennen will. Ein Ausfall der Stromlieferungen aus der riesigen Anlage – Saporischschja ist das größte Atomkraftwerk Europas – würde vor allem den Süden der Ukraine treffen. Das Land bereitet sich angesichts von Krieg und Verknappung der Energieversorgung auf den schwierigsten Winter seit Erklärung der Unabhängigkeit vor. Es gebe Hinweise darauf, dass russische Truppen die Reaktoren abschalten wollten, teilte der staatliche Energieversorger Energoatom mit. „Das russische Militär sucht derzeit Treibstofflieferanten für Dieselgeneratoren.“ Mit den Dieselgeneratoren sollten die Kühlsysteme für die hochradioaktiven Kernbrennstoffe am Laufen gehalten werden. 

Macron begründete nach Angaben seines Präsidialamtes sein Telefonat mit Putin am Freitag mit der Sorge wegen Sicherheitsrisiken. Putin habe zugesagt, einer Delegation der UN-Atomenergiebehörde IAEO eine Inspektionsreise zum AKW zu gestatten. International wird ein besonderes Augenmerk auf Saporischschja gelegt, denn ein Treffer in den Reaktoren könnte eine Nuklearkatastrophe mit ähnlichen Auswirkungen wie bei der in Tschernobyl 1986 auslösen. Damals wurde nicht nur die unmittelbare Umgebung dauerhaft verstrahlt, sondern radioaktiver Niederschlag ging auch in mehreren europäischen Ländern nieder.

Bereits am Donnerstag hatte Russland den Vorschlag der Vereinten Nationen zurückgewiesen, Saporischschja zu demilitarisieren. Das Kraftwerksanlage wurde im März von russischen Streitkräften eingenommen. Sie liegt in der Nähe des Frontverlaufs. In der Vergangenheit haben sich Russland und die Ukraine gegenseitig vorgeworfen, das AKW beschossen zu haben. Auf dem Gelände waren Geschosse eingeschlagen. Die Anlage wird trotz russischer Besetzung von ukrainischem Personal betreut. Derzeit laufen nur zwei der sechs Reaktoren mit voller Leistung.

Ukraine bangt um Stromversorgung – Hinweise auf Abschalten von AKW

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