Frankfurt, 24. Jun (Reuters) – Schnäppchenjäger haben Europas Börsen zum Ende einer von Nervosität geprägten Woche auf die Beine geholfen. Der Dax lag am Freitagnachmittag 0,7 Prozent im Plus bei 13.008 Punkten, der EuroStoxx50 notierte 1,5 Prozent höher bei 3488 Punkten. Die US-Futures lagen ebenfalls im Plus. Die Liste der Belastungsfaktoren für die Aktienmärkte sei aber immer noch lang, warnten Strategen. „Krieg, Inflation, steigende Zinsen, gestörte Lieferketten und eine nicht enden wollende Pandemie“, zählten die Marktexperten von Marcard, Stein & Co auf. Dennoch könnten gerade in Zeiten steigender Preise Aktien ein geeignetes Investment sein. „Wenn eine Rezession im kommenden Jahr ausbleibt oder moderat verläuft, dürften die negativen Auswirkungen auf defensive Sektoren überschaubar sein.“
Investoren sorgen sich angesichts der stockenden Gaslieferungen aus Russland allerdings vermehrt um die heimische Konjunktur, nachdem die Bundesregierung die sogenannte Gas-Alarmstufe ausgerufen hatte. Bei einem Ausfall der Gasversorgung in Deutschland könnten der deutschen Wirtschaft unruhige Zeiten bevorstehen, hieß es bei der DZ Bank. Auch die Stimmungsumfrage des Ifo-Instituts in den deutschen Chef-Etagen trübte sich im Juni überraschend stark ein. „Steigende Energiepreise und die drohende Gasknappheit bereitet der deutschen Wirtschaft große Sorgen“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.
KONJUNKTURSORGEN LASTEN AUF KUPFERPREIS
Erneut abwärts ging es für Kupfer. Der Preis für das Industriemetall fiel um bis zu 2,2 Prozent auf ein Eineinhalb-Jahres-Tief von 8220 Dollar je Tonne. Die drastischen Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed und die strengen Corona-Beschränkungen in China trübten die Nachfrage-Aussichten ein, schrieben die Analysten des Research-Hauses Fitch Solutions.
Die positive Seite dieser Entwicklung sei, dass sie Inflations- und Zinserhöhungsängste dämpfe, sagte Anlagestratege Brian Daingerfield von der Bank NatWest. „Ein Großteil der Furcht vor einer ‚harten Landung‘ der Wirtschaft hängt von den Rohstoffpreisen ab.“
ZALANDO-PROGNOSESENKUNG SETZT ONLINE-MODEHÄNDLERN ZU
Bei den deutschen Aktienwerten verschreckte Zalando Investoren mit einer Prognose-Senkung. „Die Warnung wurde zwar allgemein erwartet, ihr Umfang ist aber deutlich größer als gedacht“, kommentierte Analystin Georgina Johanan von der Bank JPMorgan. Zalando-Papiere brachen zeitweise um 18 Prozent ein und waren mit 20,94 Euro so billig wie zuletzt vor siebeneinhalb Jahren. Im Verlauf grenzten sie ihre Verluste auf gut drei Prozent ein. In ihrem Sog rutschten Titel der Mitbewerber About You, Asos und Boohoo um bis zu 1,9 Prozent ab. Der europäische Einzelhandelssektor-Index notierte zeitweise so niedrig wie zuletzt beim Börsen-Crash vom März 2020.
Ermutigende Testergebnisse für einen Impfstoff gegen die Omikron-Variante des Coronavirus ermunterten Anleger zum Einstieg bei den Entwicklern GlaxoSmithKline und Sanofi. Die Aktien der beiden Pharmakonzerne stiegen um bis zu 3,5 Prozent.
Gefragt waren auch Aktien der Deutschen Post, die sich um 1,3 Prozent verteuerten. Sie profitierten vom optimistischen Ausblick des US-Rivalen FedEx, sagte ein Börsianer.
Schnäppchenjäger stützen Börsen – Stimmung bleibt fragil
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