Die eigenen “ roten Knöpfe “ erkennen und dem Reiz-Reaktionsmechanismus entkommen
Im Alltag als Gründer oder Unternehmer kann es leicht passieren, dass du auf das Verhalten anderer emotional überreagierst, oft unangemessen zur Situation. Es fühlt sich an, als hätte jemand einen „roten Knopf“ gedrückt. Gründer stehen regelmäßig unter Druck – sei es bei Verhandlungen mit Partnern, Kritik von Investoren oder bei internen Diskussionen im Team. Ein solcher Moment kann leicht zur Überreaktion führen und das Miteinander belasten. Besonders in jungen Teams, wo der Erfolg eng mit der Teamdynamik verknüpft ist, kann das fatale Folgen haben: Missverständnisse, sinkendes Vertrauen und verschlechterte Zusammenarbeit.
Aber was genau sind diese “ roten Knöpfe “ und wie beeinflussen sie dein Verhalten? “Rote Knöpfe“ sind Trigger – also Reize, die in bestimmten Situationen starke, meist unangenehme Emotionen auslösen. Oft haben diese Reaktionen nichts mit dem aktuellen Moment zu tun, sondern beruhen auf alten, unverarbeiteten Erfahrungen. Das Gehirn erinnert sich an vergangene, belastende Erlebnisse und aktiviert dein „inneres Alarmsystem“, das dich ursprünglich in Gefahrensituationen schützen sollte. Diese Schutzreaktion führt jedoch oft dazu, dass du unbewusst in den Kampf- oder Fluchtmodus gehst, statt klar zu denken und bewusst zu handeln.
Wie du dem Reiz-Reaktionsmechanismus entkommst
Die gute Nachricht: Du kannst lernen, deine emotionalen Reaktionen besser zu steuern. Besonders für Gründer, die oft in schwierigen oder stressigen Situationen sind, kann das entscheidend sein.
Hier einige bewährte Strategien, um den eigenen „roten Knopf“ zu entschärfen:
Abstand nehmen Handle nicht, wenn du emotional aufgewühlt bist. Wenn du merkst, dass deine Emotionen hochkochen, nimm dir eine kurze Auszeit. Atme tief durch und gib dir selbst den Raum, bevor du reagierst. So verhinderst du, dass du im Eifer des Gefechts Dinge sagst oder tust, die du später bereuen könntest.
Bewusstsein entwickeln Verstehe, warum bestimmte Situationen oder Verhaltensweisen in dir starke Reaktionen hervorrufen. Oft liegen die Ursachen in der Vergangenheit. Es ist wichtig, dir dieser Auslöser bewusst zu werden, um sie in Zukunft besser zu kontrollieren.
Das ABC-Modell des Psychologen Albert Ellis kann dir dabei helfen. Es zeigt, dass zwischen dem auslösenden Reiz (A) und deiner Reaktion (C) eine Bewertung (B) liegt. Diese Bewertung ist der eigentliche Grund für deine Reaktion. Indem du lernst, deine Gedanken über eine Situation zu hinterfragen und neu zu bewerten, kannst du dein Verhalten ändern.
Eigenes Denken überprüfen und anpassen
Frage dich, welche Überzeugungen deinem Verhalten zugrunde liegen und ob diese wirklich der Wahrheit entsprechen. Gibt es alternative Möglichkeiten, die Situation zu interpretieren? Diese innere Arbeit hilft dir, bewusster und konstruktiver zu reagieren.
Praxisbeispiel: Umgang mit Kritik
Auch Gründer erleben oft Kritik – sei es von Investorenseite, vom Mentor oder dem eigenen Team. Stell dir vor, du bekommst bei einem wichtigen Pitch harsche Kritik an deiner Strategie. Wenn du getriggert bist, könnte deine erste Reaktion defensiv oder wütend ausfallen. Doch indem du innehältst, deine Emotionen überprüfst und dir bewusst machst, dass Kritik oft hilft, deine Ideen zu verbessern, kannst du anders reagieren. Vielleicht kannst du sogar offen für den Input sein und dadurch langfristig bessere Entscheidungen treffen.
Fazit
Als Gründer ist es besonders wichtig, sich der eigenen “ roten Knöpfe “ bewusst zu werden und den Reiz-Reaktionsmechanismus zu durchbrechen. Indem du lernst, deine emotionalen Auslöser zu erkennen und besser mit ihnen umzugehen, stärkst du nicht nur deine eigene Resilienz, sondern auch die Zusammenarbeit und das Vertrauen in deinem Team. So schaffst du eine gesunde Unternehmenskultur, die langfristigen Erfolg unterstützt.
Autor
Petra Basler, M.A., Professional Certified Coach (ICF), Associate Partner bei Leadership Choices. Als Expertin für Einzelcoaching unterstützt sie seit 2001 Führungskräfte zu den Kernthemen Führung, Resilienz und Umgang mit Veränderungen. Im Fokus stehen Entwicklung der Führungspersönlichkeit und Zukunftsfähigkeit des Einzelnen.
Bildnachweis: Julia Bruns, einzigARTig Fotografie, Kaarst
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