Frankfurt, 07. Nov – Die Europäische Zentralbank (EZB) hat aus Sicht der Ratingagentur Scope mit ihrem Zinserhöhungskurs den Handlungsdruck für Wirtschaftsreformen in den Euro-Ländern verstärkt. Mit den steigenden Zinsen vergrößerten sich in den kommenden Jahren die Probleme der Schuldentragfähigkeit, selbst wenn länderspezifische Steigerungen der Anleiherenditen eingegrenzt blieben, teilte der für Länderratings zuständige Scope-Direktor, Alvise Lennkh-Yunus, am Montag mit. Regierungen müssten angesichts des Kurses der EZB zur Eindämmung der Inflation ihre Haushalte an höhere Zinsausgaben anpassen. Wachstumsfördernde Reformen seien vor dem Hintergrund der erhöhten öffentlichen Schuldenstände daher dringend erforderlich.
Im Kampf gegen die hohe Inflation, die im Oktober das Rekordniveau von 10,7 Prozent erreichte, hat die EZB in rascher Abfolge die Schlüsselzinsen insgesamt um 2,0 Prozentpunkte angehoben. Der Leitzins im Euro-Raum liegt damit inzwischen bei 2,0 Prozent und der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz bei 1,50 Prozent. Ratingspezialist Lennkh-Yunus wies darauf hin, dass die Notenbank aber nicht nur entschlossen sei, Preisstabilität zu sichern.
Sie wolle zudem dafür sorgen, dass sich die Renditeaufschläge der Staatsanleihen (Spreads) in Grenzen halten. Ein Kompromiss in der Geldpolitik sei daher wahrscheinlich: höhere kurzfristige Zinsen, um die Inflation zu bekämpfen, aber nur ein sehr graduelles Herunterfahren der Anleihenbestände der Notenbank mit nötigenfalls zusätzlichen Interventionen, um Finanzstabilität zu gewährleisten.
Scope warnte davor, dass durch altersbedingte Sozialausgaben, den Druck in Richtung steigender Verteidigungsausgaben sowie durch die Anforderungen der Energiewende Haushaltsanstrengungen erschwert würden. Für Lennkh-Yunus steht daher fest: „In diesem Umfeld ist die Umsetzung wachstumsfördernder Reformen daher von entscheidender Bedeutung, um die Tragfähigkeit der öffentlichen Verschuldung zu gewährleisten.“
Scope – EZB-Straffungskurs erhöht Reformdruck in Euro-Ländern
Quelle: Reuters
Titelfoto: Bild von Frank Bender auf Pixabay
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