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Turbinen spielen zentrale Rolle im Streit um Gaslieferungen

03. Aug (Reuters) – Seit Wochen streiten Russland und Deutschland um Gas-Lieferungen über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1. Der russische Gasriese Gazprom hat den Gasfluss gedrosselt und macht dafür das Fehlen einer Turbine verantwortlich, die in Kanada gewartet wurde. Diese wartet nun in einem Werk des Turbinen-Bauers Siemens Energy in Mülheim an der Ruhr darauf, nach Russland geliefert zu werden. Bundeskanzler Olaf Scholz besuchte das Werk am Mittwoch und erklärte: „Sie kann jederzeit transportiert und genutzt werden.“ Den Angaben Russlands zufolge fehlen dafür noch Dokumente. 

DIE TURBINE

Der Streit dreht sich um SGT-A65, eine zwölf Meter lange und 20 Tonnen schwere Turbine von Siemens Energy. Die Maschine wird zum Transport des Gases durch die Pipeline benötigt. Die Turbine sollte nach ihrer Wartung in Kanada über Deutschland zurück zur Verdichterstation von Gazprom in Portowaja transportiert werden. Nun steckt sie in dem Siemens-Energy-Werk in Mülheim an der Ruhr fest.

Gazprom begründet die Drosselung der Gaslieferungen mit der durch Sanktionen erschwerten Rückkehr der gewarteten Siemens-Turbine. Außerdem müsse eine weitere Turbine gewartet werden, was die Kapazität verringere. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hält das für vorgeschoben und spricht von einem Wirtschaftskrieg. Nach Angaben von Siemens Energy ist die Wartung der Turbine ein Routineverfahren, welches in den letzten zehn Jahren zu keinerlei Komplikationen geführt hat.

WIE VIELE TURBINEN?

Die umstrittene Turbine ist eine von acht derartigen Maschinen in Portowaja. Sie wurden ursprünglich von Rolls Royce hergestellt, bis die Sparte 2014 von Siemens Energy übernommen wurde. Sechs dieser Turbinen haben Gazprom zufolge eine Leistungskapazität von jeweils 52 Megawatt (MW), zwei Einheiten können mit jeweils 27 MW ausgelastet werden.

Darüber hinaus gibt es einem Insider zufolge vier Reserveturbinen vor Ort. So könne sichergestellt werden, dass das Gas auch dann weiter fließt, wenn die Haupt-Turbinen zur Wartung abtransportiert werden müssen. Dies passiert in der Regel alle zwei bis drei Jahre. Bis zu zwei große Turbinen können nach Angaben des Insiders im Leerlauf sein oder gewartet werden, ohne die Kapazität des Kraftwerks verringern zu müssen. Gazprom machte keine Angaben zu den technischen Vorgängen.

PORTOWAJA

Die Verdichterstation Portowaja befindet sich im äußersten Westen Russlands an der Küste des finnischen Meerbusens. Von Portowaja aus wird Erdgas durch die 1224 Kilometer lange Nord Stream 1 Pipeline bis zur Anlandung im deutschen Greifswald gepumpt. Die Verdichterstation an der Ostsee ist nach Angaben von Gazprom die größte der Welt.

Nord Stream 1 ist für eine Kapazität von 55 Milliarden Kubikmeter pro Jahr ausgelegt. Nach Modifikationen wurden in den Jahren 2020 und 2021 mehr als 59 Milliarden Kubikmeter Gas von Russland nach Deutschland transportiert. Dies entspricht mehr als ein Drittel der gesamten russischen Gaslieferungen in die EU.

RUSSISCHE TURBINEN

Russland wolle im Interesse des russischen Energiesektors die Erprobung eigener Turbinen voranbringen, sagte der russische Industrie- und Handelsminister Denis Manturow Anfang Juli. Bislang hat Russland Turbinen mit einer Höchstleistung von 25 Megawatt hergestellt. Das Maschinenbauunternehmen Power Machines arbeitet nach eigenen Angaben an der Fertigstellung von zwei Turbinen mit einer Leistung von jeweils 65 MW und 170 MW. Diese sollen zwischen 2022 und 2024 in den Probebetrieb gehen.

Turbinen spielen zentrale Rolle im Streit um Gaslieferungen

Copyright: (c) Copyright Thomson Reuters 2022

Titelfoto: Symbolfoto

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