Donnerstag, Dezember 26, 2024
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Spanisches Pilotprojekt zur Produktivität – Weniger Arbeit bei gleichem Gehalt

Madrid, 16. Dez – Spanien unterstützt in einem Pilotprojekt zur Produktivität kleinere und mittlere Industriebetriebe, die weniger Arbeitszeit bei gleicher Bezahlung testen wollen. Die Kürzung der Arbeitszeit müsse mindestens einen halben Tag pro Woche betragen und das Projekt mindestens zwei Jahre umgesetzt werden, erklärte das Industrieministerium am Freitag. Im ersten Jahr werde die Regierung bei den Gehältern Unterstützung leisten. Nur Mitarbeiter in Vollzeit dürften teilnehmen, zudem müssen je nach Größe des Unternehmens mindestens 30 Prozent der Mitarbeiter einbezogen werden. Die Regierung stellt insgesamt für das Projekt zehn Millionen Euro zur Verfügung.

Befürworter des sogenannten „skandinavischen Modells“ argumentieren, dass eine geringere Arbeitszeit zu einer höherer Produktivität führen kann. Die Debatte erhielt durch die Coronavirus-Pandemie weltweit neue Nahrung. In Spanien bietet der Telekom–Riese Telefonica seinen Mitarbeitern eine Vier-Tage-Woche an. Das Gehalt wird dabei um zwölf Prozent gekürzt. Der Software-Konzern El Sol mit Sitz in Andalusien berichtete 2021, eine Vier-Tage-Woche bei weiter vollem Lohn habe den Absatz um ein Fünftel gesteigert und die Zahl der Fehltage deutlich verringert. Neben der gestiegenen Produktivität habe sich auch die Zufriedenheit der Kunden und Mitarbeiter verbessert, sagte Marketingdirektor Pedro Cortes damals der Nachrichtenagentur Reuters. 

Auch außerhalb Spaniens haben diverse Firmen und Behörden in den vergangenen Jahren ähnliche Projekte ausprobiert. In Japan berichtete Microsoft 2020 von einer Produktivitätszunahme von 40 Prozent, nach dem der US-Software-Konzern seinen 2300 Mitarbeitern dort den Freitag freistelle. In Neuseeland führte die auf Nachlass–Planung spezialisierte Firma Perpetual Guardian nach einem Pilotprojekt 2018 die Vier-Tage-Woche als Normalfall an. „Das Unternehmen leidet nicht, es gedeiht“, sagte Gründer Andrew Barnes Reuters.

In anderen Fällen sind allerdings Neuanstellungen notwendig geworden, um die ausgefallene Arbeitszeit pro Mitarbeiter zu kompensieren. So musste Medienberichten zufolge die Regierung in Island insbesondere im Gesundheitswesen Millionensummen für neue Stellen ausgeben. Im Deutschland warnte Matthias Bianchi vom Deutschen Mittelstandsbund im September anlässlich eines Feldversuchs in Großbritannien: „Die Vier- oder Dreitagewoche eignet sich heute nicht für eine flächendeckende Anwendung in kleinen oder mittleren Unternehmen.“ Überall dort, wo seriell gearbeitet oder produziert werde, würden solche Modelle schnell an ihre Grenzen stoßen, sagte er der Tagesschau.

Spanisches Pilotprojekt zur Produktivität – Weniger Arbeit bei gleichem Gehalt

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von olivier gobet auf Pixabay

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