Washington/Peking/Frankfurt, 23. Mrz – Die Video-App TikTok und China haben den US-Vorwurf der Datenspionage erneut weit von sich gewiesen. Die Regierung in Peking lege viel Wert auf Datenschutz und -sicherheit, teilte das dortige Außenministerium am Freitag mit und reagierte damit auf die jüngste Anhörung von TikTok-Chef Shou Zi Chew vor dem US-Kongress. China habe nie und werde auch nie Firmen um die Offenlegung von Daten bitten.
Am Donnerstag hatte sich Chew vor dem Energie- und Handelsausschuss des Repräsentantenhauses ähnlich geäußert. „Wir verpflichten uns gegenüber diesem Ausschuss und allen unseren Nutzern, dass wir TikTok frei von jeglicher Manipulation durch eine Regierung halten.“ Er verwies zudem auf milliardenschwere Investitionen zum Schutz der Daten der 150 Millionen US-Nutzer. Diese würden im Land gespeichert und von externem Zugriff abgeschirmt. Die für seine kurzen Tanzvideos bekannt App ist vor allem bei Jugendlichen äußerst beliebt.
„WERKZEUG CHINAS“
Die US-Parlamentarier überzeugte dies nicht. Sie sehen TikTok als Werkzeug der Kommunistischen Partei Chinas, um Daten von US-Nutzern auszuspionieren und die mentale Gesundheit von Jugendlichen zu gefährden. „TikTok könnte so konzipiert werden, dass Schaden für Kinder minimiert wird“, kritisierte Kathy Castor, ein Ausschuss-Mitglied von der demokratischen Partei. „Stattdessen wurde beschlossen, Kinder im Namen des Profits abhängig zu machen.“
Analyst Dan Ives vom Vermögensverwalter Wedbush wertete die Anhörung Chews als „kleines Desaster“. „TikTok ist jetzt das Aushängeschild für die Spannungen zwischen den USA und China. Die Parlamentarier haben viele Fragen, auf die es nicht genügend konkrete Antworten gibt.“ Dabei sei TikTok nur die Spitze des Eisbergs, warnte Frank Johnson, Manager bei der Cybersicherheitsfirma Lookout. „Derzeit sind mehr als neun Millionen Apps im Lookout-Datenbestand identifiziert, die mit IP-Adressen, Domains oder Servern in China kommunizieren.“
TIKTOK DROHT KOMPLETT-VERBOT IN DEN USA
Dadurch wächst in den USA der Druck, TikTok und andere Apps komplett zu verbieten. Von staatlichen US-Diensthandys wurde TikTok bereits verbannt. Im Kongress kursieren erste Gesetzes-Entwürfe, nachdem 2020 Verbotsdekrete des damaligen US-Präsidenten Donald Trump von Gerichten gekippt worden waren. Bis zur Verabschiedung und Umsetzung werden aber wohl zahlreiche Monate vergehen. Denn die Hürden sind Experten zufolge hoch, weil ein solches Gesetz die Meinungsfreiheit einschränke.
Ähnlich wie Trump vor einigen Jahren fordert die Regierung von US-Präsident Joe Biden einen Verkauf von TikTok durch die chinesische Mutter ByteDance, um einen Bann abzuwenden. Sowohl Chew als auch die chinesische Regierung haben dies wiederholt abgelehnt.
TikTok und China wehren sich gegen US-Spionagevorwurf
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Kon Zografos auf Pixabay
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