06. Sep – Es folgen Entwicklungen rund um den Krieg in der Ukraine. Zum Teil lassen sich Angaben nicht unabhängig überprüfen.
22.05 Uhr – Die neue britische Premierministerin Liz Truss soll ihrem Büro zufolge bald die Ukraine besuchen. Sie habe eine entsprechende Einladung von Präsident Wolodymyr Selenskyj angenommen, heißt es am Abend. Selenskyj erklärt auf Twitter, er habe als erster ausländischer Regierungschef mit Truss nach ihrer Ernennung telefoniert.
21.22 Uhr – UN-Generalsekretär Antonio Guterres ruft Russland und die Ukraine auf, eine demilitarisierte Zone um das besetzte Atomkraftwerk Saporischschja zu ziehen. Als ersten Schritt müssten beide Seiten sich dazu verpflichten, keine militärischen Aktivitäten in Richtung des AKW oder von dort aus zu unternehmen, sagt er vor dem UN-Sicherheitsrat. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat ebenfalls die Einrichtung einer Sicherheitszone um das größte Kernkraftwerk Europas gefordert.
20.56 Uhr – Die örtlichen Behörden in der besetzten Stadt Berdiansk ändern ihre Angaben zu einem von Russland eingesetzten Verwalter, der Opfer einer Explosion geworden sein soll. Artjom Bardin sei lebensgefährlich verletzt, erklärt ein Mitarbeiter der Moskau-treuen Regierung im Internet. Zuvor hatte er der Nachrichtenagentur Reuters gesagt, Bardin sei gestorben. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
19.52 Uhr – Ein von Russland eingesetzter Verwalter der südukrainischen Stadt Berdiansk ist örtlichen Behörden zufolge bei einer Explosion getötet worden. Die Regierung in Kiew sei für den Tod von Artjom Bardin verantwortlich, sagt ein Mitarbeiter der von Russland unterstützen Regierung in der Region Zaporitschtschia der Nachrichtenagentur Reuters. In den von Russland besetzten Gebieten kommt es immer wieder zur Attentaten.
16.50 Uhr – Der ukrainische Präsidentenberater Serhiy Leschtschenko kündigt „großartige Neuigkeiten“ von der Gegenoffensive in der östlichen Region Charkiw an. „Heute Nacht wird es großartige Neuigkeiten von Präsident (Wolodymyr) Selenskyj über den Gegenangriff in Raum Charkiw geben“, twittert er, ohne Einzelheiten anzugeben.
16.20 Uhr – Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA äußert in ihrem Bericht über den Zustand des Atomkraftwerks Saporischschja die Sorge eines drohenden nuklearen Unfalls. Erforderlich seien sofortige Maßnahmen, um dies zu verhindern, inklusive einer Sicherheitszone um das Kraftwerk, heißt es in dem Bericht.
16.10 Uhr – Die Ukraine stellt eine Plattform mit mehr als 500 Investitionsprojekten vor im Gesamtvolumen von 400 Milliarden Dollar in der Hoffnung, ausländische Geldgeber anzulocken. „Es muss jetzt in die Ukraine investiert werden, nicht erst nach dem Ende des Krieges“, erklärt Wirtschaftsministerin Julia Swyrydenko. Das Programm mit dem Namen „Advantage Ukraine“ wurde im Juli angekündigt. Zu den zehn Schlüsselbrachen gehören der militärisch-industrielle Komplex, Energie, Pharmazeutik und Logistik.
13.16 Uhr – Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Schockwirkung durch den russischen Angriff auf die Ukraine mit der des sowjetischen Sputnik-Satelliten-Starts in den 60er Jahre verglichen. Damals habe der technologische Vorsprung der Sowjetunion im All zu einer Aufholjagd im Westen geführt, sagt Scholz bei der Preisverleihung für den Wettbewerb „Jugend forscht“. „Auch in diesem Jahr haben wir einen großen Schock erlebt“, fügt er mit Hinweis auf den russischen Angriff hinzu. Diese habe nicht nur die europäische Friedensordnung erschüttert, sondern auch massive Auswirkungen etwa auf die weltweiten Lebensmittel- und Energiepreise sowie die Rohstoffversorgung. Dazu stecke die Wirtschaft in einer ihrer größten Transformationsphasen. Deshalb würden die Forschungsausgaben auf 3,5 Prozent der Wirtschaftsleistung bis 2025 angehoben.
13.13 Uhr – Russlands Außenminister Sergej Lawrow wirft dem Westen vor, sich nicht an Zusagen zu halten, die im Zuge eines Abkommens zur Wiederaufnahme blockierter Getreideexporte aus ukrainischen Häfen gemacht worden seien. „Unsere westlichen Kollegen tun nicht, was uns vom UN-Generalsekretär versprochen wurde“, sagt er auf einer Pressekonferenz in Moskau. „Sie treffen keine Entscheidungen zur Aufhebung der Logistiksanktionen, die den freien Zugang von russischem Getreide und Düngemitteln zu den Weltmärkten verhindern.“ Lawrow sagt, er sei dabei, die Vereinten Nationen dazu zu drängen, dass die westlichen Länder ihren Teil des Getreideabkommens einhielten. Die im Juli getroffene Vereinbarung ist der bislang einzige größere diplomatische Erfolg, der in dem seit Februar tobenden Krieg in der Ukraine zwischen den Konfliktparteien erzielt werden konnte. Das Abkommen ermöglichte die Wiederaufnahme von Getreideexporten über die monatelang blockierten Häfen an der ukrainischen Schwarzmeerküste. Zahlreichen vor allem ärmeren Länder drohen ohne die Lieferungen Lebensmittelengpässe bis hin zu Hungersnöten.
12.36 Uhr – Die Ukraine hat Russland zufolge in den vergangenen 24 Stunden 20 Artilleriegeschosse auf die Stadt Enerhodar und die Gegend um das dort gelegene AKW Saporischschja abgefeuert. Drei davon seien auf dem AKW-Gelände eingeschlagen, teilt das russische Verteidigungsministerium mit. Ein Geschoss sei neben Block 2 explodiert. Die Strahlung an Europas größtem Kernkraftwerk sei normal.
12.23 Uhr – Durch den Krieg hat die ukrainische Stahlindustrie ihrem Verband zufolge 40 Prozent ihrer Kapazität verloren. „Nach der Befreiung wird es unmöglich sein, diese Werke wieder zu eröffnen“, sagt Verbandschef Serhii Bilenky. Vor der russischen Invasion gehörte die Ukraine zu den weltweit größten Produzenten von Stahl und Stahlprodukten.
10.33 Uhr – Nach Angaben des Gouverneurs der Region Charkiw sind bei einem russischen Angriff drei Zivilisten getötet worden. In der Nacht seien im Industriegebiet der Stadt Charkiw ein zweistöckiges Gebäude sowie ein Wohnhaus, in dem eine 73 Jahre alte Frau lebte, beschädigt worden, schreibt Oleh Synehubow auf Telegram. „Leider ist sie gestorben.“ Zwei Männer seien in dem Ort Solotschi nördlich von Charkiw ums Leben gekommen. Die Angriffe sind dem Bürgermeister der zweitgrößten Stadt der Ukraine zufolge am Morgen fortgesetzt worden. Aus den Trümmern eines Wohnhauses seien drei Menschen gerettet worden, schreibt Ihor Terechow auf Telegram.
09.53 Uhr – Russland rechnet mit einer besseren Entwicklung seiner Wirtschaft als ursprünglich prognostiziert. Dieses Jahr werde das Bruttoinlandsprodukt um 2,9 Prozent einbrechen, zitieren russische Nachrichtenagenturen Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow. 2023 werde mit einem Minus von nur noch 0,9 Prozent gerechnet. Letzten Monat war noch von Minus 4,2 Prozent für 2022 und von Minus 2,7 Prozent für 2023 ausgegangen worden. 2024 sollte dann ein Plus von 2,6 Prozent herauskommen. Auf Quartalssicht sei aber ab Ende diesen Jahres mit Wachstum zu rechnen, sagt Reschetnikow. Die russische Wirtschaft stecke die Sanktionen des Westens besser weg als zunächst erwartet.
06.41 Uhr – Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben vier russische Munitionsdepots in der Region Cherson zerstört. Auch würden Brücken über den Dnepr unter Beschuss genommen, teilt das Südkommando der ukrainischen Streitkräfte mit. Nachdem zunächst wenig über den Verlauf der ukrainischen Gegenoffensive im Süden der Ukraine bekanntgeworden war, meldeten die Behörden zuletzt Fortschritte im Norden der Region Cherson. Ein online veröffentlichtes Foto zeigt eine ukrainische Flagge, die auf einem Gebäude in dem Ort Wyssokopillja wehen soll. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagt dem Sender ABC News, die Ukraine gehe Schritt für Schritt gegen die Besetzung ihres Territoriums vor. Der Konflikt könne jetzt nicht eingefroren werden, die Ukraine hole sich ihre Gebiete zurück. „Es ist nur eine Frage der Zeit.“
05.38 Uhr – Russland bezieht wegen der westlichen Sanktionen offenbar Artillerie-Munition und Granaten aus Nordkorea. Das berichtet die Zeitung „Times“ unter Berufung auf kürzliche freigegebene Informationen des US-Geheimdienstes. Die Käufe zeigten, dass die Sanktionen zu greifen begännen und die Fähigkeit Russlands einschränkten, seine Invasion in der Ukraine aufrechtzuerhalten, zitiert das Blatt zwei US-Regierungsvertreter. Die Ukraine hat an mehreren Orten eine Gegenoffensive gestartet und zuvor russische Munitionslager zerstört.
00.26 Uhr – Das besetzte AKW Saporischschja steht nach den Worten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj durch die erneute Unterbrechung der Stromzufuhr zum zweiten Mal „nur einen Schritt von einer Strahlenkatastrophe entfernt“. Russischer Beschuss sie dafür verantwortlich, sagt er. Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) hatte erklärt, die Notstromleitung sei gekappt worden, um ein Feuer zu löschen. „Der Beschuss des Kraftwerks zeigt, dass sich der terroristische Staat nicht darum kümmert, was die IAEO sagen wird und was die internationale Gemeinschaft entscheiden wird“, sagt Selenskyj in Anspielung auf Russland. Das Gelände des Kraftwerks wurde in den vergangenen Monaten regelmäßig beschossen, wobei die Regierungen in Kiew und Moskau sich gegenseitig die Schuld zuschoben.
Ukraine aktuell 06.09.22
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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