Montag, November 18, 2024
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„So schnell wie möglich lernen“ – IRIS-T-Ausbildung für Ukrainer

Irgendwo in Deutschland, 05. Mrz – In einem Wald irgendwo in Deutschland fernab besiedelter Gebiete nehmen rund 40 ukrainische Soldaten eine Art Crash-Kurs zur Bedienung eines der modernsten Flugabwehrsysteme – des deutschen IRIS-T SLM. Sie sind sicher, dass sich damit russische Raketenangriffe auf Ziele in der Ukraine weit besser abfangen lassen als mit anderem Gerät. Mit einer Reichweite bis zu 40 Kilometer und einem 360-Grad-Radius ist das IRIS-T für die Ukraine eine der begehrtesten Lieferungen aus Deutschland. 

„Unsere Hauptaufgabe ist, so schnell wie möglich zu lernen, so dass wir zurückgehen und weiter kämpfen können“, sagt der 45-jährige Myckhailo ein paar wenigen Journalisten, die erstmals Zugang zu dem Trainingsgelände der Bundeswehr erhalten haben. Ein bereits in der Ukraine stationiertes IRIS-T-System wird von den ukrainischen Streitkräften bereits erfolgreich eingesetzt für den Abschuss von russischen Marschflugkörpern oder auch von Shahed-Drohnen aus iranischer Herstellung. Der 36 Jahre alte Anatolii berichtet von einer Trefferquote des Systems von 100 Prozent – bei 51 Zielen habe es 51 Treffer gegeben. 

Für ihre Verteidigung brauche die Ukraine mindestens zwölf der IRIS-T-Systeme, sagt er. Bislang hat die Bundesregierung vier zugesagt, das zweite soll innerhalb der kommenden Wochen geliefert werden. Die deutsche Luftwaffe hat keines der Systeme, erwartet werden diese erst in zwei Jahren. Die Bundeswehr hat bislang medienwirksam die Ausbildung ukrainischer Soldaten am Kampfpanzer Leopard in Szene gesetzt, bei IRIS-T hielt man sich aber eher zurück. „Die Russen sehen IRIS-T als game changer“, sagt ein deutscher Offizier. „Es ist ein modernes System, das Potenzial der Leopard-Panzer kennen sie schon eine Weile.“ 

Den drei ersten Journalisten, denen nun der Zugang zu dem Gelände gewährt wurde, wurde Verschwiegenheit auferlegt, was den Ort betrifft. Mit Hilfe von live Radar-Bildern und Simulationen lernen die ukrainischen Soldaten, ihre Ziele auszumachen und abzuschießen. Auslöser ist ein „FIRE“-Feld auf einem Touch-Screen-Monitor. Gefragt, was der größte Unterschied zwischen dem IRIS-T und den sowjetisch gebauten Systemen S-300 oder Buk ist, nennen die Soldaten die größere Effektivität und die Komplexität. 

„NICHT HIER ALS TOURISTEN“ 

Ein Ausbilder der Bundeswehr sagt zu IRIS-T des deutschen Herstellers Diehl, das System könne nicht einfach mit einem An-und-Aus-Schalter bedient werden. „Hier haben Sie Knöpfe mit acht Unter-Menüs auf einem Touch-Screen.“ Verglichen mit den Patriot-Systemen braucht IRIS-T nur ein Drittel der Zeit, sein Radar auszufahren – eine kritische Komponente, weil die Systeme mit Einschalten des Radars für den Feind zu orten sind. 

Für die Auszubildenden Dmytro und Myckhailo sind das aber nicht die einzigen Dinge, die neu sind. Gefragt, wie sie sich in einem friedlichen Umfeld fühlen, fallen ihnen zuerst die Flugzeuge am Himmel auf. „In der Ukraine ist der Luftraum geschlossen“, sagt Dmytro. „Wenn da etwas fliegt, kann es gefährlich werden.“ Physisch sei es sehr angenehm in Deutschland, aber mental sehe das anders aus. „Wir können uns nicht erfreuen an der Situation, weil unsere Familien und Kameraden in der Ukraine sind und einige von ihnen schon gestorben sind.“ 

Myckhailo ergänzt: „Das Schönste ist, dass man acht Stunden am Stück schlafen kann.“ Ansonsten gönnen sich die ukrainischen Soldaten nicht viel: „Wir sind nicht hier als Touristen, das ist eine Geschäftsreise“, sagt er. „Nach dem Krieg werden wir zurückkommen, um zu entspannen, wenn es Frieden gibt. Aber jetzt sind wir Soldaten.“ 

„So schnell wie möglich lernen“ – IRIS-T-Ausbildung für Ukrainer

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von stayerimpact auf Pixabay

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