Bagdad, 30. Jul (Reuters) – In Irak haben am Samstag zum zweiten Mal binnen einer Woche tausende Anhänger des schiitischen Geistlichen Moqtada al-Sadr die Regierungszone gestürmt und sind in das Parlament eingedrungen. Sie fordern eine Regierung frei von ausländischem Einfluss und Korruption. Die Demonstranten, die von Sadr und seiner Bewegung angeführt wurden, rissen Betonbarrieren nieder und warfen Steine. Die Polizei setzte Tränengas ein. Nach Angaben der Behörden wurden mindestens 125 Menschen verletzt, darunter Demonstranten und Polizisten.
Sadrs Partei hatte die Wahlen im Oktober gewonnen. Sadr zog seine Abgeordneten aus dem Parlament aber ab, nachdem es ihm nicht gelungen war, eine Regierung zu bilden. Er wollte eine Allianz gegen schiitische Parteien bilden, von denen die meisten vom Iran unterstützt werden und über paramilitärische Unterstützergruppen verfügen. Durch den Rückzug gingen Dutzende Sitze an ein Bündnis schiitischer Parteien. Der Irak ist seit fast einem Jahr ohne Präsident und Ministerpräsident, weil die Lage festgefahren ist.
Sadr, dem seine Gegner ebenfalls Korruption vorwerfen, verfügt über viel Macht. Seine Gefolgsleute sitzen in einflussreichen Positionen in irakischen Ministerien und staatlichen Einrichtungen. Das Land verfügt über enorme Ölvorräte, leidet aber unter häufigen Stromausfällen, einem schlechten Bildungs- und Gesundheitswesen und einer hohen Arbeitslosigkeit gerade unter jungen Leuten.
Tausende stürmen Parlament in Bagdad
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