Die durch den heißen Sommer und ausbleibende Regenfälle stark sinkenden Pegelstände treiben die Transportkosten für Deutschlands meistbefahrene Wasserstraße Rhein nach oben. Die Spotpreise für Schiffe für den Transport von Rotterdam nach Karlsruhe stiegen am Mittwoch auf etwa 110 Euro pro Tonne. Das seien 16 Euro mehr als am Dienstag, sagten Rohstoffhändler der Nachrichtenagentur Reuters. Zum Vergleich: Im Juni, bevor die Wasserstände sanken, mussten lediglich etwa 20 Euro pro Tonne bezahlt werden.
Die Wasserstände auf dem Rhein sinken aufgrund des heißen und trockenen Wetters weiter. An der Engstelle KaubWL-KAUB südlich von Koblenz wurden am Mittwoch nur noch 48 Zentimeter gemessen, wie aus den Daten des Finanzdienstleisters Refinitiv hervorgeht. Das sind etwa vier Zentimeter weniger als am Vortag. Schiffe benötigen aber einen Pegel von mindestens etwa 1,5 Meter, um voll beladen fahren zu können.
Die Frachtschifffahrt auf dem Rhein geht zwar weiter. Allerdings sind die Schiffe teils gezwungen, nur ein Viertel der möglichen Ladung aufzunehmen. Die Zahl der Schiffe, die noch in der Lage sind, in den flachen Gewässern um Kaub zu fahren, nimmt derweil ab. Dadurch steigen die Transportkosten für die Frachteigentümer, sagten Händler.
Der Rhein ist ein wichtiger Schifffahrtsweg für Rohstoffe wie Getreide, Chemikalien, Mineralien, Kohle und Ölprodukte wie Heizöl. Der niedrige Wasserstand dürfte im kommenden Monat die Produktion von zwei großen deutschen Kohlekraftwerken beeinträchtigen und könnte zu logistischen Problemen für Kohleimporteure führen. Der Chemiekonzern BASF BASFn.DE schließt Produktionskürzungen nicht aus, sollte das Niedrigwasser die Logistik stören.
Die Probleme am Rhein machen Ökonomen zufolge eine Rezession noch wahrscheinlicher. „Wir erwarten ohnehin, dass die deutsche Wirtschaft ab dem dritten Quartal in eine leichte Rezession fällt und das Wachstum 2022 nur noch 1,2 Prozent betragen sollte“, sagte der Deutschland-Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Stefan Schneider, zu Reuters. „Falls die Wasserstände weiter sinken, könnte das Wachstum auch knapp unter ein Prozent sinken.“ Aufgrund der angespannten Energiesituation sei diesmal der eingeschränkte Kohletransport für die Kraftwerke entlang des Rheins wohl das größte Problem. Höhere Transportkosten dürften zusätzlichen Aufwärtsdruck bei den Erzeugerpreisen der betroffenen Güter verursachen.
Bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) wird das ähnlich gesehen. „Man macht vielleicht keinen Fehler, wenn man zum jetzigen Stand vermutet, dass das Bruttoinlandsprodukt durch das Niedrigwasser um einen viertel bis einen halben Prozentpunkt belastet wird“, sagte LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch. Die Situation sei diesmal gefährlicher als beim Niedrigwasser 2018, „weil die Versorgungslage ohnehin angespannt ist und vor allem auch die Kohlekraftwerke stärker betreffen dürfte, die für die Stromerzeugung von herausragender Bedeutung sind“.
Transportkosten auf dem Rhein steigen stark wegen Niedrigwasser
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