Frankfurt/New York, 27. Dez – Kursverluste im Technologiesektor setzen der Wall Street zu. Vor allem Sorgen um die Produktion des US-E-Autobauers Tesla in Shanghai tarierten am Dienstag den Enthusiasmus nach den jüngsten Quarantäne-Lockerungen in China aus. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 1,1 Prozent auf 10.387 Stellen. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gewann dagegen 0,3 Prozent auf 33.305 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 bröckelte um 0,2 Prozent auf 3837 Zähler ab.
Im Tesla-Werk in Shanghai sollen die Bänder im Dezember und Januar weitgehend stillstehen. Einen Grund dafür gab Tesla nicht an. Ende 2021 und 2022 hatte der Elektroautobauer keine längeren Produktionspausen eingelegt. Die Nachfrage nach Tesla-Autos in China, dem größten Automobilmarkt der Welt, hat zuletzt nachgelassen. Aus der Autofabrik mit rund 20.000 Mitarbeitern kamen in den ersten neun Monaten des Jahres mehr als die Hälfte aller Neuwagen von Tesla weltweit. Die Aktie des Autobauers stürzte um 8,4 Prozent auf 112,84 Dollar ab. Auch die Rivalen Rivin und Lucid büßten rund sieben Prozent ein.
ZINSSPEKULATIONEN SETZEN ANLEIHEN ZU – ÖL IM AUFWIND
Spekulationen um die künftige Geldpolitik der US-Notenbank Fed nach den jüngsten Lockerungen in China setzten Staatsanleihen zu. Die Rendite der zehnjährigen Bonds sprang auf 3,843 Prozent vom 3,747 Prozent am Vortag. Die Investoren gehen von einem baldigen Aufschwung der zweitgrößten Wirtschaft der Welt aus. China ist ein wichtiger Handelspartner der USA, und eine stärkere Konjunktur dank anziehender Exporte könnte die Zentralbanken zu weiteren großen Zinsschritten veranlassen.
Analysten weisen allerdings darauf hin, dass es bei der Erholung noch haken kann. „Die Situation in China wird sich wohl verschlechtern, bevor sie besser werden kann. Auch das macht die neuesten Nachrichten zu einem gemischten Signal“, sagte Aoifinn Devitt, Chefanlagestrategin beim Vermögensberater Moneta in Chicago.
Gleichzeitig ließen Hoffnungen auf eine wachsende Nachfrage aus China den Ölpreis auf ein Drei-Wochen-Hoch steigen. Die Nordsee-Sorte Brent und die leichte US-Sorte WTI verteuerten sich um jeweils rund 1,5 Prozent auf 85,16 beziehungsweise 80,58 Dollar pro Barrel (159 Liter). Auch Industriemetalle wie Kupfer, Zink, Blei und Nickel notierten bis zu zwei Prozent höher.
CASINOBETREIBER UND CHINA-WERTE GEFRAGT
Die hohen Anleiherenditen machten Technologiewerten zu schaffen. Die Papiere von Apple, Amazon und des Grafikkartenherstellers Nvidia verloren bis zu 5,7 Prozent. Eine steigende Inflation und höhere Zinsen entwerten Experten zufolge zukünftige Gewinne dieser wachstumsstarken Firmen.
Gleichzeitig stiegen US-notierte chinesische Internetwerte wie Pinduoduo und JD.Com um 2,1 beziehungsweise 3,8 Prozent. Die Hoffnung auf eine Touristen-Welle aus China beflügelte auch US-Casinobetreiber. Die Papiere von Las Vegas Sands, Wynn Resorts und Melco Resorts & Entertainment sprangen um bis zu 8,2 Prozent. In der Volksrepublik ist Glücksspiel bis auf wenige Ausnahmen verboten, was chinesische Casino-Fans in die USA treibt.
Wetterbedingte Flugausfälle und Verspätungen am Weihnachtswochenende setzten Southwest Airlines zu. Die Aktien der US-Fluggesellschaft gaben 4,8 Prozent nach. Von den mehr als 3800 am Montag gestrichenen Flügen von US-Fluggesellschaften gingen 2800 auf das Konto von Southwest. Damit waren fast 70 Prozent aller für diesen Tag geplanten Flüge der Fluggesellschaft betroffen.
Tesla und Tech-Werte ziehen Wall Street nach unten
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Ödeldödel auf Pixabay
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