Frankfurt, 15. Aug (Reuters) – Der Stahlkonzern SalzgitterSZGG.DE setzt für den Fall einer möglichen Gasrationierung für sich auf Ausnahmeregelungen, um die Produktion aufrechtzuerhalten. Salzgitter sei auf verschiedenen Ebenen mit der Bundesnetzagentur in Kontakt, um die kritische Bedeutung des Unternehmens für die lokale Wirtschaft zu vermitteln, sagte Vorstandschef Gunnar Groebler der Nachrichtenagentur Reuters. Die Gespräche liefen über die Wirtschaftsvereinigung Stahl, die die Interessen der Branche bündele. Daneben stehe das Unternehmen aber auch direkt mit den Fachbereichen der Regulierungsbehörde in Verbindung. „Mit denen sind wir im Gespräch, das ist doch klar.“
Groebler sagte, er halte es für unwahrscheinlich, dass Salzgitter das Gas abgestellt werde. Zur Begründung führte er an, dass das Unternehmen die Rohre produziere, mit denen die LNG-Terminals in Wilhelmshaven und Brunsbüttel mit dem Gasnetz verbunden werden sollen. In Wilhelmshaven seien dies etwa 30 Kilometer Leitungen, in Brunsbüttel etwa 50 Kilometer. „Wir sind damit Teil der Lösung der Frage nach einer größeren Energieunabhängigkeit.“ Außerdem liefere das Unternehmen Fernwärme für die Stadt Salzgitter mit ihren etwa 100.000 Einwohnern. Als weiteres Argument führte Groebler an, dass Salzgitter drittgrößter Produzent von Trinkwasser in Niedersachsen sei.
Der Konzern versuche, soviel Gas wie möglich einzusparen. „Das führt dazu, dass wir an der einen oder anderen Stelle gegebenenfalls auch Wärme-Öfen temporär rausnehmen“, erläuterte Groebler. Von vier solchen Öfen am Standort Salzgitter seien derzeit nur drei im Betrieb. „Wir kompensieren das mit längeren Laufzeiten, was zu mehr Personalaufwand führt und auch mit weniger Menge einhergeht, das muss man auch klar sagen.“ Aber damit werde auf jeden Fall Energie eingespart. Das sei zum einen ökonomisch durch die höheren Gaspreise verursacht, aber auch ein Beitrag des Unternehmens zur aktuellen Spardiskussion. „Wenn Sie jetzt alles zusammen nehmen, sind wir bei einer Einsparung von etwas mehr als 20 Prozent Stand heute im Vergleich zum Vorjahr“, sagte der Salzgitter-Chef.
Die Netzagentur muss im Fall einer Gasmangelage entscheiden, wer noch wieviel Gas bekommt. Dies wäre der Fall, wenn nach den ersten beiden Stufen des Notfallplans Gas auch die dritte ausgerufen würde. Seit Monaten trommeln große Verbraucher aus der Industrie dafür, möglichst von Kürzungen verschont zu bleiben. Hierfür reichen sie Daten ein, die beispielsweise angeben, wie groß die Schäden für das Unternehmen, die Lieferketten oder die Arbeitsplätze wären. Die Netzagentur kann auf dieser Grundlage weitere Anfragen stellen und entscheiden. Zu den großen Gas-Verbrauchern gehören die Chemie-, Stahl-, Glas-, Aluminium- und die Papierindustrie.
Salzgitter sieht Chancen für Sonderrolle bei Gasnotstand
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