Frankfurt, 13. Sep (Reuters) – Die Folgen des Ukraine-Krieges bremsen nach einer Umfrage die Erholung von Mittelständlern vom Corona-Einbruch aus. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Erhebung des Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) hervor. „Wenn wir gemeinsam die wirtschaftliche Bedrohung durch Russland bestehen wollen, dann benötigen diese Unternehmen Hilfe,“ sagte DSGV-Präsident Helmut Schleweis am Dienstag bei der Vorstellung des sogenannten S-Mittelstands-Fitnessindexes. Die stark gestiegenen Energiepreise würden auch solide Unternehmen an den Rand der Belastungsgrenze bringen.
Der DSGV sieht noch keine Zeichen einer Krise bei den untersuchten Unternehmen. Es sei aber nicht auszuschließen, dass die Existenz einzelner Firmen bedroht sei. Kreditausfälle seien noch schwierig vorherzusagen, auch weil das Gesamtbild der Folgen des Ukraine-Kriegs differenziert sei. Während Unternehmen in der Chemieindustrie vor allem mit der Unsicherheit in der Gasversorgung kämpften, bereiteten im Maschinenbau eher die Unterbrechungen in den Lieferketten Sorgen. Für die Immobilienbranche gelte die Zinswende als die größte Herausforderung. Die Automobilindustrie dürfte laut der Umfrage trotz Materialknappheit und Lieferengpässen weiter wachsen.
HAUSHALTE MIT NETTOEINKOMMEN BIS 3600 EURO NICHT VERGESSEN
Ein „massiver Dämpfer“ für mittelständische Unternehmen sei der zurückhaltende Konsum der privaten Haushalte, sagte Schleweis. Nach Berechnungen des DSGV benötigen bei den aktuellen Preisen 60 Prozent der Haushalte ihre gesamten monatlichen Einkünfte oder sogar mehr, um ihre laufenden Ausgaben zu bezahlen. „Ich empfehle auch die Einkommen von rund 2000 bis 3600 Euro monatlich nicht zu vergessen“, sagte der DSGV-Präsident. „Diese sind heute in aller Regel keine Empfänger staatlicher Transferleistungen und kamen bisher mit ihrem Einkommen aus.“ Die Bundesregierung müsse sich auf die Entlastung von Haushalten mit einem Nettoeinkommen bis 3600 Euro konzentrieren.
Der „S-Mittelstands-Fitnessindex“ fußt auf der Auswertung von rund 300.000 anonymisierter Unternehmensbilanzen von Firmenkunden der Sparkassen aus dem vergangenen Jahr. Experten stellten fest, dass die Eigenkapitalquote der Mittelständler unverändert bei 40 Prozent blieb – ein Niveau, das energetische Investitionen weiterhin ermöglicht. Die Mitglieder des Verbandes vergaben im ersten Halbjahr rund 60 Milliarden Euro an Firmenkrediten und damit 19 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Umfrage ergab, dass auch Branchen, die Produktionsrückgänge verzeichneten, ihre Umsätze steigern konnten.
Sparkassen-Verband – Mittelstand braucht Hilfen gegen hohe Energiepreise
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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