Das Smartphone ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, täglich schauen wir für mehrere Stunden auf das kleine Display herunter. Dies führt nicht nur zu Verspannungen und Schmerzen, sondern in zahlreichen Fällen sogar zum sogenannten „Tech Neck Knochen“, einer Verformung am Hinterkopf. Wir haben mit Alexander Srokovskyi gesprochen und er hat uns erklärt, was man gegen bereits vorhandene Fehlhaltungen machen kann und wie man zukünftigen vorbeugt.
So entstehen die Haltungsschäden
Die negativen Auswirkungen des Tech Neck können vorerst verhältnismäßig harmlos erscheinen. Dennoch sollten wir uns davor hüten, diese Haltung zu oft einzunehmen. Zunächst einmal kann sie Kopfschmerzen verursachen. Durch die Fehlhaltung des Kopfes werden die Nackenmuskeln überdehnt und können dadurch zu Schmerzen führen. Auch der Rest des Körpers kann unter dem Tech Neck leiden. So kann es zu chronischen Rückenschmerzen kommen, die sich aufgrund der Fehlhaltung des Kopfes verschlimmern können.
Ein weiterer negativer Effekt des Tech Neck ist die Beeinträchtigung unserer Sehschärfe. Wenn wir den Kopf ständig nach unten neigen, um auf unsere Smartphones zu schauen, fokussieren wir unsere Augen auf eine unnatürliche Art und Weise. Dadurch wird unsere Sehschärfe stark beeinträchtigt. Studien belegen, dass unser Körper Haltungsschäden aufgrund der vielen Zeit, die wir an Smartphone und Co. verbringen, entwickeln kann.
Eine Studie von australischen Forschern zeigte, dass beinahe jeder vierte 18- bis 30-Jährige, einen sogenannten Knochenstachel an seinem Hinterkopf hat. Die physische Hebelwirkung und die Schwerkraft können die Last auf den Kopf durch die Hebelwirkung um bis zu 25 Kilogramm erhöhen.
Haltungsschäden vermeiden
Der Experte empfiehlt, möglichst auf Schmerztabletten zu verzichten, da diese den Körper daran hindern, wichtige Warnsignale in Form von Verspannungen und Schmerzen zu senden. Auch Massagen, so entspannend sie auch sind, sind nicht dazu geeignet, das Problem zu lösen. Besser sind gezielte Übungen, die das zentrale Nervensystem reprogrammieren. Werden hierfür nur drei Minuten täglich investiert, können Handynacken und Knochenstachel wirksam vermieden werden.
Das Problem richtig angehen
Die meisten Menschen versuchen, den „Tech Neck“ und andere Nackenprobleme in den Griff zu bekommen, indem sie auf Schmerztabletten, Wärmepflaster sowie klassische Muskeldehnungen oder Massagen zurückgreifen. Diese Maßnahmen haben allerdings den Nachteil, dass sie nur einen kurzzeitigen Effekt haben. Oft wird vergessen, an der eigentlichen Ursache zu arbeiten – diese ist vor allem durch eine schlechte Haltung und die Instabilität unserer zu schwachen Haltemuskulatur in der Nackengegend bedingt.
Außerdem wird häufig angenommen, dass ein ergonomisch gestalteter Arbeitsplatz gesundes Sitzen und Stehen ermöglicht. Ein langes Verweilen in einer Position oder das Fehlen von gezieltem Training der Nackenmuskulatur führt jedoch unweigerlich zu einer schlechten Haltung und schließlich zu Beschwerden. Weiterhin begünstigt die regelmäßige Nutzung von Mobilgeräten auch strukturelle Schäden.
Einfaches Dehnen kann laut Alexander Srokovskyi helfen, Symptome wie Verspannungen und Schmerzen zu reduzieren. Allerdings arbeitet man damit nicht an der Ursache. Wenn Muskulatur schwach ist, ist sie von ihrer Haltearbeit überfordert und verspannt. Durch die Dehnung verringert sich zwar kurzzeitig die Schutzspannung der Muskulatur, doch dieser Effekt bleibt nicht dauerhaft wirksam bestehen.
Der nachhaltigste Weg, der Entstehung von Nackenproblemen vorzubeugen, ist ein Haltungstraining in Kombination mit einer Tiefenstabilisierung der Wirbelsäulenmuskulatur. Für einen Soforteffekt sind Nervenmobilisationen gut geeignet, um die Beweglichkeit des Nackens zu verbessern.
Wirkungsvolle Übung mit positivem Effekt
Beispielsweise kann der Smart-Body-Haltungsbooster einen positiven Effekt auf den Tech Neck haben. Diese Übung hilft, eine aufrechte Körperhaltung zu bekommen und sollte barfuß ausgeführt werden. Man stellt sich hierzu schulterbreit auf und bewegt die Arme dann leicht vom Oberkörper weg, sodass die Hände auf Hüfthöhe bleiben. Anschließend werden die Finger gestreckt und gespreizt. Nun geht man leicht in die Hocke. Hierbei ist es wichtig, dass die Knie nicht über die Zehenspitzen hinausragen. Jetzt wird das Gesäß und der Bauch angespannt, sodass unter den Fußballen Druck aufgebaut wird. Dieser Druck soll sich gleichermaßen auf die Fußballen der Großzehen sowie auf den Außenbereich des Fußes verteilen.
Fazit
Es ist wichtig, auf die richtige Körperhaltung bei der Smartphone-Nutzung zu achten. Durch einige einfache Übungen kann man Tech Neck und weiteren Haltungsproblemen effektiv vorbeugen und bereits bestehende Beschwerden sogar verbessern. Beachtet man diese Hinweise, verbessert sich nicht nur die Körperhaltung sondern die Gesundheit gleich mit.
„Smartphone-Nacken“ durch falsche Haltung – was hilft dagegen?
Autor
Alexander Srokovskyi ist studierter Physiotherapeut mit Qualifikationen im Bereich Sportphysiotherapie, Sportosteopathie, Osteopathie, Neurorehabilitation, Handtherapie und Neuroathletik. Als gefragter Experte schreibt er für den Droemer & Knaur Verlag, sowie für zahlreiche internationale Zeitschriften und Fachmagazine.
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder