Berlin/Scharm el-Scheich, 08. Nov – Die Weltklimakonferenz in Ägypten hat am Dienstag um ehrgeizigere Klimaschutzziele und mehr Hilfen für die ärmeren Staaten gerungen. Einige Länder wie etwa Norwegen kündigten am Dienstag schärfere eigene Klimaschutzziele an. Bundeskanzler Olaf Scholz warb für seine Idee eines internationalen Klimaklubs, um Handelskriege zu vermeiden. „Die globale Krise der fossilen Brennstoffe muss ein Wendepunkt sein. Nehmen wir also nicht den Highway zur Hölle, sondern verdienen wir uns das saubere Ticket in den Himmel“, mahnte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
Auf der Weltklimakonferenz (COP27) verhandelt die Staatengemeinschaft seit Sonntag über Wege, die Erderwärmung doch noch auf 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeitzu begrenzen. Die Vereinten Nationen (UN) hatten gewarnt, dass man zwar Fortschritte gemacht habe, sich aber immer noch auf einem Pfad einer Erderwärmung von 2,4 bis 2,8 Grad befinde. Dies würde massive Umweltschäden nach sich ziehen. Ein Durchbruch war vor der Konferenz bereits erreicht worden: Mit einem neuen Fonds sollen sich die am meisten betroffenen ärmeren Staaten mit einer Versicherung gegen Umweltschäden absichern können. Deutschland stellt dafür 170 Millionen Euro bereit.
Viele Staats- und Regierungschef aus Entwicklungsländern nutzten ihre Auftritte für schwere Angriffe auf die Industrieländer. „Wir sind den G20-Ländern, die für 80 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich sind, für unser Überleben verpflichtet“, sagte etwa Mark Brown, Ministerpräsident der Cook-Inseln im Pazifik. Die Industriestaaten schauten auf ihren Profit und hätten eine mangelnde Bereitschaft zu handeln, obwohl dies möglich wäre. „Die Öl- und Gasindustrie macht nach wie vor täglich fast drei Milliarden US-Dollar an Gewinnen“, kritisierte wiederum Gaston Browne, Ministerpräsident des ostkaribischen Inselstaates Antigua und Barbuda. „Es ist an der Zeit, dass diese Unternehmen eine globale Kohlenstoffsteuer auf ihre Gewinne als Finanzierungsquelle für Verluste und Schäden zahlen müssen.“
Eine UN-Expertengruppe kritisierte, Versprechungen von Unternehmen, Banken und Städten, dass sie Netto-Null-Emissionen erreichten, seien oft nicht viel mehr als sogenanntes „Greenwashing“. Der Bericht, der auf der Klimakonferenz veröffentlicht wurde, analysiert falsche Behauptungen über Fortschritte im Kampf gegen die globale Erwärmung, die Investoren und politische Entscheidungsträger verwirren könnten.
Scholz warb in Scharm el-Scheich am Rande der Beratungen gezielt darum, dass große Staaten wie China oder Indien bei dem Klimaklub mitmachen. Ziel des bisher von den westlichen G7-Staaten unterstützten, aber für alle offenen Klubs sei es gerade nicht, Zölle zu erheben, sondern einen weltweiten Zollkrieg im Zusammenhang mit unterschiedlichen Klimaschutzanstrengungen zu vermeiden.
Deshalb sei die erste Aufgabe, dass sich die Staaten darüber verständigten, „wie die verschiedenen Maßnahmen bewertet werden können, die ergriffen werden“. Scholz verwies etwa darauf, dass nicht alle Staaten den europäischen Weg einer CO2-Bepreisung gingen. Ziel sei es, dass kein unfairer Wettbewerb entstehe, weil einige Staaten mehr Klimaschutzanstrengungen als andere unternähmen.
Das Treffen in Ägypten wird auch genutzt, um große Verträge über den Ausbau der Erneuerbaren Energie abzuschließen. Zwischen den Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Ägypten wurde ein Abkommen über die Entwicklung eines der weltweit größten Onshore-Windprojekte in Ägypten unterzeichnet. Die Zehn-Gigawatt-Windfarm würde jährlich 47.790 Gigawattstunden Strom erzeugen und 23,8 Millionen Tonnen Kohlendioxidemissionen einsparen helfen. Das entspricht etwa neun Prozent der derzeitigen CO2-Emissionen Ägyptens.
Staatengemeinschaft ringt um härtere Klimaschutzziele
Quelle: Reuters
Titelfoto: Bild von PIRO auf Pixabay
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