Sonntag, Dezember 22, 2024
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Solidarität und Gedenken zum Jahrestag des Ukraine-Kriegs

Kiew, 24. Feb – Zum Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine hat deren Präsident Wolodymyr Selenskyj dem Volk für seinen Durchhaltewillen gedankt und einen Sieg versprochen. Die Menschen hätten im vergangenen Jahr viel ausgehalten, sagte er am Freitag in einer Fernsehansprache. Sie hätten trotz Drohungen, Bombardierungen, Raketenbeschuss, Kamikazedrohnen, Stromausfällen und Kälte standgehalten. „Wir wurden nicht besiegt. Und wir werden alles für einen Sieg in diesem Jahr tun.“ Anschließend ehrte er bei einer 30-minütigen Zeremonie auf dem Sophienplatz in Kiew Soldaten mit Medaillen. „Allen, die für die Ukraine kämpfen, möchte ich sagen: ich bin stolz auf Euch“, sagte Selenskyj. „Wir alle sind stolz auf Euch.“ Als die Nationalhymne gespielt wurde, kämpfte er mit den Tränen. 

Im Land gedachten die Menschen den zehntausenden Toten, darunter auch zahlreichen Zivilisten. Genaue Zahlen gibt es nicht. „Ich habe meinen Sohn beerdigt, der im Militärdienst gefallen ist“, sagte die 75-jährige Walentyna Krysan, eine Ladenangestellte in Kiew. Sie habe auch ihren Mann beerdigt und sei nun auf sich allein gestellt. Das sei sehr hart. „Ich wünsche Euch einen friedlichen Tag und dass so was in Eurem Leben nie wieder vorkommt.“

Etliche Länder zeigten ihre Solidarität mit der Ukraine. In Paris wurde der Eiffelturm in den blau-gelben Nationalfarben der Ukraine angestrahlt. Am Brandenburger Tor in Berlin und am Empire State Building in New York war dies ebenfalls geplant. In Berlin stellten Aktivisten vor der russischen Botschaft ein Panzerwrack auf. In London wurden die Farben der Ukraine auf die Straße vor der russischen Botschaft gemalt. Bundeskanzler Olaf Scholz würdigte die Entschlossenheit der Ukrainer und kündigte weitere Unterstützung an – so stark und solange wie nötig.

In Russland waren keine Veranstaltungen zum Jahrestag geplant. Dort wurde am Donnerstag der jährliche „Tag des Verteidigers des Vaterlands“ begangen. Es gab am Abend ein Feuerwerk und Tags zuvor ein Popkonzert, zu dem auch Präsident Wladimir Putin kam. Putin hatte am 24. Februar 2022 den Einmarsch in die Ukraine befohlen. Er spricht von einer „militärischen Spezialoperation“ zur Demilitarisierung der Ukraine. Der Westen und die Ukraine bezeichnen die Invasion hingegen als völkerrechtswidrigen Angriffskrieg. 

Der Vormarsch der russischen Truppen wurde frühzeitig gestoppt, es gelang ihnen zu Beginn des Krieges nicht, die Hauptstadt Kiew einzunehmen. Im Verlauf eroberte die Ukraine Teile ihres Landes zurück. Die Ukraine wird von seinen internationalen Partner finanziell und militärisch unterstützt. Mehrere Länder kündigten die Lieferung von Kampfpanzern an. Polen teilte mit, die ersten Leopard-Panzer seien bereits in der Ukraine. Die USA wollten noch am Freitag weitere Finanzhilfen über 250 Millionen Dollar verkünden. Großbritannien zeigte sich bereit, Länder bei der Lieferung von Kampfjets russischer oder sowjetischer Bauart zu unterstützen. Auf Forderungen der Ukraine nach der Lieferung eigener Kampfjets ging die Regierung in London nicht ein. 

Derzeit konzentriert sich der Krieg auf den Osten und Süden der Ukraine. Dennoch steht etwa ein Fünftel der Landes unter russischer Kontrolle. Das ukrainische Militär berichtete am Freitag von verstärkten Kampfhandlungen. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, seine Angriffe entlang der Front in der ostukrainischen Region Donezk fortzusetzen. Dabei seien in den vergangenen 24 Stunden bis zu 240 ukrainische Soldaten getötet worden. Die Söldner-Truppe Wagner meldete die Einnahme des Dorfs Berchiwka nordwestlich der als strategisch wichtig angesehenen Stadt Bachmut. Angaben zum Kampfgeschehen können nicht unabhängig überprüft werden.

CHINA STELLT ZWÖLF-PUNKTE-PLAN VOR 

Frieden scheint nicht in Sicht. Der Berater von Präsident Selenskyj, Mychajlo Podoljak, bekräftigte die ukrainische Position, dass eine Ende des Krieges nur möglich ist, wenn Russland die Grenzen von 1991 – dem Jahr der Unabhängigkeit der Ukraine von der Sowjetunion – wieder einhält. Damit müsste Russland nicht nur auf die annektierten Gebiete im Osten und Süden der Ukraine, sondern auch auf die Halbinsel Krim verzichten. Russland forderte jedoch von der Ukraine, die neuen territorialen Gegebenheiten anzuerkennen.

Russlands Partner China präsentierte zum Jahrestag einen Zwölf-Punkte-Plan und forderte darin eine Waffenruhe und Friedensverhandlungen. Dialog sei der einzige Weg zur Lösung der Krise, hieß es in dem Papier des chinesischen Außenministeriums. Es müsse verhindert werden, dass der Konflikt außer Kontrolle gerate. Zu einem Einsatz von Atomwaffen dürfe es nicht kommen.

Die Ukraine sprach von einem guten Zeichen. Nato, Europäische Union und Deutschland reagierten zurückhaltend. China habe als Vermittler wenig Glaubwürdigkeit, da die Volksrepublik es bislang nicht vermocht habe, die Invasion der Ukraine zu verurteilen, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Es handele sich nicht um einen Friedensplan, sondern um Richtlinien, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. „Wir werden sie uns natürlich anschauen, aber vor dem Hintergrund, dass China längst Partei ergriffen hat.“ Wichtige Elemente, wie der Rückzug russischer Truppen, fehlten, sagte ein Sprecher der Bundesregierung in Berlin.

Kurz vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine hatten Putin und Präsident Xi Jingping eine umfassende Partnerschaft verabredet. Bei dem Besuch des chinesischen Top-Diplomaten Wang Yi am Mittwoch in Moskau wurde vereinbart, sie zu vertiefen. Bei der Abstimmung über eine UN-Resolution, in der ein Ende des Krieges gefordert wird, enthielt sich China. Die UN-Vollversammlung verurteilte das Vorgehen Russland am Vorabend des Jahrestages erneut mit deutlicher Mehrheit. 141 der 193 Mitgliedsstaaten stimmten am Donnerstag für die Resolution. Sechs Staaten votierten an der Seite Russlands mit Nein: Belarus, Nordkorea, Eritrea, Mali, Nicaragua und Syrien.

Solidarität und Gedenken zum Jahrestag des Ukraine-Kriegs

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von wal_172619 auf Pixabay

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