Die Blockchain-Technologie wurde bereits von zahlreichen Experten für ihr großes Potenzial hervorgehoben und nicht wenige gehen davon aus, dass sie die Investmentbranche in den kommenden Jahren massiv verändern wird. Zu den jüngsten Innovationen, die auf der Blockchain-Technologie basieren, zählt die Tokenisierung von Vermögenswerten, konkret: die Umwandlung eines materiellen oder immateriellen Assets in einen digitalen Token, der dann von einem Inhaber über die Blockchain gehalten oder übertragen werden kann.
Laut einer Studie von Roland Berger bietet die Technologie mehr Effizienz, mehr Transparenz sowie einen einfacheren Zugang durch fraktionierte Vermögenswerte. Dieser ermöglicht es auch nicht-institutionellen Investoren, in den Markt einzutreten. Waren bisher in der Regel sehr hohe Summen nötig, können Anleger nun auch schon mit kleineren Tickets einsteigen – „Demokratisierung“ wird dieser Prozess genannt, der einer breiteren Gruppe von Anlegern Zugang zu Investments u. a. in Private Markets verschafft. Dieser Trend spielt in der Private Equity Branche eine zunehmend wichtige Rolle, wie jüngst auch eine Studie der Frankfurt School of Finance & Management belegt.
Token-basierter Zugang zu Private-Equity-Fund
Wie die Tokenisierung funktionieren kann, zeigt das Beispiel von Hamilton Lane, einem globalen Investmentmanager für Private Markets. Das Unternehmen bietet seit einigen Monaten einen Token-basierten Zugang zu seinem Fonds „Global Private Assets“ (GPA) an. Der Fonds hat Nettomittelzuflüsse von 2,2 Mrd. US-Dollar (Stand: 30. November 2022) und ist ein offener Fonds nach Luxemburger Recht.
Grundlage des Angebots bildet eine Partnerschaft mit der digitalen Wertpapierbörse ADDX in Singapur, die zugleich eine der größten Privatmarktbörsen Asiens ist. Über sie können akkreditierte Anleger bereits ab 10.000 US-Dollar in den genannten Fonds investieren. Üblich sind in anderen Fonds Mindestbeträge ab 125.000 US-Dollar.
Generell ist die Tokenisierung eines Fonds für einen Emittenten relativ einfach. Die Fondsanteile können digitalisiert dargestellt und auf einem dezentralen Ledger, einer Art dezentralem Konto, gehandelt und aufgezeichnet werden. Jeden Monat gibt es ein Angebot, bei dem Anleger Token kaufen können. Die über das Token-Angebot eingenommenen Mittel werden dann in den Fonds in Luxemburg investiert.
Vorteile durch Kooperation mit ADDX
In der Regel gibt es zwei Möglichkeiten, Teile eines Fonds in digitale Tokens umzuwandeln: Entweder man richtet eine Blockchain ein, was komplex und mit erheblichen Kosten verbunden ist. Oder man entscheidet sich für eine Partnerschaft mit einem Unternehmen, das eine Blockchain besitzt und diese betreibt oder über die Fähigkeit verfügt, tokenisierte Assets über die Blockchain-Technologie anzubieten. ADDX war in diesem Fall der ideale Partner. Die Wertpapierbörse wurde 2017 gegründet und brachte im März 2020 den ersten tokenisierten Fonds auf den Markt.
Aus administrativer Sicht ist ein token-basiertes Investment relativ unkompliziert. Für den Fondsmanager sieht es aus wie ein weiterer Investor und ADDX überwacht die Technologie und die Token hinter dieser Investition.
Damit die GPA-Token an der ADDX Börse notiert werden konnten, musste der Fonds eine Art IPO Prozess durchlaufen, d. h. eine Due-Diligence-Prüfung für die Zulassung an der Börse. Als regulierte Börse ist ADDX zudem für die Kontrollen zur Bekämpfung der Geldwäsche (AML) und die Überprüfung der Kundenidentität (KYC) zuständig. Wenn Anleger nach einer gewissen Zeit ihr investiertes Geld wieder zurückhaben möchten, können sie entweder eine Rücknahme ihres Tokens über den einmal im Monat stattfindenden Rücknahmeprozess beantragen und den Net-Asset-Value ihre Tokens erhalten, oder den Token privat an der Börse verkaufen.
Aus Anlegersicht spricht vieles für diese Form von tokenisierten Fonds: keine bis zu 80 Seiten langen Zeichnungsdokumente mehr, keine gesonderten Kontrollen zur Geldwäsche und Kundenidentität – all dies ist über ADDX bereits abgedeckt. Die „digitale Brieftasche“ ist mit dem Konto des Anlegers bei ADDX verknüpft und es ist so einfach, wie ein Click auf den „Kauf“-Button.
Allgemein liegen Produkte auf Blockchain-Basis und tokenisierte Investments im Trend. Auch andere große Investment Manager wie Fidelity, Franklin Templeton Investments oder Blackrock bauen ihre Präsenz im Bereich der digitalen Assets weiter aus. So hat Blackrock kürzlich einen europäischen börsengehandelten Blockchain-Fonds auf der Basis seiner iShares-Plattform aufgelegt. Und andere Anbieter werden sicher nachziehen.
Tokenisierte Fonds: „So einfach wie ein Klick auf den Kauf-Button“
Autor
Victor Jung ist Head of Digital Assets im Schweizer Büro von Hamilton Lane in Zug und verantwortet die Entwicklung und Umsetzung der globalen Digital Asset Strategie des Unternehmens.
Titelfoto: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
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