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Über 3600 Tote nach Erdbeben an türkisch-syrischer Grenze

Adana/Ankara/Damaskus, 06. Feb – Nach zwei schweren Erdbeben an der türkisch-syrischen Grenze ist die Zahl der Toten bis Montagabend auf über 3600 gestiegen. Aus beiden Staaten liefen bereits nach dem ersten Beben der Stärke 7,9 in der Nacht Berichte über eingestürzte Häuser ein. Am frühen Nachmittag folgte eine zweite Erschütterung mit einer Stärke von 7,7, die weitere Gebäude zum Einsturz brachte. Zerstörte Straßen und unterbrochene Internet-Verbindungen machten es auch Stunden später schwer, das ganze Ausmaß der Katastrophe zu Überblicken. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach von dem schlimmsten Beben seit 1939. Dutzende Staaten, darunter Deutschland, sowie Hilfsorganisationen sagten Unterstützung zu.

Die Türkei bezifferte die Zahl der Toten am Abend auf 2316. Zudem habe es rund 12.000 Verletzte gegeben. In Syrien starben nach Angaben der Regierung und von Rettungskräften in den von der Regierung kontrollierten Regionen und von Rebellen gehaltenen Gebieten im Nordwesten des Landes insgesamt 1293 Menschen. Die Region hatte schon unter dem syrischen Bürgerkrieg besonders zu leiden. UN-Generalsekretär Antonio Guterres erklärte, viele der betroffenen Familien in der Erdbebenregion hätten bereits vor den Beben dringend humanitäre Hilfe benötigt. Er zähle auf die Hilfe der internationalen Gemeinschaft.

„NICHT EINER HAT ES HERAUS GESCHAFFT“

Überlebende gruben zunächst mit bloßen Händen nach Verschütteten. Auf Bildern von Reuters TV aus der türkischen Stadt Diyarbakir war zu sehen, wie Dutzende Retter sich durch Berge von Schutt kämpften – alles, was von einem großen Haus übrig geblieben war. Immer wieder baten die Helfer um Ruhe, um nach Lebenszeichen unter den Trümmern zu lauschen. Eine Frau mit einem gebrochenen Arm sprach von zwei Söhnen, die unter den Überresten eines siebenstöckigen Gebäudes vermisst würden. „Es waren neun von uns zu Hause“, sagte sie. 

In dem von syrischen Rebellen gehaltenen Ort Dschandaris blieb von einem mehrstöckigen Gebäude nur noch ein Haufen aus Beton, Stahlstangen und Stoffbündeln übrig. Dort hätten zwölf Familien gelebt, sagte ein junger Mann mit einem Verband an der Hand. „Nicht einer hat es heraus geschafft. Nicht einer.“ Aufnahmen des syrischen Staatsfernsehens zeigten Rettungsmannschaften, die bei heftigem Regen und Schneeregen nach Überlebenden suchten. In der betroffenen Region dürfte die Temperatur in der Nacht unter den Gefrierpunkt fallen.

THW BEREITET LIEFERUNGEN VOR

Hilfsangebote kamen unter anderem aus Ländern der EU, Israel und den USA.Bundeskanzler Olaf Scholz sagte den Opfern schnelle Hilfe zu. Innenministerin Nancy Faeser erklärte, das Technische Hilfswerk (THW) könne Notunterkünfte und Einheiten zur Wasseraufbereitung zur Verfügung stellen. Hilfslieferungen mit Notstromaggregaten, Zelten und Decken bereite das THW ebenfalls vor. Auch Russlands Präsident Wladimir Putin bot Syrien und dem Nato-Mitgliedsland Türkei Unterstützung an. 

Das Epizentrum des ersten Bebens lag nahe der südtürkischen Stadt Gaziantep. Aufnahmen von CNN Turk zeigten schwere Schäden an der historischen Burg dort. Die Erdstöße dauerten eine Minute und waren bis nach Israel, Zypern und in den Libanon zu spüren. In Italien gab es zeitweilig für die Südküste eine Tsunami-Warnung, die am Morgen aufgehoben wurde. Das Erdbeben war das schwerste in der Türkei seit 1999, als mehr als 17.000 Menschen bei einem Beben der Stärke 7,6 ums Leben kamen. Die Erdstöße trafen damals die Stadt Izmit und eine dicht besiedelte Region am Marmarameer nahe Istanbul.

Über 3600 Tote nach Erdbeben an türkisch-syrischer Grenze

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Olaf auf Pixabay

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