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Istanbul/Amman, 20. Nov (Reuters) – In Grenzregionen der Türkei nehmen die Spannungen nach Luftangriffen auf Dutzende kurdische Stellungen in Nordsyrien und Nordirak zu. Ein türkischer Soldat und zwei Polizisten wurden am Sonntag bei einem Raketenabschuss auf die an Syrien grenzende Provinz Kilis verletzt, wie die staatliche Agentur Anadolu berichtete. Demnach soll ein Grenzposten von einer Rakete getroffen worden sein. Wer der Angreifer war, blieb zunächst unklar. Wenige Stunden zuvor hatte die kurdische Miliz Vergeltung für türkische Angriffe auf ihre Stellungen angekündigt. „Diese Angriffe der türkischen Besatzungstruppen werden nicht ohne Antwort bleiben“, hieß es in einer Erklärung der von den USA unterstützten Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) unter Führung der YPG-Miliz.
Die Türkei hatte in der Nacht zum Sonntag Luftangriffe auf Stützpunkte militanter Kurden geflogen und damit nach eigenen Angaben auf den Bombenanschlag in Istanbul vom vergangenen Wochenende reagiert. Die Luftangriffe richteten sich gegen Stellungen der in der Türkei verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und der syrischen Kurdenmiliz YPG, erklärte das türkische Verteidigungsministerium. Dabei seien 89 Ziele zerstört worden. Die Regierung in Ankara macht militante Kurden für das Attentat auf der belebten Einkaufsstraße Istiklal Caddesi in Istanbul verantwortlich. Dabei waren sechs Menschen getötet und mehr als 80 verletzt worden. „Es ist an der Zeit, Rechenschaft über Istiklal abzulegen“, twitterte der türkische Präsidentensprecher Ibrahim Kalin. Die PKK und die Syrischen Demokratischen Kräfte bestreiten eine Beteiligung an dem Bombenanschlag.
Die SDF erklärten, türkische Flugzeuge hätten bei den Angriffen auch zwei Dörfer mit Binnenflüchtlingen in Nordsyrien unter Beschuss genommen. Die türkischen Angriffe hätten auch zivile Infrastruktur zerstört, darunter Getreidesilos, ein Kraftwerk und ein Krankenhaus. Elf Zivilisten, darunter ein Journalist, seien ums Leben gekommen. Zu den 89 zerstörten Zielen gehörten türkischen Angaben zufolge Bunker, Tunnel und Munitionsdepots. Auch seien Chefs der „Terrororganisation“ unschädlich gemacht worden.
Die PKK kämpft seit 1984 gegen den türkischen Staat. Sie wird von der Türkei, den USA und der Europäischen Union als terroristische Organisation betrachtet. Washington hat sich im Kampf gegen den Islamischen Staat in Syrien mit der YPG verbündet, was zu einem Zerwürfnis mit dem Nato-Verbündeten Türkei geführt hat.
Türkei greift kurdische Stellungen in Syrien und Irak an
Quelle: Reuters
Titelfoto: Bild von Alp Cem auf Pixabay
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