New York, 12. Feb (Reuters) – Während des Covid-Lockdowns sprudelten beim Fitness-Anbieter Peloton Interactive die Einnahmen. Nun verkaufen sich die bis zu 2500 Dollar teuren Fahrrad-Heimtrainer und Laufbänder samt den dazugehörigen Trainings-Abos deutlich schlechter, weil die Sportfans nach der Lockerung der Corona-Maßnahmen wieder ins Fitness-Studio gehen dürfen und sich auf dem Markt für Heim-Fitness immer mehr konkurrierende Angebote drängeln. Ob die von Übernahmeinteressenten umworbene Firma überleben wird, hängt nicht zuletzt von der Anziehungskraft der Trainer ab, die Peloton unter Vertrag hat. „Die Trainer haben sich als unglaublich wichtige Marken etabliert“, sagt Tim Calkins, Marketing-Professor an der Northwestern University im US-Bundesstaat Illinois.
Der drastische Einbruch des Peloton-Aktienkurses um 84 Prozent im vergangenen Jahr hat das Interesse potenzieller Käufer geweckt, darunter Berichten zufolge Schwergewichte wie Amazon und Nike. Um die sinkenden Umsätze abzufedern, kündigte Peloton am Dienstag massive Stellenstreichungen und einen Führungswechsel an. Bis zu ein Fünftel der Belegschaft soll gehen, Mitgründer John Foley tritt als Vorstandschef zurück. An seiner Stelle soll der frühere Spotify- und Netflix-Manager Barry McCarthy die Wende schaffen. Vom Stellenabbau verschont bleiben dabei die Online-Trainer, die für die Kundenbindung sorgen sollen. „Wenn ein Mitglied sieht, dass seine drei Lieblings-Trainer die Plattform verlassen, leidet die Bindung und das gesamte Angebot verliert stark an Wert“, sagt Marketing-Experte Calkins.
Zu den beliebtesten Trainern gehören Cody Rigsby und Robin Arzon, die jeweils mehr als eine Million Instagram-Follower haben und deren Facebook-Fanseiten Zehntausende von Peloton-Mitgliedern anziehen. Dieses Fan-Phänomen ermöglicht es dem Unternehmen, bei seinen Abonnenten eine Zwölf-Monats-Bindungsrate von 92 Prozent zu verzeichnen. Die Promi-Trainer bringen ihre Anhänger dazu, fleißig in die Pedale zu treten – und jeden Monat 39 Dollar Mitgliedsbeitrag zu zahlen.
ERST ZÖGERLICH, DANN SUPERFAN
„Für mich sind es zu 95 Prozent die Trainer“, sagt Amanda Segal, ein Peloton-Mitglied aus Maryland. 2018 kaufte sie ein Heimtrainer-Bike, ließ sich am Anfang aber nur langsam begeistern. Doch die Kontakte zu den Trainern – insbesondere zu der von London aus arbeitenden Leanne Hainsby – machten sie schließlich zu einem Superfan: Jetzt betreibt Segal eine Facebook-Seite für Hainsby-Fans mit 6500 Mitgliedern und moderiert einen Podcast über die Peloton-Community. Etwa 50 Hainsby-Fans, die sich über Facebook kennengelernt hatten, reisten sogar im November für ein Treffen nach London.
„Wenn Leanne morgen zu NordicTrack wechseln würde, würde ich wahrscheinlich ein NordicTrack-Fahrrad kaufen“, sagt Doug Ransom, ein Hainsby-Superfan aus Texas. Peloton-Mitglied Enisha Blakely trainiert mit der Bike-Lehrerin Tunde Oyeneyin und verweist ebenfalls auf den Sympathie-Faktor. „Sie könnte eine Freundin sein. Sie könnte eine Schwester sein.“
Besonders markentreu ist Alon Nager aus Maryland, der zunächst begeistert bei Online-Coach Jennifer Jacobs trainierte. Als diese 2019 Peloton verließ und sich mit einer eigenen Fitness-Marke selbstständig machte, habe sich seine Peloton-Erfahrung zum Schlechteren verändert – zumindest bis zur ersten virtuellen Radtour mit der neuen Trainerin Kendall Toole. „Sie hatte etwas Magisches an sich“, sagt Nager. „All die Gefühle kamen wieder, die ich bei der anderen Trainerin hatte.“
Star-Trainer sollen Peloton wieder fit machen
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Auch am heutigen Samstag, haben wir ein paar Marktentwicklungen zu vermelden.
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Update 12.2.22