Berlin, 16. Mrz – Im Zuge des Umbaus der Bild-Zeitung setzt der Axel Springer-Verlag auf ein komplett neues Management mit altgedienten Kräften. Den Vorsitz der Chefredaktionen der Bild-Gruppe übernimmt mit sofortiger Wirkung die langjährige Bild-Journalistin Marion Horn, wie der Berliner Konzern am Donnerstag überraschend mitteilte. Der langjährige „Focus“-Chefredakteur Robert Schneider werde zum 17. April wie geplant Bild-Chefredakteur. „Die derzeitigen Chefredakteure Johannes Boie, Alexandra Würzbach und Claus Strunz scheiden aus ihren bisherigen Rollen aus.“ Über mögliche künftige Aufgaben im Hause Axel Springer werde man später informieren.
Springer-Chef und Großaktionär Mathias Döpfner hat vor kurzem einen deutlichen Jobabbau bei den Zeitungen „Bild“ und „Welt“ angekündigt, ohne jedoch konkrete Zahlen zu nennen. Stellen sollen vor allem in Produktion, Layout und Verwaltung wegfallen. Branchenkenner rechnen insgesamt mit einem Abbau im dreistelligen Bereich. „Um auch künftig wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben, muss sich unser Ergebnis im deutschen Mediengeschäft in den nächsten drei Jahren um rund 100 Millionen Euro verbessern“, erklärte Döpfner Ende Februar. Gelingen soll dies über geringere Kosten und mehr Umsatz. Springer will sich mittel- bis langfristig von gedruckten Zeitungen verabschieden und sieht seine Zukunft als „digital only“.
Döpfner sagte nun, er freue sich sehr, dass Horn und Schneider wieder zurück zu Axel Springer und zum Boulevardblatt kommen. „Sie stehen für unseren Weg in die Zukunft.“ Horn war bereits über 25 Jahre bei Springer tätig, ab Januar 2001 als Mitglied der „Bild“-Chefredaktion. 2013 wurde sie als erste Frau Chefredakteurin der „Bild am Sonntag“, verließ den Konzern 2019 und zwar zwischenzeitlich bei der Kommunikationsberatung Kekst CNC als Partnerin tätig. Schneider startete seine Karriere bei der „Bild“-Zeitung, war für weitere Springer-Blätter tätig und später elf Jahre Chefredakteur, zuletzt beim Magazin „Focus“.
Claudius Senst, Chef der „Bild“-Gruppe, sagte, „Bild“ sei die Nummer 1 in Deutschland und solle dies auch im digitalen Zeitalter bleiben. „Das ist redaktionell, organisatorisch und kulturell eine fundamentale Transformation – sie erfordert auch Veränderungen der Chefredaktion.“ Die bisherige Führungsspitze hat damit offenbar die Erwartungen nicht erfüllt. Das Trio Boie, Würzbach und Strunz habe es nicht geschafft, eine Grundlage für die Zukunft zu legen, hieß es in der Branche. Nach der Affäre um den früheren „Bild“-Chef Julian Reichelt hatte Springer Boie im Oktober 2021 überraschend zum starken Mann bei „Bild“ gemacht. Kritiker warfen dem Ex-Chefredakteur der „Welt am Sonntag“ vor, ihm fehle der Stallgeruch vom Boulevard-Journalismus.
Springer tauscht Führung bei „Bild“ aus – Marion Horn wird Chefin
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Andrys Stienstra auf Pixabay
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